Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124.

Bild:
<< vorherige Seite

Vater Philip hatte sich im Hause ein¬
gefunden und erzählte: der unsinnige Fran¬
coeur habe jetzt eine große weiße Flagge
ausgesteckt, auf welcher der Teufel gemahlt
sey, aber der Kommandant wollte nichts
von seinen Neuigkeiten wissen, und befahl
ihm: zu Rosalien zu gehen, die ihm beichten
wolle. Nachdem Rosalie ihre Beichte in al¬
ler Ruhe eines gottergebnen Gemüthes ab¬
gelegt hatte, bat sie den Vater Philip: sie
nur bis zu einem sichern Steinwalle zu be¬
gleiten, wo keine Kugel ihn treffen könne,
dort wolle sie ihm ihr Kind und Geld zur
Erziehung desselben übergeben, sie könne sich
noch nicht von dem lieben Kinde trennen.
Er versprach es ihr zögernd, nachdem er
sich im Hause erkundigt hatte: ob er auch
dort noch sicher gegen die Schüsse sei, denn
sein Glaube, Teufel austreiben zu können,
hatte sich in ihm ganz verloren, er gestand,
was er bisher ausgetrieben hätte, möchte
wohl der rechte Teufel nicht gewesen sein,
sondern ein geringerer Spuk.

Rosalie kleidete ihr Kind noch einmal

Vater Philip hatte ſich im Hauſe ein¬
gefunden und erzählte: der unſinnige Fran¬
coeur habe jetzt eine große weiße Flagge
ausgeſteckt, auf welcher der Teufel gemahlt
ſey, aber der Kommandant wollte nichts
von ſeinen Neuigkeiten wiſſen, und befahl
ihm: zu Roſalien zu gehen, die ihm beichten
wolle. Nachdem Roſalie ihre Beichte in al¬
ler Ruhe eines gottergebnen Gemüthes ab¬
gelegt hatte, bat ſie den Vater Philip: ſie
nur bis zu einem ſichern Steinwalle zu be¬
gleiten, wo keine Kugel ihn treffen könne,
dort wolle ſie ihm ihr Kind und Geld zur
Erziehung deſſelben übergeben, ſie könne ſich
noch nicht von dem lieben Kinde trennen.
Er verſprach es ihr zögernd, nachdem er
ſich im Hauſe erkundigt hatte: ob er auch
dort noch ſicher gegen die Schüſſe ſei, denn
ſein Glaube, Teufel austreiben zu können,
hatte ſich in ihm ganz verloren, er geſtand,
was er bisher ausgetrieben hätte, möchte
wohl der rechte Teufel nicht geweſen ſein,
ſondern ein geringerer Spuk.

Roſalie kleidete ihr Kind noch einmal

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0047" n="115"/>
        <p>Vater Philip hatte &#x017F;ich im Hau&#x017F;e ein¬<lb/>
gefunden und erzählte: der un&#x017F;innige Fran¬<lb/>
coeur habe jetzt eine große weiße Flagge<lb/>
ausge&#x017F;teckt, auf welcher der Teufel gemahlt<lb/>
&#x017F;ey, aber der Kommandant wollte nichts<lb/>
von &#x017F;einen Neuigkeiten wi&#x017F;&#x017F;en, und befahl<lb/>
ihm: zu Ro&#x017F;alien zu gehen, die ihm beichten<lb/>
wolle. Nachdem Ro&#x017F;alie ihre Beichte in al¬<lb/>
ler Ruhe eines gottergebnen Gemüthes ab¬<lb/>
gelegt hatte, bat &#x017F;ie den Vater Philip: &#x017F;ie<lb/>
nur bis zu einem &#x017F;ichern Steinwalle zu be¬<lb/>
gleiten, wo keine Kugel ihn treffen könne,<lb/>
dort wolle &#x017F;ie ihm ihr Kind und Geld zur<lb/>
Erziehung de&#x017F;&#x017F;elben übergeben, &#x017F;ie könne &#x017F;ich<lb/>
noch nicht von dem lieben Kinde trennen.<lb/>
Er ver&#x017F;prach es ihr zögernd, nachdem er<lb/>
&#x017F;ich im Hau&#x017F;e erkundigt hatte: ob er auch<lb/>
dort noch &#x017F;icher gegen die Schü&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ei, denn<lb/>
&#x017F;ein Glaube, Teufel austreiben zu können,<lb/>
hatte &#x017F;ich in ihm ganz verloren, er ge&#x017F;tand,<lb/>
was er bisher ausgetrieben hätte, möchte<lb/>
wohl der rechte Teufel nicht gewe&#x017F;en &#x017F;ein,<lb/>
&#x017F;ondern ein geringerer Spuk.</p><lb/>
        <p>Ro&#x017F;alie kleidete ihr Kind noch einmal<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0047] Vater Philip hatte ſich im Hauſe ein¬ gefunden und erzählte: der unſinnige Fran¬ coeur habe jetzt eine große weiße Flagge ausgeſteckt, auf welcher der Teufel gemahlt ſey, aber der Kommandant wollte nichts von ſeinen Neuigkeiten wiſſen, und befahl ihm: zu Roſalien zu gehen, die ihm beichten wolle. Nachdem Roſalie ihre Beichte in al¬ ler Ruhe eines gottergebnen Gemüthes ab¬ gelegt hatte, bat ſie den Vater Philip: ſie nur bis zu einem ſichern Steinwalle zu be¬ gleiten, wo keine Kugel ihn treffen könne, dort wolle ſie ihm ihr Kind und Geld zur Erziehung deſſelben übergeben, ſie könne ſich noch nicht von dem lieben Kinde trennen. Er verſprach es ihr zögernd, nachdem er ſich im Hauſe erkundigt hatte: ob er auch dort noch ſicher gegen die Schüſſe ſei, denn ſein Glaube, Teufel austreiben zu können, hatte ſich in ihm ganz verloren, er geſtand, was er bisher ausgetrieben hätte, möchte wohl der rechte Teufel nicht geweſen ſein, ſondern ein geringerer Spuk. Roſalie kleidete ihr Kind noch einmal

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Achim von Arnims Erzählung „Der tolle Invalide au… [mehr]

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/47
Zitationshilfe: Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124, hier S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/47>, abgerufen am 23.11.2024.