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Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124.

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lichen Gebrechen und geistigen Tugenden so
artig, daß er des alten Herrn Wohlwollen
erwarb, der so in sich meinte: die Frau liebt
ihn, aber sie ist eine Deutsche und versteht
keinen Franzosen; ein Franzose hat immer
den Teufel im Leibe! -- Er ließ ihn ins Zim¬
mer kommen, um ihn näher kennen zu ler¬
nen, fand ihn im Befestigungswesen wohl
unterrichtet, und was ihn noch mehr ent¬
zückte: er fand in ihm einen leidenschaftlichen
Feuerkünstler, der bei seinem Regimente
schon alle Arten Feuerwerke ausgearbeitet
hatte. Der Kommandant trug ihm seine
neue Erfindung zu einem Feuerwerke am
Geburttage des Königs vor, bei welcher
ihn gestern der Beinbrand gestört hatte und
Francoeur ging mit funkelnder Begeisterung
darauf ein. Nun eröffnete ihm der Alte, daß er
mit zwei andern Invaliden die kleine Besatzung
des Forts Ratonneau ablösen sollte, dort
sei ein großer Pulvervorrath und dort solle
er mit seinen beiden Soldaten fleißig Rake¬
ten füllen, Feuerräder drehen und Frö¬
sche binden. Indem der Kommandant ihm

lichen Gebrechen und geiſtigen Tugenden ſo
artig, daß er des alten Herrn Wohlwollen
erwarb, der ſo in ſich meinte: die Frau liebt
ihn, aber ſie iſt eine Deutſche und verſteht
keinen Franzoſen; ein Franzoſe hat immer
den Teufel im Leibe! — Er ließ ihn ins Zim¬
mer kommen, um ihn näher kennen zu ler¬
nen, fand ihn im Befeſtigungsweſen wohl
unterrichtet, und was ihn noch mehr ent¬
zückte: er fand in ihm einen leidenſchaftlichen
Feuerkünſtler, der bei ſeinem Regimente
ſchon alle Arten Feuerwerke ausgearbeitet
hatte. Der Kommandant trug ihm ſeine
neue Erfindung zu einem Feuerwerke am
Geburttage des Königs vor, bei welcher
ihn geſtern der Beinbrand geſtört hatte und
Francoeur ging mit funkelnder Begeiſterung
darauf ein. Nun eröffnete ihm der Alte, daß er
mit zwei andern Invaliden die kleine Beſatzung
des Forts Ratonneau ablöſen ſollte, dort
ſei ein großer Pulvervorrath und dort ſolle
er mit ſeinen beiden Soldaten fleißig Rake¬
ten füllen, Feuerräder drehen und Frö¬
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[92/0024] lichen Gebrechen und geiſtigen Tugenden ſo artig, daß er des alten Herrn Wohlwollen erwarb, der ſo in ſich meinte: die Frau liebt ihn, aber ſie iſt eine Deutſche und verſteht keinen Franzoſen; ein Franzoſe hat immer den Teufel im Leibe! — Er ließ ihn ins Zim¬ mer kommen, um ihn näher kennen zu ler¬ nen, fand ihn im Befeſtigungsweſen wohl unterrichtet, und was ihn noch mehr ent¬ zückte: er fand in ihm einen leidenſchaftlichen Feuerkünſtler, der bei ſeinem Regimente ſchon alle Arten Feuerwerke ausgearbeitet hatte. Der Kommandant trug ihm ſeine neue Erfindung zu einem Feuerwerke am Geburttage des Königs vor, bei welcher ihn geſtern der Beinbrand geſtört hatte und Francoeur ging mit funkelnder Begeiſterung darauf ein. Nun eröffnete ihm der Alte, daß er mit zwei andern Invaliden die kleine Beſatzung des Forts Ratonneau ablöſen ſollte, dort ſei ein großer Pulvervorrath und dort ſolle er mit ſeinen beiden Soldaten fleißig Rake¬ ten füllen, Feuerräder drehen und Frö¬ ſche binden. Indem der Kommandant ihm

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124, hier S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/24>, abgerufen am 26.04.2024.