Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Und sie freundlich fragte, Ich sprach wieder, bin ich nicht Ein gut Kerle, gebt Bericht. Drauf fragt sie mich wieder: Was dann ein gut Kerle wär? Ich sprach: Sezt euch unbeschwert Etwas zu mir nieder. Für das Erst so bin ich recht, Und von ehrlichem Geschlecht, Hab auch aller Orten Mich geübt von Jugend auf, Nach der Welt Gebrauch und Lauf, Daß ich groß bin worden. Habe auch nicht viel studiert, Bin nicht schön von Leib geziert, Auch nicht reich von Gelde; Dennoch bin ich auch nicht dumm, Blind, lahm, sprachlos oder krumm, Sondern frisch zu Felde. Zu der Kaufmannschaft und auch Zu dem Handwerk ich nicht taug, Sondern mich ernähre Mit dem Degen und Pistol, Und von meinen Feinden hol Ich, was ich begehre. Und ſie freundlich fragte, Ich ſprach wieder, bin ich nicht Ein gut Kerle, gebt Bericht. Drauf fragt ſie mich wieder: Was dann ein gut Kerle waͤr? Ich ſprach: Sezt euch unbeſchwert Etwas zu mir nieder. Fuͤr das Erſt ſo bin ich recht, Und von ehrlichem Geſchlecht, Hab auch aller Orten Mich geuͤbt von Jugend auf, Nach der Welt Gebrauch und Lauf, Daß ich groß bin worden. Habe auch nicht viel ſtudiert, Bin nicht ſchoͤn von Leib geziert, Auch nicht reich von Gelde; Dennoch bin ich auch nicht dumm, Blind, lahm, ſprachlos oder krumm, Sondern friſch zu Felde. Zu der Kaufmannſchaft und auch Zu dem Handwerk ich nicht taug, Sondern mich ernaͤhre Mit dem Degen und Piſtol, Und von meinen Feinden hol Ich, was ich begehre. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0102" n="92"/> <l>Und ſie freundlich fragte,</l><lb/> <l>Ob ich ihr auch wohl gefiel;</l><lb/> <l>Wahrlich nicht beſonder viel!</l><lb/> <l>Sie gar ſpoͤttiſch ſagte.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich ſprach wieder, bin ich nicht</l><lb/> <l>Ein gut Kerle, gebt Bericht.</l><lb/> <l>Drauf fragt ſie mich wieder:</l><lb/> <l>Was dann ein gut Kerle waͤr?</l><lb/> <l>Ich ſprach: Sezt euch unbeſchwert</l><lb/> <l>Etwas zu mir nieder.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Fuͤr das Erſt ſo bin ich recht,</l><lb/> <l>Und von ehrlichem Geſchlecht,</l><lb/> <l>Hab auch aller Orten</l><lb/> <l>Mich geuͤbt von Jugend auf,</l><lb/> <l>Nach der Welt Gebrauch und Lauf,</l><lb/> <l>Daß ich groß bin worden.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Habe auch nicht viel ſtudiert,</l><lb/> <l>Bin nicht ſchoͤn von Leib geziert,</l><lb/> <l>Auch nicht reich von Gelde;</l><lb/> <l>Dennoch bin ich auch nicht dumm,</l><lb/> <l>Blind, lahm, ſprachlos oder krumm,</l><lb/> <l>Sondern friſch zu Felde.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Zu der Kaufmannſchaft und auch</l><lb/> <l>Zu dem Handwerk ich nicht taug,</l><lb/> <l>Sondern mich ernaͤhre</l><lb/> <l>Mit dem Degen und Piſtol,</l><lb/> <l>Und von meinen Feinden hol</l><lb/> <l>Ich, was ich begehre.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0102]
Und ſie freundlich fragte,
Ob ich ihr auch wohl gefiel;
Wahrlich nicht beſonder viel!
Sie gar ſpoͤttiſch ſagte.
Ich ſprach wieder, bin ich nicht
Ein gut Kerle, gebt Bericht.
Drauf fragt ſie mich wieder:
Was dann ein gut Kerle waͤr?
Ich ſprach: Sezt euch unbeſchwert
Etwas zu mir nieder.
Fuͤr das Erſt ſo bin ich recht,
Und von ehrlichem Geſchlecht,
Hab auch aller Orten
Mich geuͤbt von Jugend auf,
Nach der Welt Gebrauch und Lauf,
Daß ich groß bin worden.
Habe auch nicht viel ſtudiert,
Bin nicht ſchoͤn von Leib geziert,
Auch nicht reich von Gelde;
Dennoch bin ich auch nicht dumm,
Blind, lahm, ſprachlos oder krumm,
Sondern friſch zu Felde.
Zu der Kaufmannſchaft und auch
Zu dem Handwerk ich nicht taug,
Sondern mich ernaͤhre
Mit dem Degen und Piſtol,
Und von meinen Feinden hol
Ich, was ich begehre.
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