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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Die Fuhrleut, fremde Wandersleut
Hat man hinaus gelassen.

Darnach sie wurden zugesperrt,
Viel Bürger mußten wohlbewehrt
Zum Markte eilend kommen,
Die ganze Stadt des Wunder nahm,
Wie sie das hat vernommen.
Ein schwarzes Tuch ward da bereit,
Und mitten auf den Markt gespreit,
Auch eine Bahr daneben,
Herr Jakob nahm seinen Mantel ab,
Thät ihn seinem Jungen geben,
Ein seidnes Tuch war da zur Hand,
Die Augen er sich selbst verband,
Und thät aufs Tuch hinschreiten,
Darauf kniet er mit Heldenmuth,
Stellt beyde Händ in die Seiten.
Indem der Meister sein Werk verricht,
Trit ihm der Teufel unters Gesicht,
Das sag ich unverholen,
Wie gern hätt er ihm Leib und Seel
In dieser Stunde gestohlen.
Er aber beständig blieben ist
In dem Vertraun auf Jesum Christ,
Ist ritterlich gestorben,
Die ewge Freud und Seligkeit
Hat er damit erworbin.
In die Bahr hat man ihn gelegt,
Mit einem schwarzen Tuch bedeckt,

Die Fuhrleut, fremde Wandersleut
Hat man hinaus gelaſſen.

Darnach ſie wurden zugeſperrt,
Viel Buͤrger mußten wohlbewehrt
Zum Markte eilend kommen,
Die ganze Stadt des Wunder nahm,
Wie ſie das hat vernommen.
Ein ſchwarzes Tuch ward da bereit,
Und mitten auf den Markt geſpreit,
Auch eine Bahr daneben,
Herr Jakob nahm ſeinen Mantel ab,
Thaͤt ihn ſeinem Jungen geben,
Ein ſeidnes Tuch war da zur Hand,
Die Augen er ſich ſelbſt verband,
Und thaͤt aufs Tuch hinſchreiten,
Darauf kniet er mit Heldenmuth,
Stellt beyde Haͤnd in die Seiten.
Indem der Meiſter ſein Werk verricht,
Trit ihm der Teufel unters Geſicht,
Das ſag ich unverholen,
Wie gern haͤtt er ihm Leib und Seel
In dieſer Stunde geſtohlen.
Er aber beſtaͤndig blieben iſt
In dem Vertraun auf Jeſum Chriſt,
Iſt ritterlich geſtorben,
Die ewge Freud und Seligkeit
Hat er damit erworbin.
In die Bahr hat man ihn gelegt,
Mit einem ſchwarzen Tuch bedeckt,
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[268/0280] Die Fuhrleut, fremde Wandersleut Hat man hinaus gelaſſen. Darnach ſie wurden zugeſperrt, Viel Buͤrger mußten wohlbewehrt Zum Markte eilend kommen, Die ganze Stadt des Wunder nahm, Wie ſie das hat vernommen. Ein ſchwarzes Tuch ward da bereit, Und mitten auf den Markt geſpreit, Auch eine Bahr daneben, Herr Jakob nahm ſeinen Mantel ab, Thaͤt ihn ſeinem Jungen geben, Ein ſeidnes Tuch war da zur Hand, Die Augen er ſich ſelbſt verband, Und thaͤt aufs Tuch hinſchreiten, Darauf kniet er mit Heldenmuth, Stellt beyde Haͤnd in die Seiten. Indem der Meiſter ſein Werk verricht, Trit ihm der Teufel unters Geſicht, Das ſag ich unverholen, Wie gern haͤtt er ihm Leib und Seel In dieſer Stunde geſtohlen. Er aber beſtaͤndig blieben iſt In dem Vertraun auf Jeſum Chriſt, Iſt ritterlich geſtorben, Die ewge Freud und Seligkeit Hat er damit erworbin. In die Bahr hat man ihn gelegt, Mit einem ſchwarzen Tuch bedeckt,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/280>, abgerufen am 22.11.2024.