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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

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gefügt habe, wer kann das bezweiflen. Ob Du aber
dein Herz wohl mit meinem verschränkt habest, dagegen
erheben sich bei mir zu manchen trüben Stunden Zwei-
fel von schweren Seufzern begleitet. Am Rhein hab'
ich Dir viel und liebend geschrieben, ja ich war ganz
in deiner Gewalt, und was ich dachte und fühlte war
weil ich im Geiste Dich ansah, nun haben wir eine
Pause gemacht beinah vier Monate, Du hast mir noch
nicht geantwortet auf zwei Briefe.

Es liegt mir an allem Nichts, aber daran liegt
mir, daß ich um Dich nicht betrogen werde; daß mir
kein Wort; kein Blick von Dir gestohlen werde, ich
hab Dich so lieb das ist alles, mehr wird nicht in
mich gehen, und anders wird man nichts an mir er-
kennen, und ich denke auch das ist genug, um mein
ganzes Leben den Musen als ein wichtiges Docu-
ment zu hinterlassen; darum vergeht mir manche Zeit
so hart und kalt wie dieser harte Winter, darum blüth's
wieder, und drängt von allen Seiten wieder in's Leben.
-- Darum hüt' ich oft meine Gedanken vor Dir. Diese
ganze Zeit konnte ich kein Buch von Dir anrühren.
Nein, ich konnt' keine Zeile lesen, es war mir zu trau-
rig, daß ich nicht bei Dir sein kann. Ach die Mutter
fehlt mir die mich beschwichtigte, die mich hart machte

gefügt habe, wer kann das bezweiflen. Ob Du aber
dein Herz wohl mit meinem verſchränkt habeſt, dagegen
erheben ſich bei mir zu manchen trüben Stunden Zwei-
fel von ſchweren Seufzern begleitet. Am Rhein hab'
ich Dir viel und liebend geſchrieben, ja ich war ganz
in deiner Gewalt, und was ich dachte und fühlte war
weil ich im Geiſte Dich anſah, nun haben wir eine
Pauſe gemacht beinah vier Monate, Du haſt mir noch
nicht geantwortet auf zwei Briefe.

Es liegt mir an allem Nichts, aber daran liegt
mir, daß ich um Dich nicht betrogen werde; daß mir
kein Wort; kein Blick von Dir geſtohlen werde, ich
hab Dich ſo lieb das iſt alles, mehr wird nicht in
mich gehen, und anders wird man nichts an mir er-
kennen, und ich denke auch das iſt genug, um mein
ganzes Leben den Muſen als ein wichtiges Docu-
ment zu hinterlaſſen; darum vergeht mir manche Zeit
ſo hart und kalt wie dieſer harte Winter, darum blüth's
wieder, und drängt von allen Seiten wieder in's Leben.
— Darum hüt' ich oft meine Gedanken vor Dir. Dieſe
ganze Zeit konnte ich kein Buch von Dir anrühren.
Nein, ich konnt' keine Zeile leſen, es war mir zu trau-
rig, daß ich nicht bei Dir ſein kann. Ach die Mutter
fehlt mir die mich beſchwichtigte, die mich hart machte

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[14/0024] gefügt habe, wer kann das bezweiflen. Ob Du aber dein Herz wohl mit meinem verſchränkt habeſt, dagegen erheben ſich bei mir zu manchen trüben Stunden Zwei- fel von ſchweren Seufzern begleitet. Am Rhein hab' ich Dir viel und liebend geſchrieben, ja ich war ganz in deiner Gewalt, und was ich dachte und fühlte war weil ich im Geiſte Dich anſah, nun haben wir eine Pauſe gemacht beinah vier Monate, Du haſt mir noch nicht geantwortet auf zwei Briefe. Es liegt mir an allem Nichts, aber daran liegt mir, daß ich um Dich nicht betrogen werde; daß mir kein Wort; kein Blick von Dir geſtohlen werde, ich hab Dich ſo lieb das iſt alles, mehr wird nicht in mich gehen, und anders wird man nichts an mir er- kennen, und ich denke auch das iſt genug, um mein ganzes Leben den Muſen als ein wichtiges Docu- ment zu hinterlaſſen; darum vergeht mir manche Zeit ſo hart und kalt wie dieſer harte Winter, darum blüth's wieder, und drängt von allen Seiten wieder in's Leben. — Darum hüt' ich oft meine Gedanken vor Dir. Dieſe ganze Zeit konnte ich kein Buch von Dir anrühren. Nein, ich konnt' keine Zeile leſen, es war mir zu trau- rig, daß ich nicht bei Dir ſein kann. Ach die Mutter fehlt mir die mich beſchwichtigte, die mich hart machte

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/24>, abgerufen am 21.11.2024.