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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Die Tugend sucht man zwar zu preisen,
Als die alleine selig macht;
Doch nur den Glauben zu verweisen,
Weil der uns unsre Laster sagt.
Und Laster suchet man nicht weit
In dieser aufgeklärten Zeit.
So liegt nun in dem Sündenschlafe
Das ganze aufgeklärte Land;
Weil auch die ewge Höllenstrafe
Ist glücklich aus der Welt verbannt.
Denn jeder hofft Barmherzigkeit
In dieser und in jener Zeit.
So schreiben alle Antichristen,
Weil es dem Leichtsinn wohlgefällt;
Denn diese sind als Kanzelisten
Vom Satan selber angestellt:
Durch sie gewinnt der Teufel mehr,
Als wenn er selbst zugegen wär.
O laßt' mich doch bei meiner Bibel,
Laßt mich in meiner Dunkelheit:
Denn ohne Hoffnung wird mir übel,
Bei dieser aufgeklärten Zeit;
Und ohne Hoffnung bin ich hier
Ein elend aufgeklärtes Thier.
Drum Thoren sprecht, ich mag nichts hören,
Verschonet mich mit eurem Gift;
Gesetzt, wenn es auch Fabeln wären,
Das, was ich lese in der Schrift;
Die Tugend ſucht man zwar zu preiſen,
Als die alleine ſelig macht;
Doch nur den Glauben zu verweiſen,
Weil der uns unſre Laſter ſagt.
Und Laſter ſuchet man nicht weit
In dieſer aufgeklaͤrten Zeit.
So liegt nun in dem Suͤndenſchlafe
Das ganze aufgeklaͤrte Land;
Weil auch die ewge Hoͤllenſtrafe
Iſt gluͤcklich aus der Welt verbannt.
Denn jeder hofft Barmherzigkeit
In dieſer und in jener Zeit.
So ſchreiben alle Antichriſten,
Weil es dem Leichtſinn wohlgefaͤllt;
Denn dieſe ſind als Kanzeliſten
Vom Satan ſelber angeſtellt:
Durch ſie gewinnt der Teufel mehr,
Als wenn er ſelbſt zugegen waͤr.
O laßt' mich doch bei meiner Bibel,
Laßt mich in meiner Dunkelheit:
Denn ohne Hoffnung wird mir uͤbel,
Bei dieſer aufgeklaͤrten Zeit;
Und ohne Hoffnung bin ich hier
Ein elend aufgeklaͤrtes Thier.
Drum Thoren ſprecht, ich mag nichts hoͤren,
Verſchonet mich mit eurem Gift;
Geſetzt, wenn es auch Fabeln waͤren,
Das, was ich leſe in der Schrift;
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[169/0179] Die Tugend ſucht man zwar zu preiſen, Als die alleine ſelig macht; Doch nur den Glauben zu verweiſen, Weil der uns unſre Laſter ſagt. Und Laſter ſuchet man nicht weit In dieſer aufgeklaͤrten Zeit. So liegt nun in dem Suͤndenſchlafe Das ganze aufgeklaͤrte Land; Weil auch die ewge Hoͤllenſtrafe Iſt gluͤcklich aus der Welt verbannt. Denn jeder hofft Barmherzigkeit In dieſer und in jener Zeit. So ſchreiben alle Antichriſten, Weil es dem Leichtſinn wohlgefaͤllt; Denn dieſe ſind als Kanzeliſten Vom Satan ſelber angeſtellt: Durch ſie gewinnt der Teufel mehr, Als wenn er ſelbſt zugegen waͤr. O laßt' mich doch bei meiner Bibel, Laßt mich in meiner Dunkelheit: Denn ohne Hoffnung wird mir uͤbel, Bei dieſer aufgeklaͤrten Zeit; Und ohne Hoffnung bin ich hier Ein elend aufgeklaͤrtes Thier. Drum Thoren ſprecht, ich mag nichts hoͤren, Verſchonet mich mit eurem Gift; Geſetzt, wenn es auch Fabeln waͤren, Das, was ich leſe in der Schrift;

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/179>, abgerufen am 09.11.2024.