Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

unser Freund sein. Ich war bereitwillig dazu, Ach laß
ihn, er kommt den Winter nach Frankfurt, erstlich ver¬
gißt ein Prinz leicht so was über vielen andern Zer¬
streuungen, denn der glaubt gar nicht daß es möglich
wär, daß wenn man sich ganz an etwas hingäbe, daß
dadurch grade allein der Scharfblick die Wägungskraft
der Allseitigkeit entspringe, nach der sie alle jagen und
sich drin verflattern und dann ist er auch krank und
hat wenig gesunde Tage, einem solchen muß man alle
heilende Quellen zuströmen. -- Adieu. Morgen Nach¬
mittag ist eine große Parthie zu Esel und morgen Vor¬
mittag geht die gute Kurprinzessin weg. -- Und in
aller Früh um drei Uhr wollen die Engländer mit uns
einen Berg ersteigen und die Sonne aufgehen sehen,
die andern wollten den Voigt nicht mit haben, ich habs
ihm aber doch gesteckt, sonst langeweile ich mich, so wie
die andern behaupten, daß er sie langeweilt. Morgen
früh kommt die Bothenfrau, ich schicke diesen Brief mit,
obschon er noch nicht so gefährlich lang ist wie mein
erster, aber du bist maulhängolisch und da will ich Dich
ein bischen kitzeln, mit der unmuthigen Geschichte vom
Herzog, daß Du mit Gewalt lachen mußt wenn Du
auch noch so sehr den Mund zusammenziehst. Gelt es
macht Dir doch Plaisir? Ich hab mir seine Liebeserklärung

unſer Freund ſein. Ich war bereitwillig dazu, Ach laß
ihn, er kommt den Winter nach Frankfurt, erſtlich ver¬
gißt ein Prinz leicht ſo was über vielen andern Zer¬
ſtreuungen, denn der glaubt gar nicht daß es möglich
wär, daß wenn man ſich ganz an etwas hingäbe, daß
dadurch grade allein der Scharfblick die Wägungskraft
der Allſeitigkeit entſpringe, nach der ſie alle jagen und
ſich drin verflattern und dann iſt er auch krank und
hat wenig geſunde Tage, einem ſolchen muß man alle
heilende Quellen zuſtrömen. — Adieu. Morgen Nach¬
mittag iſt eine große Parthie zu Eſel und morgen Vor¬
mittag geht die gute Kurprinzeſſin weg. — Und in
aller Früh um drei Uhr wollen die Engländer mit uns
einen Berg erſteigen und die Sonne aufgehen ſehen,
die andern wollten den Voigt nicht mit haben, ich habs
ihm aber doch geſteckt, ſonſt langeweile ich mich, ſo wie
die andern behaupten, daß er ſie langeweilt. Morgen
früh kommt die Bothenfrau, ich ſchicke dieſen Brief mit,
obſchon er noch nicht ſo gefährlich lang iſt wie mein
erſter, aber du biſt maulhängoliſch und da will ich Dich
ein bischen kitzeln, mit der unmuthigen Geſchichte vom
Herzog, daß Du mit Gewalt lachen mußt wenn Du
auch noch ſo ſehr den Mund zuſammenziehſt. Gelt es
macht Dir doch Plaiſir? Ich hab mir ſeine Liebeserklärung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p rendition="#right"><pb facs="#f0109" n="93"/>
un&#x017F;er Freund &#x017F;ein. Ich war bereitwillig dazu, Ach laß<lb/>
ihn, er kommt den Winter nach Frankfurt, er&#x017F;tlich ver¬<lb/>
gißt ein Prinz leicht &#x017F;o was über vielen andern Zer¬<lb/>
&#x017F;treuungen, denn der glaubt gar nicht daß es möglich<lb/>
wär, daß wenn man &#x017F;ich ganz an etwas hingäbe, daß<lb/>
dadurch grade allein der Scharfblick die Wägungskraft<lb/>
der All&#x017F;eitigkeit ent&#x017F;pringe, nach der &#x017F;ie alle jagen und<lb/>
&#x017F;ich drin verflattern und dann i&#x017F;t er auch krank und<lb/>
hat wenig ge&#x017F;unde Tage, einem &#x017F;olchen muß man alle<lb/>
heilende Quellen zu&#x017F;trömen. &#x2014; Adieu. Morgen Nach¬<lb/>
mittag i&#x017F;t eine große Parthie zu E&#x017F;el und morgen Vor¬<lb/>
mittag geht die gute Kurprinze&#x017F;&#x017F;in weg. &#x2014; Und in<lb/>
aller Früh um drei Uhr wollen die Engländer mit uns<lb/>
einen Berg er&#x017F;teigen und die Sonne aufgehen &#x017F;ehen,<lb/>
die andern wollten den Voigt nicht mit haben, ich habs<lb/>
ihm aber doch ge&#x017F;teckt, &#x017F;on&#x017F;t langeweile ich mich, &#x017F;o wie<lb/>
die andern behaupten, daß er &#x017F;ie langeweilt. Morgen<lb/>
früh kommt die Bothenfrau, ich &#x017F;chicke die&#x017F;en Brief mit,<lb/>
ob&#x017F;chon er noch nicht &#x017F;o gefährlich lang i&#x017F;t wie mein<lb/>
er&#x017F;ter, aber du bi&#x017F;t maulhängoli&#x017F;ch und da will ich Dich<lb/>
ein bischen kitzeln, mit der unmuthigen Ge&#x017F;chichte vom<lb/>
Herzog, daß Du mit Gewalt lachen mußt wenn Du<lb/>
auch noch &#x017F;o &#x017F;ehr den Mund zu&#x017F;ammenzieh&#x017F;t. Gelt es<lb/>
macht Dir doch Plai&#x017F;ir? Ich hab mir &#x017F;eine Liebeserklärung<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0109] unſer Freund ſein. Ich war bereitwillig dazu, Ach laß ihn, er kommt den Winter nach Frankfurt, erſtlich ver¬ gißt ein Prinz leicht ſo was über vielen andern Zer¬ ſtreuungen, denn der glaubt gar nicht daß es möglich wär, daß wenn man ſich ganz an etwas hingäbe, daß dadurch grade allein der Scharfblick die Wägungskraft der Allſeitigkeit entſpringe, nach der ſie alle jagen und ſich drin verflattern und dann iſt er auch krank und hat wenig geſunde Tage, einem ſolchen muß man alle heilende Quellen zuſtrömen. — Adieu. Morgen Nach¬ mittag iſt eine große Parthie zu Eſel und morgen Vor¬ mittag geht die gute Kurprinzeſſin weg. — Und in aller Früh um drei Uhr wollen die Engländer mit uns einen Berg erſteigen und die Sonne aufgehen ſehen, die andern wollten den Voigt nicht mit haben, ich habs ihm aber doch geſteckt, ſonſt langeweile ich mich, ſo wie die andern behaupten, daß er ſie langeweilt. Morgen früh kommt die Bothenfrau, ich ſchicke dieſen Brief mit, obſchon er noch nicht ſo gefährlich lang iſt wie mein erſter, aber du biſt maulhängoliſch und da will ich Dich ein bischen kitzeln, mit der unmuthigen Geſchichte vom Herzog, daß Du mit Gewalt lachen mußt wenn Du auch noch ſo ſehr den Mund zuſammenziehſt. Gelt es macht Dir doch Plaiſir? Ich hab mir ſeine Liebeserklärung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/109
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/109>, abgerufen am 28.11.2024.