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Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124.

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kommenden mit einem Wagen nach dem
Fort, um die Sachen der Frau gegen den
drohenden Regen zu sichern, Andere sandte
er aus, um die Frau mit dem Kinde auf
zu finden, während er die Offiziere bei sich
versammelte, um mit ihnen zu überlegen,
was zu thun sei? Die Besorgniß dieses Kriegs¬
raths richtete sich besonders auf den Ver¬
lust des schönen Forts, wenn es in die Luft
gesprengt würde; bald kam aber ein Abge¬
sandter der Stadt, wo sich das Gerücht ver¬
breitet hatte, und stellte den Untergang des
schönsten Theiles der Stadt als ganz un¬
vermeidlich dar. Es wurde allgemein aner¬
kannt, daß mit Gewalt nicht verfahren wer¬
den dürfe, denn Ehre sei nicht gegen einen
einzelnen Menschen zu erringen, wohl aber
ein ungeheuerer Verlust durch Nachgiebig¬
keit abzuwenden; der Schlaf werde die Wuth
Francoeurs doch endlich überwinden, dann
sollten entschlossene Leute das Fort erklettern
und ihn fesseln. Dieser Rathschluß war
kaum gefaßt, so wurden die beiden Solda¬
ten eingeführt, welche Rosaliens Betten und

kommenden mit einem Wagen nach dem
Fort, um die Sachen der Frau gegen den
drohenden Regen zu ſichern, Andere ſandte
er aus, um die Frau mit dem Kinde auf
zu finden, während er die Offiziere bei ſich
verſammelte, um mit ihnen zu überlegen,
was zu thun ſei? Die Beſorgniß dieſes Kriegs¬
raths richtete ſich beſonders auf den Ver¬
luſt des ſchönen Forts, wenn es in die Luft
geſprengt würde; bald kam aber ein Abge¬
ſandter der Stadt, wo ſich das Gerücht ver¬
breitet hatte, und ſtellte den Untergang des
ſchönſten Theiles der Stadt als ganz un¬
vermeidlich dar. Es wurde allgemein aner¬
kannt, daß mit Gewalt nicht verfahren wer¬
den dürfe, denn Ehre ſei nicht gegen einen
einzelnen Menſchen zu erringen, wohl aber
ein ungeheuerer Verluſt durch Nachgiebig¬
keit abzuwenden; der Schlaf werde die Wuth
Francoeurs doch endlich überwinden, dann
ſollten entſchloſſene Leute das Fort erklettern
und ihn feſſeln. Dieſer Rathſchluß war
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[106/0038] kommenden mit einem Wagen nach dem Fort, um die Sachen der Frau gegen den drohenden Regen zu ſichern, Andere ſandte er aus, um die Frau mit dem Kinde auf zu finden, während er die Offiziere bei ſich verſammelte, um mit ihnen zu überlegen, was zu thun ſei? Die Beſorgniß dieſes Kriegs¬ raths richtete ſich beſonders auf den Ver¬ luſt des ſchönen Forts, wenn es in die Luft geſprengt würde; bald kam aber ein Abge¬ ſandter der Stadt, wo ſich das Gerücht ver¬ breitet hatte, und ſtellte den Untergang des ſchönſten Theiles der Stadt als ganz un¬ vermeidlich dar. Es wurde allgemein aner¬ kannt, daß mit Gewalt nicht verfahren wer¬ den dürfe, denn Ehre ſei nicht gegen einen einzelnen Menſchen zu erringen, wohl aber ein ungeheuerer Verluſt durch Nachgiebig¬ keit abzuwenden; der Schlaf werde die Wuth Francoeurs doch endlich überwinden, dann ſollten entſchloſſene Leute das Fort erklettern und ihn feſſeln. Dieſer Rathſchluß war kaum gefaßt, ſo wurden die beiden Solda¬ ten eingeführt, welche Roſaliens Betten und

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124, hier S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/38>, abgerufen am 19.04.2024.