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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Und Theophil dem Kanzler
Dem jammert die Jungfrau sehr;
Er sprach: O schon dein Leben,
Verlaß die falsche Lehr,
Und frist dein junges Leben!
Drauf Dorothea spricht:
"Ein beßres wird er geben
"Und das vergehet nicht.
"Zum schönen Paradiese
"Komm ich nach meinem Tod,
"Daß sie sich Christum wiesen,
"Stehn da viel Röslein roth,
"Draus wird mir Christ, mein Herre
"Machen ein Ehrenkranz,
"Der Tod geliebt vielmehre,
"Als so ich ging zum Tanz."
Doch Theophil die Rede
Erklärt für lauter Spott,
Sprach: Liebe Dorothea,
Wenn du bey deinem Gott
Schick mir auch Aepfel und Rosen
Aus Christi Garten schön! --
"Ja, sprach sie, heilge Rosen
"Die sollst du wahrlich sehn."
Das Fräulein war gerichtet,
Da klopft es an sein Haus,
Der helle Morgen lichtet,
Ein Knäblein stehet draus,
Geschwingt mit goldnen Flügeln
Reichts Rosenkörbchen dar,
Verschwindet auf den Hügeln,

Und Theophil dem Kanzler
Dem jammert die Jungfrau ſehr;
Er ſprach: O ſchon dein Leben,
Verlaß die falſche Lehr,
Und friſt dein junges Leben!
Drauf Dorothea ſpricht:
„Ein beßres wird er geben
„Und das vergehet nicht.
„Zum ſchoͤnen Paradieſe
„Komm ich nach meinem Tod,
„Daß ſie ſich Chriſtum wieſen,
„Stehn da viel Roͤslein roth,
„Draus wird mir Chriſt, mein Herre
„Machen ein Ehrenkranz,
„Der Tod geliebt vielmehre,
„Als ſo ich ging zum Tanz.“
Doch Theophil die Rede
Erklaͤrt fuͤr lauter Spott,
Sprach: Liebe Dorothea,
Wenn du bey deinem Gott
Schick mir auch Aepfel und Roſen
Aus Chriſti Garten ſchoͤn! —
„Ja, ſprach ſie, heilge Roſen
„Die ſollſt du wahrlich ſehn.“
Das Fraͤulein war gerichtet,
Da klopft es an ſein Haus,
Der helle Morgen lichtet,
Ein Knaͤblein ſtehet draus,
Geſchwingt mit goldnen Fluͤgeln
Reichts Roſenkoͤrbchen dar,
Verſchwindet auf den Huͤgeln,

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[326/0338] Und Theophil dem Kanzler Dem jammert die Jungfrau ſehr; Er ſprach: O ſchon dein Leben, Verlaß die falſche Lehr, Und friſt dein junges Leben! Drauf Dorothea ſpricht: „Ein beßres wird er geben „Und das vergehet nicht. „Zum ſchoͤnen Paradieſe „Komm ich nach meinem Tod, „Daß ſie ſich Chriſtum wieſen, „Stehn da viel Roͤslein roth, „Draus wird mir Chriſt, mein Herre „Machen ein Ehrenkranz, „Der Tod geliebt vielmehre, „Als ſo ich ging zum Tanz.“ Doch Theophil die Rede Erklaͤrt fuͤr lauter Spott, Sprach: Liebe Dorothea, Wenn du bey deinem Gott Schick mir auch Aepfel und Roſen Aus Chriſti Garten ſchoͤn! — „Ja, ſprach ſie, heilge Roſen „Die ſollſt du wahrlich ſehn.“ Das Fraͤulein war gerichtet, Da klopft es an ſein Haus, Der helle Morgen lichtet, Ein Knaͤblein ſtehet draus, Geſchwingt mit goldnen Fluͤgeln Reichts Roſenkoͤrbchen dar, Verſchwindet auf den Huͤgeln,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/338>, abgerufen am 25.11.2024.