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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Wer ist denn draussen, wer klopfet an?
Der mich so leis aufwecken kann;
Es ist der Herzallerliebster dein,
Steh auf, steh auf und laß mich rein!
Ich steh nicht auf, laß dich nicht rein,
Bis meine Eltern zu Bette seyn;
Wenn meine Eltern zu Bette seyn,
So steh ich auf und laß dich rein.
Was soll ich hier nun länger stehn,
Ich seh die Morgenröth aufgehn;
Die Morgenröth, zwey helle Stern,
Bey meinem Schatz, da wär ich gern.
Da stand sie auf und ließ ihn ein,
Sie heißt ihn auch willkommen seyn;
Sie reicht ihm die schneeweiße Hand,
Da fängt sie auch zu weinen an.
Wein nicht, wein nicht mein Engelein!
Aufs Jahr sollst du mein eigen seyn;
Mein eigen sollst du werden gewiß,
Sonst keine es auf Erden ist.
Ich zieh in Krieg auf grüne Haid,
Grüne Haid die liegt von hier so weit,
Allwo die schönen Trompeten blasen;
Da ist mein Haus von grünem Rasen.
Ein Bildchen laß ich mahlen mir,
Auf meinem Herzen trag ichs hier;
Wer iſt denn drauſſen, wer klopfet an?
Der mich ſo leis aufwecken kann;
Es iſt der Herzallerliebſter dein,
Steh auf, ſteh auf und laß mich rein!
Ich ſteh nicht auf, laß dich nicht rein,
Bis meine Eltern zu Bette ſeyn;
Wenn meine Eltern zu Bette ſeyn,
So ſteh ich auf und laß dich rein.
Was ſoll ich hier nun laͤnger ſtehn,
Ich ſeh die Morgenroͤth aufgehn;
Die Morgenroͤth, zwey helle Stern,
Bey meinem Schatz, da waͤr ich gern.
Da ſtand ſie auf und ließ ihn ein,
Sie heißt ihn auch willkommen ſeyn;
Sie reicht ihm die ſchneeweiße Hand,
Da faͤngt ſie auch zu weinen an.
Wein nicht, wein nicht mein Engelein!
Aufs Jahr ſollſt du mein eigen ſeyn;
Mein eigen ſollſt du werden gewiß,
Sonſt keine es auf Erden iſt.
Ich zieh in Krieg auf gruͤne Haid,
Gruͤne Haid die liegt von hier ſo weit,
Allwo die ſchoͤnen Trompeten blaſen;
Da iſt mein Haus von gruͤnem Raſen.
Ein Bildchen laß ich mahlen mir,
Auf meinem Herzen trag ichs hier;
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[82/0092] Wer iſt denn drauſſen, wer klopfet an? Der mich ſo leis aufwecken kann; Es iſt der Herzallerliebſter dein, Steh auf, ſteh auf und laß mich rein! Ich ſteh nicht auf, laß dich nicht rein, Bis meine Eltern zu Bette ſeyn; Wenn meine Eltern zu Bette ſeyn, So ſteh ich auf und laß dich rein. Was ſoll ich hier nun laͤnger ſtehn, Ich ſeh die Morgenroͤth aufgehn; Die Morgenroͤth, zwey helle Stern, Bey meinem Schatz, da waͤr ich gern. Da ſtand ſie auf und ließ ihn ein, Sie heißt ihn auch willkommen ſeyn; Sie reicht ihm die ſchneeweiße Hand, Da faͤngt ſie auch zu weinen an. Wein nicht, wein nicht mein Engelein! Aufs Jahr ſollſt du mein eigen ſeyn; Mein eigen ſollſt du werden gewiß, Sonſt keine es auf Erden iſt. Ich zieh in Krieg auf gruͤne Haid, Gruͤne Haid die liegt von hier ſo weit, Allwo die ſchoͤnen Trompeten blaſen; Da iſt mein Haus von gruͤnem Raſen. Ein Bildchen laß ich mahlen mir, Auf meinem Herzen trag ichs hier;

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/92>, abgerufen am 21.12.2024.