Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Studenten im Wirthshaus, sinds aus der Weis
frisch,
Sie brauchen allein ein großmächtigen Tisch,
Sie saufen und schreien als g'hört das Haus ihn'n,
Und saufen und schreien sich blitzblau und grün.
Bald redens lapodeinisch, ich kanns nicht verstehn,
Doch ists leicht zu rathen, auf uns muß es gehn,
Bald tanzens und springens und hupfens am Fleck,
Und nehmen den Knechten den Tanzboden weg.
Und schmeissen die Knecht sie auch alle heraus,
So laufens wie die Mäus auf die Strassen hinaus,
Und machen ein Haufen und grausam Gefecht,
Und hauen und stechen und schreien erst recht.
Ziehn naus auf die Felder und geben kein Fried,
Ist grad wie ein Wetter, so spielens damit,
Da tretens die Aecker, verstehn nicht was 's ist,
Wenn einer schwarz Brod um sein Handarbeit frißt.
Sind Roß auf der Weide, und rasten ein Weil,
So nehmens Studenten, es ist gar ein Gräul,
Und hauens in die Seiten mit allbeiden Füssen:
Ach wenn sie das Rössel doch langsam gehn liessen!


Kriegslied.

(Christoph Demantius sieben und siebenzig Tänz. Nürnberg 1601.)

Ach Jungfrau klug von Sinnen,
Still deinen Uebermuth,
Acht nicht so gar geringe
Studenten im Wirthshaus, ſinds aus der Weis
friſch,
Sie brauchen allein ein großmaͤchtigen Tiſch,
Sie ſaufen und ſchreien als g'hoͤrt das Haus ihn'n,
Und ſaufen und ſchreien ſich blitzblau und gruͤn.
Bald redens lapodeiniſch, ich kanns nicht verſtehn,
Doch iſts leicht zu rathen, auf uns muß es gehn,
Bald tanzens und ſpringens und hupfens am Fleck,
Und nehmen den Knechten den Tanzboden weg.
Und ſchmeiſſen die Knecht ſie auch alle heraus,
So laufens wie die Maͤus auf die Straſſen hinaus,
Und machen ein Haufen und grauſam Gefecht,
Und hauen und ſtechen und ſchreien erſt recht.
Ziehn naus auf die Felder und geben kein Fried,
Iſt grad wie ein Wetter, ſo ſpielens damit,
Da tretens die Aecker, verſtehn nicht was 's iſt,
Wenn einer ſchwarz Brod um ſein Handarbeit frißt.
Sind Roß auf der Weide, und raſten ein Weil,
So nehmens Studenten, es iſt gar ein Graͤul,
Und hauens in die Seiten mit allbeiden Fuͤſſen:
Ach wenn ſie das Roͤſſel doch langſam gehn lieſſen!


Kriegslied.

(Chriſtoph Demantius ſieben und ſiebenzig Taͤnz. Nuͤrnberg 1601.)

Ach Jungfrau klug von Sinnen,
Still deinen Uebermuth,
Acht nicht ſo gar geringe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0454" n="442"/>
            <lg n="7">
              <l>Studenten im Wirthshaus, &#x017F;inds aus der Weis</l><lb/>
              <l>fri&#x017F;ch,</l><lb/>
              <l>Sie brauchen allein ein großma&#x0364;chtigen Ti&#x017F;ch,</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;aufen und &#x017F;chreien als g'ho&#x0364;rt das Haus ihn'n,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;aufen und &#x017F;chreien &#x017F;ich blitzblau und gru&#x0364;n.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Bald redens lapodeini&#x017F;ch, ich kanns nicht ver&#x017F;tehn,</l><lb/>
              <l>Doch i&#x017F;ts leicht zu rathen, auf uns muß es gehn,</l><lb/>
              <l>Bald tanzens und &#x017F;pringens und hupfens am Fleck,</l><lb/>
              <l>Und nehmen den Knechten den Tanzboden weg.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Und &#x017F;chmei&#x017F;&#x017F;en die Knecht &#x017F;ie auch alle heraus,</l><lb/>
              <l>So laufens wie die Ma&#x0364;us auf die Stra&#x017F;&#x017F;en hinaus,</l><lb/>
              <l>Und machen ein Haufen und grau&#x017F;am Gefecht,</l><lb/>
              <l>Und hauen und &#x017F;techen und &#x017F;chreien er&#x017F;t recht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Ziehn naus auf die Felder und geben kein Fried,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t grad wie ein Wetter, &#x017F;o &#x017F;pielens damit,</l><lb/>
              <l>Da tretens die Aecker, ver&#x017F;tehn nicht was 's i&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Wenn einer &#x017F;chwarz Brod um &#x017F;ein Handarbeit frißt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Sind Roß auf der Weide, und ra&#x017F;ten ein Weil,</l><lb/>
              <l>So nehmens Studenten, es i&#x017F;t gar ein Gra&#x0364;ul,</l><lb/>
              <l>Und hauens in die Seiten mit allbeiden Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
              <l>Ach wenn &#x017F;ie das Ro&#x0364;&#x017F;&#x017F;el doch lang&#x017F;am gehn lie&#x017F;&#x017F;en!</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Kriegslied</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Chri&#x017F;toph Demantius &#x017F;ieben und &#x017F;iebenzig Ta&#x0364;nz. Nu&#x0364;rnberg 1601.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">A</hi>ch Jungfrau klug von Sinnen,</l><lb/>
              <l>Still deinen Uebermuth,</l><lb/>
              <l>Acht nicht &#x017F;o gar geringe</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[442/0454] Studenten im Wirthshaus, ſinds aus der Weis friſch, Sie brauchen allein ein großmaͤchtigen Tiſch, Sie ſaufen und ſchreien als g'hoͤrt das Haus ihn'n, Und ſaufen und ſchreien ſich blitzblau und gruͤn. Bald redens lapodeiniſch, ich kanns nicht verſtehn, Doch iſts leicht zu rathen, auf uns muß es gehn, Bald tanzens und ſpringens und hupfens am Fleck, Und nehmen den Knechten den Tanzboden weg. Und ſchmeiſſen die Knecht ſie auch alle heraus, So laufens wie die Maͤus auf die Straſſen hinaus, Und machen ein Haufen und grauſam Gefecht, Und hauen und ſtechen und ſchreien erſt recht. Ziehn naus auf die Felder und geben kein Fried, Iſt grad wie ein Wetter, ſo ſpielens damit, Da tretens die Aecker, verſtehn nicht was 's iſt, Wenn einer ſchwarz Brod um ſein Handarbeit frißt. Sind Roß auf der Weide, und raſten ein Weil, So nehmens Studenten, es iſt gar ein Graͤul, Und hauens in die Seiten mit allbeiden Fuͤſſen: Ach wenn ſie das Roͤſſel doch langſam gehn lieſſen! Kriegslied. (Chriſtoph Demantius ſieben und ſiebenzig Taͤnz. Nuͤrnberg 1601.) Ach Jungfrau klug von Sinnen, Still deinen Uebermuth, Acht nicht ſo gar geringe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/454
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/454>, abgerufen am 23.11.2024.