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[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.

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noch alles, und dies besonders war meine Lieblingsfreude,
die ersten Strahlen der Morgensonne in diesen Harz-
diamanten sich spieglen zu sehen.

Das Wasser lief aus dem Bassin unter der Erde
bis zum Ende des runden Gartens, und stürzte von da
wieder eine hohe Treppe hinab in den dritten Garten,
der den runden Garten ganz umzog, und grad' so tief
lag, daß die Wipfel seiner Bäume wie ein Meer den
runden Garten umwogten. Es war so schön, wenn sie
blüthen, oder auch wenn die Äpfel und die Kirschen
reiften, und die vollen Äste herüber streckten. Oft lag
ich unter den Bäumen in der heißen Mittagssonne, und
in der lautlosen Natur wo sich kein Hälmchen regte,
fiel die reife Frucht neben mir nieder in's hohe Gras;
ich dachte: "dich wird auch keiner finden!" da streckte
ich die Hand aus nach dem goldnen Apfel und berührte
ihn mit meinen Lippen, damit er doch nicht gar umsonst
gewesen sein solle.


Nicht wahr, die Gärten waren schön! -- zauberisch!
Da unten sammelte sich das Wasser in einem steiner-
nen Brunnen, der von hohen Tannen umgeben war;

noch alles, und dies beſonders war meine Lieblingsfreude,
die erſten Strahlen der Morgenſonne in dieſen Harz-
diamanten ſich ſpieglen zu ſehen.

Das Waſſer lief aus dem Baſſin unter der Erde
bis zum Ende des runden Gartens, und ſtürzte von da
wieder eine hohe Treppe hinab in den dritten Garten,
der den runden Garten ganz umzog, und grad' ſo tief
lag, daß die Wipfel ſeiner Bäume wie ein Meer den
runden Garten umwogten. Es war ſo ſchön, wenn ſie
blüthen, oder auch wenn die Äpfel und die Kirſchen
reiften, und die vollen Äſte herüber ſtreckten. Oft lag
ich unter den Bäumen in der heißen Mittagsſonne, und
in der lautloſen Natur wo ſich kein Hälmchen regte,
fiel die reife Frucht neben mir nieder in's hohe Gras;
ich dachte: „dich wird auch keiner finden!“ da ſtreckte
ich die Hand aus nach dem goldnen Apfel und berührte
ihn mit meinen Lippen, damit er doch nicht gar umſonſt
geweſen ſein ſolle.


Nicht wahr, die Gärten waren ſchön! — zauberiſch!
Da unten ſammelte ſich das Waſſer in einem ſteiner-
nen Brunnen, der von hohen Tannen umgeben war;

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[59/0069] noch alles, und dies beſonders war meine Lieblingsfreude, die erſten Strahlen der Morgenſonne in dieſen Harz- diamanten ſich ſpieglen zu ſehen. Das Waſſer lief aus dem Baſſin unter der Erde bis zum Ende des runden Gartens, und ſtürzte von da wieder eine hohe Treppe hinab in den dritten Garten, der den runden Garten ganz umzog, und grad' ſo tief lag, daß die Wipfel ſeiner Bäume wie ein Meer den runden Garten umwogten. Es war ſo ſchön, wenn ſie blüthen, oder auch wenn die Äpfel und die Kirſchen reiften, und die vollen Äſte herüber ſtreckten. Oft lag ich unter den Bäumen in der heißen Mittagsſonne, und in der lautloſen Natur wo ſich kein Hälmchen regte, fiel die reife Frucht neben mir nieder in's hohe Gras; ich dachte: „dich wird auch keiner finden!“ da ſtreckte ich die Hand aus nach dem goldnen Apfel und berührte ihn mit meinen Lippen, damit er doch nicht gar umſonſt geweſen ſein ſolle. Nicht wahr, die Gärten waren ſchön! — zauberiſch! Da unten ſammelte ſich das Waſſer in einem ſteiner- nen Brunnen, der von hohen Tannen umgeben war;

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Zitationshilfe: [Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe03_1835/69>, abgerufen am 23.11.2024.