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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Es heischt Dinte und Federe her,
Es thut e Briefli schreibe
Sim Herrn in Mailand ine.
"Ach! Bruder, liebe Bruder mi
Hätt ich e kleines Böthemli,
Mueßt mir es Briefli trage
Mim Herre in Mailand sage." --
"Lieb Schwester, liebi Schwester mi,
Das Böthemli will i selber sy,
Will dir das Briefli trage,
Dim Herre in Mailand sage."" --
Do ner is Mailand ine kam
Er so zu selbigem Diener sprach:
"Ach Diener, liebe Diener mi
Möcht euer Herr dahaime sy? --
""O nei! min Herr ist nit dahai,
Min Herr der ist geritten us
Umme zarts Jungfräuli us."" --
Der Both der kehrt sie nit dara,
Bis er zum Herr ind' Stube tratt, --
Was zog er us sim Buse? --
"Sieh hi! sieh hi! min Herre mi,
Darinn kannst sehe, wer ih bi." --
Ehb er das Briefli ganz lese kann
Die Thräner ihm ind' Schoos aberann.
"Stehn't uf! stehnt uf ihr Ritter uf
Wir müend an Rhinstrom ritten us;
Ume zartes Jungfräuli us,
Und du min liebe Diener mi
Gang sattle mir mi Pferdeli,
Und sattle mir das beste Pferd,

Es heiſcht Dinte und Federe her,
Es thut e Briefli ſchreibe
Sim Herrn in Mailand ine.
„Ach! Bruder, liebe Bruder mi
Haͤtt ich e kleines Boͤthemli,
Mueßt mir es Briefli trage
Mim Herre in Mailand ſage.“ —
„Lieb Schweſter, liebi Schweſter mi,
Das Boͤthemli will i ſelber ſy,
Will dir das Briefli trage,
Dim Herre in Mailand ſage.““ —
Do ner is Mailand ine kam
Er ſo zu ſelbigem Diener ſprach:
„Ach Diener, liebe Diener mi
Moͤcht euer Herr dahaime ſy? —
„„O nei! min Herr iſt nit dahai,
Min Herr der iſt geritten us
Umme zarts Jungfraͤuli us.““ —
Der Both der kehrt ſie nit dara,
Bis er zum Herr ind' Stube tratt, —
Was zog er us ſim Buſe? —
„Sieh hi! ſieh hi! min Herre mi,
Darinn kannſt ſehe, wer ih bi.“ —
Ehb er das Briefli ganz leſe kann
Die Thraͤner ihm ind' Schoos aberann.
„Stehn't uf! ſtehnt uf ihr Ritter uf
Wir muͤend an Rhinſtrom ritten us;
Ume zartes Jungfraͤuli us,
Und du min liebe Diener mi
Gang ſattle mir mi Pferdeli,
Und ſattle mir das beſte Pferd,

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[287/0299] Es heiſcht Dinte und Federe her, Es thut e Briefli ſchreibe Sim Herrn in Mailand ine. „Ach! Bruder, liebe Bruder mi Haͤtt ich e kleines Boͤthemli, Mueßt mir es Briefli trage Mim Herre in Mailand ſage.“ — „Lieb Schweſter, liebi Schweſter mi, Das Boͤthemli will i ſelber ſy, Will dir das Briefli trage, Dim Herre in Mailand ſage.““ — Do ner is Mailand ine kam Er ſo zu ſelbigem Diener ſprach: „Ach Diener, liebe Diener mi Moͤcht euer Herr dahaime ſy? — „„O nei! min Herr iſt nit dahai, Min Herr der iſt geritten us Umme zarts Jungfraͤuli us.““ — Der Both der kehrt ſie nit dara, Bis er zum Herr ind' Stube tratt, — Was zog er us ſim Buſe? — „Sieh hi! ſieh hi! min Herre mi, Darinn kannſt ſehe, wer ih bi.“ — Ehb er das Briefli ganz leſe kann Die Thraͤner ihm ind' Schoos aberann. „Stehn't uf! ſtehnt uf ihr Ritter uf Wir muͤend an Rhinſtrom ritten us; Ume zartes Jungfraͤuli us, Und du min liebe Diener mi Gang ſattle mir mi Pferdeli, Und ſattle mir das beſte Pferd,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/299>, abgerufen am 02.06.2024.