In St. Jakobs Ehren, Und welcher Bruder darein kommt, Man beweist ihm Zucht und Ehre.
Es war dem Spitalmeister nit eben, Vierthalbhundert Brüder hat er vergeben, Gott ließ nicht ungerochen. Zu Burges ward er an ein Kreuz geheft, Mit scharfen Pfeilen durchstochen.
Der König der war ein Biedermann, In Pilgramkleider legt er sich an, Sein Spital wollt er beschauen, Was ihm die deutschen Brüder sagten, Das wollt er nit glauben.
Da ging er in das Spital ein, Er hies ihm bringen Brod und Wein, Die Suppe die war nit reine; Spitalmeister, lieber Spitalmeister mein! Die Brod sind viel zu kleine.
Der Spitalmeister war ein zornig Mann: Der Greulich hat dich herein gethan, Das nimmt mich nimmer Wunder! Und wärst du nit ein welscher Mann, Ich vergäb dir, wie die deutschen Hunde!
Und da es an den Abend kam, Die Brüder wollten schlafen gahn, Der Pilgram wollt schlafen alleine: Spitalmeister, lieber Spitalmeister mein Die Bett sind gar nicht reine.
In St. Jakobs Ehren, Und welcher Bruder darein kommt, Man beweiſt ihm Zucht und Ehre.
Es war dem Spitalmeiſter nit eben, Vierthalbhundert Bruͤder hat er vergeben, Gott ließ nicht ungerochen. Zu Burges ward er an ein Kreuz geheft, Mit ſcharfen Pfeilen durchſtochen.
Der Koͤnig der war ein Biedermann, In Pilgramkleider legt er ſich an, Sein Spital wollt er beſchauen, Was ihm die deutſchen Bruͤder ſagten, Das wollt er nit glauben.
Da ging er in das Spital ein, Er hies ihm bringen Brod und Wein, Die Suppe die war nit reine; Spitalmeiſter, lieber Spitalmeiſter mein! Die Brod ſind viel zu kleine.
Der Spitalmeiſter war ein zornig Mann: Der Greulich hat dich herein gethan, Das nimmt mich nimmer Wunder! Und waͤrſt du nit ein welſcher Mann, Ich vergaͤb dir, wie die deutſchen Hunde!
Und da es an den Abend kam, Die Bruͤder wollten ſchlafen gahn, Der Pilgram wollt ſchlafen alleine: Spitalmeiſter, lieber Spitalmeiſter mein Die Bett ſind gar nicht reine.
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In St. Jakobs Ehren,
Und welcher Bruder darein kommt,
Man beweiſt ihm Zucht und Ehre.
Es war dem Spitalmeiſter nit eben,
Vierthalbhundert Bruͤder hat er vergeben,
Gott ließ nicht ungerochen.
Zu Burges ward er an ein Kreuz geheft,
Mit ſcharfen Pfeilen durchſtochen.
Der Koͤnig der war ein Biedermann,
In Pilgramkleider legt er ſich an,
Sein Spital wollt er beſchauen,
Was ihm die deutſchen Bruͤder ſagten,
Das wollt er nit glauben.
Da ging er in das Spital ein,
Er hies ihm bringen Brod und Wein,
Die Suppe die war nit reine;
Spitalmeiſter, lieber Spitalmeiſter mein!
Die Brod ſind viel zu kleine.
Der Spitalmeiſter war ein zornig Mann:
Der Greulich hat dich herein gethan,
Das nimmt mich nimmer Wunder!
Und waͤrſt du nit ein welſcher Mann,
Ich vergaͤb dir, wie die deutſchen Hunde!
Und da es an den Abend kam,
Die Bruͤder wollten ſchlafen gahn,
Der Pilgram wollt ſchlafen alleine:
Spitalmeiſter, lieber Spitalmeiſter mein
Die Bett ſind gar nicht reine.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/342>, abgerufen am 18.06.2024.
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