"Ach Mutter, liebe Mutter, "Ach gebt mir einen Rath, "Es reitet mir alle Tage "Ein hurtiger Ritter nach."
Ach Tochter! liebe Tochter! Den Rath, den geb ich dir, Laß du den Reiter fahren, Bleib du das Jahr bey mir.
"Ach Mutter! liebe Mutter! "Der Rath, der ist nicht gut, "Der Ritter ist mir lieber, "Als all dein Hab und Gut.
Ist dir der Reiter lieber, Als all mein Hab und Gut, So bind dein Kleid zusammen, Und lauf dem Reiter zu.
"Ach Mutter! liebe Mutter! "Der Kleider hab ich nicht viel, "Gieb mir nur hundert Thaler, "So kauf ich, was ich will."
Ach Tochter! liebe Tochter! Der Thaler hab ich nicht viel, Dein Vater hats verruschelt In Würfel- und Kartenspiel.
"Hats denn mein Vater verruschelt "In Würfel- und Kartenspiel, "So sey es Gott erbarmet, "Daß ich sein Tochter bin."
„Ach Mutter, liebe Mutter, „Ach gebt mir einen Rath, „Es reitet mir alle Tage „Ein hurtiger Ritter nach.“
Ach Tochter! liebe Tochter! Den Rath, den geb ich dir, Laß du den Reiter fahren, Bleib du das Jahr bey mir.
„Ach Mutter! liebe Mutter! „Der Rath, der iſt nicht gut, „Der Ritter iſt mir lieber, „Als all dein Hab und Gut.
Iſt dir der Reiter lieber, Als all mein Hab und Gut, So bind dein Kleid zuſammen, Und lauf dem Reiter zu.
„Ach Mutter! liebe Mutter! „Der Kleider hab ich nicht viel, „Gieb mir nur hundert Thaler, „So kauf ich, was ich will.“
Ach Tochter! liebe Tochter! Der Thaler hab ich nicht viel, Dein Vater hats verruſchelt In Wuͤrfel- und Kartenſpiel.
„Hats denn mein Vater verruſchelt „In Wuͤrfel- und Kartenſpiel, „So ſey es Gott erbarmet, „Daß ich ſein Tochter bin.“
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„Ach Mutter, liebe Mutter,
„Ach gebt mir einen Rath,
„Es reitet mir alle Tage
„Ein hurtiger Ritter nach.“
Ach Tochter! liebe Tochter!
Den Rath, den geb ich dir,
Laß du den Reiter fahren,
Bleib du das Jahr bey mir.
„Ach Mutter! liebe Mutter!
„Der Rath, der iſt nicht gut,
„Der Ritter iſt mir lieber,
„Als all dein Hab und Gut.
Iſt dir der Reiter lieber,
Als all mein Hab und Gut,
So bind dein Kleid zuſammen,
Und lauf dem Reiter zu.
„Ach Mutter! liebe Mutter!
„Der Kleider hab ich nicht viel,
„Gieb mir nur hundert Thaler,
„So kauf ich, was ich will.“
Ach Tochter! liebe Tochter!
Der Thaler hab ich nicht viel,
Dein Vater hats verruſchelt
In Wuͤrfel- und Kartenſpiel.
„Hats denn mein Vater verruſchelt
„In Wuͤrfel- und Kartenſpiel,
„So ſey es Gott erbarmet,
„Daß ich ſein Tochter bin.“
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/42>, abgerufen am 16.02.2025.
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