Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

In einer Kammer kleine
Befahl er sich dem lieben Gott,
Legt sich ins Bett alleine.

Zu plaudern noch Herr Konrad kam,
Doch als er Gültlings Schlaf vernahm,
Wollt er ihn nicht erwecken,
Und als er noch ein Bett ersah,
Thät er hinein sich strecken.
Da es nun war um Mitternacht,
Der Teufel hat sein Spiel gemacht,
In dieser Kammer kleine,
Da die zween Junker gelegen sind,
Der Mond schien hell und reine.
Konrad von Degenfeld aufsteht,
Und in dem Schlaf nachtwandeln geht,
Wie er sonst oft thut pflegen,
Das Deckbett schlug er um sich rum,
Darunter er gelegen.
Jakob erwacht und blicket hin,
Konrad geht still im Schlaf auf ihn,
Als wollt er ihn verfolgen,
Da springt er auf vor dem Gespenst
Und sucht nach seinem Dolche.
Er tappt umher, und auf der Erd
Greift er des Degenfelders Schwerdt,
Thuts gegen ihn erheben:
"Nun steh und sage, wer du bist,
"Sonst geh ich dir ans Leben."

In einer Kammer kleine
Befahl er ſich dem lieben Gott,
Legt ſich ins Bett alleine.

Zu plaudern noch Herr Konrad kam,
Doch als er Guͤltlings Schlaf vernahm,
Wollt er ihn nicht erwecken,
Und als er noch ein Bett erſah,
Thaͤt er hinein ſich ſtrecken.
Da es nun war um Mitternacht,
Der Teufel hat ſein Spiel gemacht,
In dieſer Kammer kleine,
Da die zween Junker gelegen ſind,
Der Mond ſchien hell und reine.
Konrad von Degenfeld aufſteht,
Und in dem Schlaf nachtwandeln geht,
Wie er ſonſt oft thut pflegen,
Das Deckbett ſchlug er um ſich rum,
Darunter er gelegen.
Jakob erwacht und blicket hin,
Konrad geht ſtill im Schlaf auf ihn,
Als wollt er ihn verfolgen,
Da ſpringt er auf vor dem Geſpenſt
Und ſucht nach ſeinem Dolche.
Er tappt umher, und auf der Erd
Greift er des Degenfelders Schwerdt,
Thuts gegen ihn erheben:
„Nun ſteh und ſage, wer du biſt,
„Sonſt geh ich dir ans Leben.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="12">
              <pb facs="#f0278" n="266"/>
              <l>In einer Kammer kleine</l><lb/>
              <l>Befahl er &#x017F;ich dem lieben Gott,</l><lb/>
              <l>Legt &#x017F;ich ins Bett alleine.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="13">
              <l>Zu plaudern noch Herr Konrad kam,</l><lb/>
              <l>Doch als er Gu&#x0364;ltlings Schlaf vernahm,</l><lb/>
              <l>Wollt er ihn nicht erwecken,</l><lb/>
              <l>Und als er noch ein Bett er&#x017F;ah,</l><lb/>
              <l>Tha&#x0364;t er hinein &#x017F;ich &#x017F;trecken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>Da es nun war um Mitternacht,</l><lb/>
              <l>Der Teufel hat &#x017F;ein Spiel gemacht,</l><lb/>
              <l>In die&#x017F;er Kammer kleine,</l><lb/>
              <l>Da die zween Junker gelegen &#x017F;ind,</l><lb/>
              <l>Der Mond &#x017F;chien hell und reine.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="15">
              <l>Konrad von Degenfeld auf&#x017F;teht,</l><lb/>
              <l>Und in dem Schlaf nachtwandeln geht,</l><lb/>
              <l>Wie er &#x017F;on&#x017F;t oft thut pflegen,</l><lb/>
              <l>Das Deckbett &#x017F;chlug er um &#x017F;ich rum,</l><lb/>
              <l>Darunter er gelegen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="16">
              <l>Jakob erwacht und blicket hin,</l><lb/>
              <l>Konrad geht &#x017F;till im Schlaf auf ihn,</l><lb/>
              <l>Als wollt er ihn verfolgen,</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;pringt er auf vor dem Ge&#x017F;pen&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ucht nach &#x017F;einem Dolche.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="17">
              <l>Er tappt umher, und auf der Erd</l><lb/>
              <l>Greift er des Degenfelders Schwerdt,</l><lb/>
              <l>Thuts gegen ihn erheben:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Nun &#x017F;teh und &#x017F;age, wer du bi&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Son&#x017F;t geh ich dir ans Leben.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0278] In einer Kammer kleine Befahl er ſich dem lieben Gott, Legt ſich ins Bett alleine. Zu plaudern noch Herr Konrad kam, Doch als er Guͤltlings Schlaf vernahm, Wollt er ihn nicht erwecken, Und als er noch ein Bett erſah, Thaͤt er hinein ſich ſtrecken. Da es nun war um Mitternacht, Der Teufel hat ſein Spiel gemacht, In dieſer Kammer kleine, Da die zween Junker gelegen ſind, Der Mond ſchien hell und reine. Konrad von Degenfeld aufſteht, Und in dem Schlaf nachtwandeln geht, Wie er ſonſt oft thut pflegen, Das Deckbett ſchlug er um ſich rum, Darunter er gelegen. Jakob erwacht und blicket hin, Konrad geht ſtill im Schlaf auf ihn, Als wollt er ihn verfolgen, Da ſpringt er auf vor dem Geſpenſt Und ſucht nach ſeinem Dolche. Er tappt umher, und auf der Erd Greift er des Degenfelders Schwerdt, Thuts gegen ihn erheben: „Nun ſteh und ſage, wer du biſt, „Sonſt geh ich dir ans Leben.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/278
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/278>, abgerufen am 23.11.2024.