Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Dae schwere Körblein.

(Musikalisch Rosengärtlein.)

Sag mir o Mägdelein, was trägst im Körbelein
So schwer und dich bemühest?
Es ist ein Knäbelein, der hat das Herze mein
So oftmals sehr betrübet,
Drum muß er jezt thun henken,
Im Korbe und sich kränken,
Bis daß er fällt hindurch.
Ich sprach o Mägdelein, thu doch genädig seyn,
Und nicht so grausam tobe,
Laß heraus das Knäbelein, und rett das Leben sein,
Es bringt dir sonst kein Lobe,
Wenn du ihn läßt verderben,
Und gar in Unmuth sterben,
Folg mir, ich rath es dir.
Billig wär es daß du, anziehest seine Schuh,
Und tretest an seine statt,
So wollt ich tragen dich, im Korbe säuberlich,
Daß dir widerführ kein Schad!
Hiemit nahm ich das Körbelein,
Und rettete das Knäbelein,
Sezt drein die Jungfrau fein.
Laß mir doch jezt der Weil, und mit mir nicht so eil,
Sprach sie mit Ungemache,
Nein nein, sprach ich zu ihr, ich will nicht folgen dir,
Weil gut ist jezt die Sache,
Dae ſchwere Koͤrblein.

(Muſikaliſch Roſengaͤrtlein.)

Sag mir o Maͤgdelein, was traͤgſt im Koͤrbelein
So ſchwer und dich bemuͤheſt?
Es iſt ein Knaͤbelein, der hat das Herze mein
So oftmals ſehr betruͤbet,
Drum muß er jezt thun henken,
Im Korbe und ſich kraͤnken,
Bis daß er faͤllt hindurch.
Ich ſprach o Maͤgdelein, thu doch genaͤdig ſeyn,
Und nicht ſo grauſam tobe,
Laß heraus das Knaͤbelein, und rett das Leben ſein,
Es bringt dir ſonſt kein Lobe,
Wenn du ihn laͤßt verderben,
Und gar in Unmuth ſterben,
Folg mir, ich rath es dir.
Billig waͤr es daß du, anzieheſt ſeine Schuh,
Und treteſt an ſeine ſtatt,
So wollt ich tragen dich, im Korbe ſaͤuberlich,
Daß dir widerfuͤhr kein Schad!
Hiemit nahm ich das Koͤrbelein,
Und rettete das Knaͤbelein,
Sezt drein die Jungfrau fein.
Laß mir doch jezt der Weil, und mit mir nicht ſo eil,
Sprach ſie mit Ungemache,
Nein nein, ſprach ich zu ihr, ich will nicht folgen dir,
Weil gut iſt jezt die Sache,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0038" n="28"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Dae &#x017F;chwere Ko&#x0364;rblein</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Mu&#x017F;ikali&#x017F;ch Ro&#x017F;enga&#x0364;rtlein.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>ag mir o Ma&#x0364;gdelein, was tra&#x0364;g&#x017F;t im Ko&#x0364;rbelein</l><lb/>
              <l>So &#x017F;chwer und dich bemu&#x0364;he&#x017F;t?</l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t ein Kna&#x0364;belein, der hat das Herze mein</l><lb/>
              <l>So oftmals &#x017F;ehr betru&#x0364;bet,</l><lb/>
              <l>Drum muß er jezt thun henken,</l><lb/>
              <l>Im Korbe und &#x017F;ich kra&#x0364;nken,</l><lb/>
              <l>Bis daß er fa&#x0364;llt hindurch.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Ich &#x017F;prach o Ma&#x0364;gdelein, thu doch gena&#x0364;dig &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Und nicht &#x017F;o grau&#x017F;am tobe,</l><lb/>
              <l>Laß heraus das Kna&#x0364;belein, und rett das Leben &#x017F;ein,</l><lb/>
              <l>Es bringt dir &#x017F;on&#x017F;t kein Lobe,</l><lb/>
              <l>Wenn du ihn la&#x0364;ßt verderben,</l><lb/>
              <l>Und gar in Unmuth &#x017F;terben,</l><lb/>
              <l>Folg mir, ich rath es dir.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Billig wa&#x0364;r es daß du, anziehe&#x017F;t &#x017F;eine Schuh,</l><lb/>
              <l>Und trete&#x017F;t an &#x017F;eine &#x017F;tatt,</l><lb/>
              <l>So wollt ich tragen dich, im Korbe &#x017F;a&#x0364;uberlich,</l><lb/>
              <l>Daß dir widerfu&#x0364;hr kein Schad!</l><lb/>
              <l>Hiemit nahm ich das Ko&#x0364;rbelein,</l><lb/>
              <l>Und rettete das Kna&#x0364;belein,</l><lb/>
              <l>Sezt drein die Jungfrau fein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Laß mir doch jezt der Weil, und mit mir nicht &#x017F;o eil,</l><lb/>
              <l>Sprach &#x017F;ie mit Ungemache,</l><lb/>
              <l>Nein nein, &#x017F;prach ich zu ihr, ich will nicht folgen dir,</l><lb/>
              <l>Weil gut i&#x017F;t jezt die Sache,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0038] Dae ſchwere Koͤrblein. (Muſikaliſch Roſengaͤrtlein.) Sag mir o Maͤgdelein, was traͤgſt im Koͤrbelein So ſchwer und dich bemuͤheſt? Es iſt ein Knaͤbelein, der hat das Herze mein So oftmals ſehr betruͤbet, Drum muß er jezt thun henken, Im Korbe und ſich kraͤnken, Bis daß er faͤllt hindurch. Ich ſprach o Maͤgdelein, thu doch genaͤdig ſeyn, Und nicht ſo grauſam tobe, Laß heraus das Knaͤbelein, und rett das Leben ſein, Es bringt dir ſonſt kein Lobe, Wenn du ihn laͤßt verderben, Und gar in Unmuth ſterben, Folg mir, ich rath es dir. Billig waͤr es daß du, anzieheſt ſeine Schuh, Und treteſt an ſeine ſtatt, So wollt ich tragen dich, im Korbe ſaͤuberlich, Daß dir widerfuͤhr kein Schad! Hiemit nahm ich das Koͤrbelein, Und rettete das Knaͤbelein, Sezt drein die Jungfrau fein. Laß mir doch jezt der Weil, und mit mir nicht ſo eil, Sprach ſie mit Ungemache, Nein nein, ſprach ich zu ihr, ich will nicht folgen dir, Weil gut iſt jezt die Sache,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/38
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/38>, abgerufen am 27.11.2024.