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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Sollt einer von der Kirbin gahn,
Sollt sich nicht vollgesoffen han!
Und wenn der Bauer kam zu Markt,
So war ihr keiner also karg,
Er trank vorher ein Mäßlein Wein,
Er kam oft heim beim Mondenschein,
Und sang, daß die lieb Haide lacht,
Er wenig an sein Schuldner dacht.
Nun aber jetzt hats den Bescheid,
Es ist mir wahrlich selber leid;
Wie geht der Wein, lugt wie er prangt,
Als wie ein Bildniß an der Wand,
Und hat ein Knecht, der geht ihm nach,
Ich denk er thuts nur ums zur Schmach,
Er zeigt sein Helm und auch sein Schild,
Und aufs gemeine Volk nur schilt,
Er ist ein Herr nun mit Gewalt,
Kein Mann ist jetzund also alt,
Sonst bracht er große Abentheuer,
Doch jetzo ist er viel zu theuer,
Daß niemand ihn bezahlen kann,
Er ist nicht für gemeinen Mann.

Der Wein.

Ich laß mir das nicht zweymal sagen,
Ich will hier gut Gesellen fragen.
Wie sitzt ihr also traurig hier,
Als wärs vor Tag und sonst noch früh?
Ich will euch einen Kurzweil machen,
Daß ihr allsammt müst drüber lachen.

Sollt einer von der Kirbin gahn,
Sollt ſich nicht vollgeſoffen han!
Und wenn der Bauer kam zu Markt,
So war ihr keiner alſo karg,
Er trank vorher ein Maͤßlein Wein,
Er kam oft heim beim Mondenſchein,
Und ſang, daß die lieb Haide lacht,
Er wenig an ſein Schuldner dacht.
Nun aber jetzt hats den Beſcheid,
Es iſt mir wahrlich ſelber leid;
Wie geht der Wein, lugt wie er prangt,
Als wie ein Bildniß an der Wand,
Und hat ein Knecht, der geht ihm nach,
Ich denk er thuts nur ums zur Schmach,
Er zeigt ſein Helm und auch ſein Schild,
Und aufs gemeine Volk nur ſchilt,
Er iſt ein Herr nun mit Gewalt,
Kein Mann iſt jetzund alſo alt,
Sonſt bracht er große Abentheuer,
Doch jetzo iſt er viel zu theuer,
Daß niemand ihn bezahlen kann,
Er iſt nicht fuͤr gemeinen Mann.

Der Wein.

Ich laß mir das nicht zweymal ſagen,
Ich will hier gut Geſellen fragen.
Wie ſitzt ihr alſo traurig hier,
Als waͤrs vor Tag und ſonſt noch fruͤh?
Ich will euch einen Kurzweil machen,
Daß ihr allſammt muͤſt druͤber lachen.

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[25[41]/0053] Sollt einer von der Kirbin gahn, Sollt ſich nicht vollgeſoffen han! Und wenn der Bauer kam zu Markt, So war ihr keiner alſo karg, Er trank vorher ein Maͤßlein Wein, Er kam oft heim beim Mondenſchein, Und ſang, daß die lieb Haide lacht, Er wenig an ſein Schuldner dacht. Nun aber jetzt hats den Beſcheid, Es iſt mir wahrlich ſelber leid; Wie geht der Wein, lugt wie er prangt, Als wie ein Bildniß an der Wand, Und hat ein Knecht, der geht ihm nach, Ich denk er thuts nur ums zur Schmach, Er zeigt ſein Helm und auch ſein Schild, Und aufs gemeine Volk nur ſchilt, Er iſt ein Herr nun mit Gewalt, Kein Mann iſt jetzund alſo alt, Sonſt bracht er große Abentheuer, Doch jetzo iſt er viel zu theuer, Daß niemand ihn bezahlen kann, Er iſt nicht fuͤr gemeinen Mann. Der Wein. Ich laß mir das nicht zweymal ſagen, Ich will hier gut Geſellen fragen. Wie ſitzt ihr alſo traurig hier, Als waͤrs vor Tag und ſonſt noch fruͤh? Ich will euch einen Kurzweil machen, Daß ihr allſammt muͤſt druͤber lachen.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 25[41]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/53>, abgerufen am 28.11.2024.