Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Bestlinkarg. Ach edler, fester, theurer Wein, Ich wollt gern mit euch fröhlich seyn, Doch mag die Kosten ich nicht tragen, Beserg, ich darf so was nicht wagen. Jobst Weingans. Ach Bestlin, wie bist du ein Mann, Ich leider nicht ein Pfenning han, Hätt ich so vieles Geld wie du, So wär bei mir kein Rast noch Ruh. Bestlinkarg. Ich spar es auf für'n alten Mann, Das Saufen will ein Reichen han. Jobst Weingans. Dein Lebtag hast kein guten Tag, Denn du bist karg und hast dein Klag, Leih du mir Geld und ich will saufen, Sollt morgen ich den Rock verkaufen. Bestlinkarg. Zeug du nur hin, mach kein Gesicht, Ich werd dir wahrlich leihen nicht. Der arme Heinz. Was zankt ihr hier, ihr losen Leut, Ihr wißt nicht um die Armuth beyd, Ich bin ein alter, kranker Mann, Mein Lebtag ich gearbeit han, Und wär mir noth, daß ich jetzt hätt' Beſtlinkarg. Ach edler, feſter, theurer Wein, Ich wollt gern mit euch froͤhlich ſeyn, Doch mag die Koſten ich nicht tragen, Beſerg, ich darf ſo was nicht wagen. Jobſt Weingans. Ach Beſtlin, wie biſt du ein Mann, Ich leider nicht ein Pfenning han, Haͤtt ich ſo vieles Geld wie du, So waͤr bei mir kein Raſt noch Ruh. Beſtlinkarg. Ich ſpar es auf fuͤr'n alten Mann, Das Saufen will ein Reichen han. Jobſt Weingans. Dein Lebtag haſt kein guten Tag, Denn du biſt karg und haſt dein Klag, Leih du mir Geld und ich will ſaufen, Sollt morgen ich den Rock verkaufen. Beſtlinkarg. Zeug du nur hin, mach kein Geſicht, Ich werd dir wahrlich leihen nicht. Der arme Heinz. Was zankt ihr hier, ihr loſen Leut, Ihr wißt nicht um die Armuth beyd, Ich bin ein alter, kranker Mann, Mein Lebtag ich gearbeit han, Und waͤr mir noth, daß ich jetzt haͤtt' <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0054" n="42"/> <lg n="3"> <head><hi rendition="#g">Beſtlinkarg</hi>.</head><lb/> <l>Ach edler, feſter, theurer Wein,</l><lb/> <l>Ich wollt gern mit euch froͤhlich ſeyn,</l><lb/> <l>Doch mag die Koſten ich nicht tragen,</l><lb/> <l>Beſerg, ich darf ſo was nicht wagen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <head><hi rendition="#g">Jobſt Weingans</hi>.</head><lb/> <l>Ach Beſtlin, wie biſt du ein Mann,</l><lb/> <l>Ich leider nicht ein Pfenning han,</l><lb/> <l>Haͤtt ich ſo vieles Geld wie du,</l><lb/> <l>So waͤr bei mir kein Raſt noch Ruh.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <head><hi rendition="#g">Beſtlinkarg</hi>.</head><lb/> <l>Ich ſpar es auf fuͤr'n alten Mann,</l><lb/> <l>Das Saufen will ein Reichen han.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <head><hi rendition="#g">Jobſt Weingans</hi>.</head><lb/> <l>Dein Lebtag haſt kein guten Tag,</l><lb/> <l>Denn du biſt karg und haſt dein Klag,</l><lb/> <l>Leih du mir Geld und ich will ſaufen,</l><lb/> <l>Sollt morgen ich den Rock verkaufen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <head><hi rendition="#g">Beſtlinkarg</hi>.</head><lb/> <l>Zeug du nur hin, mach kein Geſicht,</l><lb/> <l>Ich werd dir wahrlich leihen nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <head><hi rendition="#g">Der arme Heinz</hi>.</head><lb/> <l>Was zankt ihr hier, ihr loſen Leut,</l><lb/> <l>Ihr wißt nicht um die Armuth beyd,</l><lb/> <l>Ich bin ein alter, kranker Mann,</l><lb/> <l>Mein Lebtag ich gearbeit han,</l><lb/> <l>Und waͤr mir noth, daß ich jetzt haͤtt'</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0054]
Beſtlinkarg.
Ach edler, feſter, theurer Wein,
Ich wollt gern mit euch froͤhlich ſeyn,
Doch mag die Koſten ich nicht tragen,
Beſerg, ich darf ſo was nicht wagen.
Jobſt Weingans.
Ach Beſtlin, wie biſt du ein Mann,
Ich leider nicht ein Pfenning han,
Haͤtt ich ſo vieles Geld wie du,
So waͤr bei mir kein Raſt noch Ruh.
Beſtlinkarg.
Ich ſpar es auf fuͤr'n alten Mann,
Das Saufen will ein Reichen han.
Jobſt Weingans.
Dein Lebtag haſt kein guten Tag,
Denn du biſt karg und haſt dein Klag,
Leih du mir Geld und ich will ſaufen,
Sollt morgen ich den Rock verkaufen.
Beſtlinkarg.
Zeug du nur hin, mach kein Geſicht,
Ich werd dir wahrlich leihen nicht.
Der arme Heinz.
Was zankt ihr hier, ihr loſen Leut,
Ihr wißt nicht um die Armuth beyd,
Ich bin ein alter, kranker Mann,
Mein Lebtag ich gearbeit han,
Und waͤr mir noth, daß ich jetzt haͤtt'
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