Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie fühlen meine Pein;
Die Schafe wollen nicht mehr weiden,
Du Delia allein,
Wirst nicht bewegt durch meine Leiden,
Du Wonn und Zier der Schäferinnen,
Du strenge Fürstin meiner Sinnen.

Und laß ich diese grüne Welt,
Ist meine Treu doch fest gestellt,
Die Liebe mein zu dir,
Hab ich an manchen Baum geschnitten,
Da liest man für und für,
Was ich für Angst und Pein erlitten;
So lang Arkadia wird stehen,
Soll auch mein Name nicht vergehen.
Es tritt Diana selber hin,
Mein Grab zu machen in dem Grün,
Die Göttin Flora geht,
Sich nach Violen umzuschauen,
Mein Leichstein ist erhöht,
Darein die Nimphen werden hauen:
"Hier hat den Geist dahin gegeben,
"Den seine Liebste bracht ums Leben."


Des guten Kerls Freierey.
Einstens, da ich Lust bekam,
Mir zu freien eine Dam,

Sie fuͤhlen meine Pein;
Die Schafe wollen nicht mehr weiden,
Du Delia allein,
Wirſt nicht bewegt durch meine Leiden,
Du Wonn und Zier der Schaͤferinnen,
Du ſtrenge Fuͤrſtin meiner Sinnen.

Und laß ich dieſe gruͤne Welt,
Iſt meine Treu doch feſt geſtellt,
Die Liebe mein zu dir,
Hab ich an manchen Baum geſchnitten,
Da lieſt man fuͤr und fuͤr,
Was ich fuͤr Angſt und Pein erlitten;
So lang Arkadia wird ſtehen,
Soll auch mein Name nicht vergehen.
Es tritt Diana ſelber hin,
Mein Grab zu machen in dem Gruͤn,
Die Goͤttin Flora geht,
Sich nach Violen umzuſchauen,
Mein Leichſtein iſt erhoͤht,
Darein die Nimphen werden hauen:
„Hier hat den Geiſt dahin gegeben,
„Den ſeine Liebſte bracht ums Leben.“


Des guten Kerls Freierey.
Einſtens, da ich Luſt bekam,
Mir zu freien eine Dam,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="2">
              <pb facs="#f0101" n="91"/>
              <l>Sie fu&#x0364;hlen meine Pein;</l><lb/>
              <l>Die Schafe wollen nicht mehr weiden,</l><lb/>
              <l>Du Delia allein,</l><lb/>
              <l>Wir&#x017F;t nicht bewegt durch meine Leiden,</l><lb/>
              <l>Du Wonn und Zier der Scha&#x0364;ferinnen,</l><lb/>
              <l>Du &#x017F;trenge Fu&#x0364;r&#x017F;tin meiner Sinnen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Und laß ich die&#x017F;e gru&#x0364;ne Welt,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t meine Treu doch fe&#x017F;t ge&#x017F;tellt,</l><lb/>
              <l>Die Liebe mein zu dir,</l><lb/>
              <l>Hab ich an manchen Baum ge&#x017F;chnitten,</l><lb/>
              <l>Da lie&#x017F;t man fu&#x0364;r und fu&#x0364;r,</l><lb/>
              <l>Was ich fu&#x0364;r Ang&#x017F;t und Pein erlitten;</l><lb/>
              <l>So lang Arkadia wird &#x017F;tehen,</l><lb/>
              <l>Soll auch mein Name nicht vergehen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Es tritt Diana &#x017F;elber hin,</l><lb/>
              <l>Mein Grab zu machen in dem Gru&#x0364;n,</l><lb/>
              <l>Die Go&#x0364;ttin Flora geht,</l><lb/>
              <l>Sich nach Violen umzu&#x017F;chauen,</l><lb/>
              <l>Mein Leich&#x017F;tein i&#x017F;t erho&#x0364;ht,</l><lb/>
              <l>Darein die Nimphen werden hauen:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Hier hat den Gei&#x017F;t dahin gegeben,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Den &#x017F;eine Lieb&#x017F;te bracht ums Leben.&#x201C;</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Des guten Kerls Freierey</hi>.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>in&#x017F;tens, da ich Lu&#x017F;t bekam,</l><lb/>
              <l>Mir zu freien eine Dam,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0101] Sie fuͤhlen meine Pein; Die Schafe wollen nicht mehr weiden, Du Delia allein, Wirſt nicht bewegt durch meine Leiden, Du Wonn und Zier der Schaͤferinnen, Du ſtrenge Fuͤrſtin meiner Sinnen. Und laß ich dieſe gruͤne Welt, Iſt meine Treu doch feſt geſtellt, Die Liebe mein zu dir, Hab ich an manchen Baum geſchnitten, Da lieſt man fuͤr und fuͤr, Was ich fuͤr Angſt und Pein erlitten; So lang Arkadia wird ſtehen, Soll auch mein Name nicht vergehen. Es tritt Diana ſelber hin, Mein Grab zu machen in dem Gruͤn, Die Goͤttin Flora geht, Sich nach Violen umzuſchauen, Mein Leichſtein iſt erhoͤht, Darein die Nimphen werden hauen: „Hier hat den Geiſt dahin gegeben, „Den ſeine Liebſte bracht ums Leben.“ Des guten Kerls Freierey. Einſtens, da ich Luſt bekam, Mir zu freien eine Dam,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/101
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/101>, abgerufen am 21.12.2024.