Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Ja ja ihr meine Herren, Bei Nacht sind alle Kühe schwarz. Bei der Nacht ist so finster im Weg, Man sieht weder Brücke noch Steg, Weder Stock noch Stein, Man stößt sich ans Bein, Drum geh ich nicht gern allein. Bei der Nacht ist meine Frau auch so schön, Bei Nacht mag ich nicht mit ihr gehn. Bei der Nacht so schön! Kanns gar nicht verstehn, Mag halters nicht mit ihr gegehn. Und wann ich wieder heurathen thu, So nehm ichs Laternel dazu; Da sieht man beim Licht, Doch was einer kriegt, Eine Wüste, die mag ich mehr nicht. Und wenn ich ein Kindelein krieg, So muß es so schön seyn als ich, Sonst g'hört es nicht mein, Ich gehs halt nicht ein, Es muß wie ich so schön seyn. Ja ja ihr meine Herren, Bei Nacht ſind alle Kuͤhe ſchwarz. Bei der Nacht iſt ſo finſter im Weg, Man ſieht weder Bruͤcke noch Steg, Weder Stock noch Stein, Man ſtoͤßt ſich ans Bein, Drum geh ich nicht gern allein. Bei der Nacht iſt meine Frau auch ſo ſchoͤn, Bei Nacht mag ich nicht mit ihr gehn. Bei der Nacht ſo ſchoͤn! Kanns gar nicht verſtehn, Mag halters nicht mit ihr gegehn. Und wann ich wieder heurathen thu, So nehm ichs Laternel dazu; Da ſieht man beim Licht, Doch was einer kriegt, Eine Wuͤſte, die mag ich mehr nicht. Und wenn ich ein Kindelein krieg, So muß es ſo ſchoͤn ſeyn als ich, Sonſt g'hoͤrt es nicht mein, Ich gehs halt nicht ein, Es muß wie ich ſo ſchoͤn ſeyn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="6"> <pb facs="#f0066" n="56"/> <l>Ja ja ihr meine Herren,</l><lb/> <l>Ich will euch nicht ausſperren:</l><lb/> <l>Ich bin das ſchoͤn Daͤnnerl im Thal,</l><lb/> <l>Und bleib das ſchoͤn Daͤnnerl allemal.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Bei Nacht ſind alle Kuͤhe ſchwarz</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">B</hi>ei der Nacht iſt ſo finſter im Weg,</l><lb/> <l>Man ſieht weder Bruͤcke noch Steg,</l><lb/> <l>Weder Stock noch Stein,</l><lb/> <l>Man ſtoͤßt ſich ans Bein,</l><lb/> <l>Drum geh ich nicht gern allein.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Bei der Nacht iſt meine Frau auch ſo ſchoͤn,</l><lb/> <l>Bei Nacht mag ich nicht mit ihr gehn.</l><lb/> <l>Bei der Nacht ſo ſchoͤn!</l><lb/> <l>Kanns gar nicht verſtehn,</l><lb/> <l>Mag halters nicht mit ihr gegehn.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und wann ich wieder heurathen thu,</l><lb/> <l>So nehm ichs Laternel dazu;</l><lb/> <l>Da ſieht man beim Licht,</l><lb/> <l>Doch was einer kriegt,</l><lb/> <l>Eine Wuͤſte, die mag ich mehr nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und wenn ich ein Kindelein krieg,</l><lb/> <l>So muß es ſo ſchoͤn ſeyn als ich,</l><lb/> <l>Sonſt g'hoͤrt es nicht mein,</l><lb/> <l>Ich gehs halt nicht ein,</l><lb/> <l>Es muß wie ich ſo ſchoͤn ſeyn.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0066]
Ja ja ihr meine Herren,
Ich will euch nicht ausſperren:
Ich bin das ſchoͤn Daͤnnerl im Thal,
Und bleib das ſchoͤn Daͤnnerl allemal.
Bei Nacht ſind alle Kuͤhe ſchwarz.
Bei der Nacht iſt ſo finſter im Weg,
Man ſieht weder Bruͤcke noch Steg,
Weder Stock noch Stein,
Man ſtoͤßt ſich ans Bein,
Drum geh ich nicht gern allein.
Bei der Nacht iſt meine Frau auch ſo ſchoͤn,
Bei Nacht mag ich nicht mit ihr gehn.
Bei der Nacht ſo ſchoͤn!
Kanns gar nicht verſtehn,
Mag halters nicht mit ihr gegehn.
Und wann ich wieder heurathen thu,
So nehm ichs Laternel dazu;
Da ſieht man beim Licht,
Doch was einer kriegt,
Eine Wuͤſte, die mag ich mehr nicht.
Und wenn ich ein Kindelein krieg,
So muß es ſo ſchoͤn ſeyn als ich,
Sonſt g'hoͤrt es nicht mein,
Ich gehs halt nicht ein,
Es muß wie ich ſo ſchoͤn ſeyn.
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/66>, abgerufen am 20.07.2024. |