Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Zu Venedig war er der erste,
Sie haben ihm geben viel Gut und Geld:
He ein guldene Ketten vest.

Und wie sie kamen zu dem Meer,
Da haben die Schweizer Galeeren gesehn,
Sie sitzen darneben nieder:
"Hend wir was gutes gehan im Vaterland,
"He auf dem Meer wirds uns eintreiben."
Und wie der Hauptmann die Red vernahm,
Und er zu den Soldaten sprach,
Zu denen Schweizerknaben:
"Wir sind versorgt mit Speiß und Trank,
"He kein Hunger müssen wir haben."
Und wie sie kamen in die Stadt Morea,
Dort wollten sie ihr Lager han,
Dort hend sie ihre Lager:
"Wenn der Bluthund das vernehmen thut,
"He er wird uns bald Antwort geben."
Es stund nicht mehr denn ein Monat an,
Dem Türken wurd es kund gethan,
Es wären Christen vorhanden,
Es wären da viel tausend Mann,
He so fern aus fremden Landen.
Der Türk der schickt ein Boten dar,
Ob sie wollten die Stadt Morea han?
Sie sollten Antwort geben,
So woll er ziehn mit ihnen ins Feld,
He kost manchem Schweizer sein Leben.

Zu Venedig war er der erſte,
Sie haben ihm geben viel Gut und Geld:
He ein guldene Ketten veſt.

Und wie ſie kamen zu dem Meer,
Da haben die Schweizer Galeeren geſehn,
Sie ſitzen darneben nieder:
„Hend wir was gutes gehan im Vaterland,
„He auf dem Meer wirds uns eintreiben.“
Und wie der Hauptmann die Red vernahm,
Und er zu den Soldaten ſprach,
Zu denen Schweizerknaben:
„Wir ſind verſorgt mit Speiß und Trank,
„He kein Hunger muͤſſen wir haben.“
Und wie ſie kamen in die Stadt Morea,
Dort wollten ſie ihr Lager han,
Dort hend ſie ihre Lager:
„Wenn der Bluthund das vernehmen thut,
„He er wird uns bald Antwort geben.“
Es ſtund nicht mehr denn ein Monat an,
Dem Tuͤrken wurd es kund gethan,
Es waͤren Chriſten vorhanden,
Es waͤren da viel tauſend Mann,
He ſo fern aus fremden Landen.
Der Tuͤrk der ſchickt ein Boten dar,
Ob ſie wollten die Stadt Morea han?
Sie ſollten Antwort geben,
So woll er ziehn mit ihnen ins Feld,
He koſt manchem Schweizer ſein Leben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="10">
              <pb facs="#f0156" n="144"/>
              <l>Zu Venedig war er der er&#x017F;te,</l><lb/>
              <l>Sie haben ihm geben viel Gut und Geld:</l><lb/>
              <l>He ein guldene Ketten ve&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Und wie &#x017F;ie kamen zu dem Meer,</l><lb/>
              <l>Da haben die Schweizer Galeeren ge&#x017F;ehn,</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;itzen darneben nieder:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Hend wir was gutes gehan im Vaterland,</l><lb/>
              <l>&#x201E;He auf dem Meer wirds uns eintreiben.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="12">
              <l>Und wie der Hauptmann die Red vernahm,</l><lb/>
              <l>Und er zu den Soldaten &#x017F;prach,</l><lb/>
              <l>Zu denen Schweizerknaben:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wir &#x017F;ind ver&#x017F;orgt mit Speiß und Trank,</l><lb/>
              <l>&#x201E;He kein Hunger mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir haben.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="13">
              <l>Und wie &#x017F;ie kamen in die Stadt Morea,</l><lb/>
              <l>Dort wollten &#x017F;ie ihr Lager han,</l><lb/>
              <l>Dort hend &#x017F;ie ihre Lager:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wenn der Bluthund das vernehmen thut,</l><lb/>
              <l>&#x201E;He er wird uns bald Antwort geben.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>Es &#x017F;tund nicht mehr denn ein Monat an,</l><lb/>
              <l>Dem Tu&#x0364;rken wurd es kund gethan,</l><lb/>
              <l>Es wa&#x0364;ren Chri&#x017F;ten vorhanden,</l><lb/>
              <l>Es wa&#x0364;ren da viel tau&#x017F;end Mann,</l><lb/>
              <l>He &#x017F;o fern aus fremden Landen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="15">
              <l>Der Tu&#x0364;rk der &#x017F;chickt ein Boten dar,</l><lb/>
              <l>Ob &#x017F;ie wollten die Stadt Morea han?</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;ollten Antwort geben,</l><lb/>
              <l>So woll er ziehn mit ihnen ins Feld,</l><lb/>
              <l>He ko&#x017F;t manchem Schweizer &#x017F;ein Leben.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0156] Zu Venedig war er der erſte, Sie haben ihm geben viel Gut und Geld: He ein guldene Ketten veſt. Und wie ſie kamen zu dem Meer, Da haben die Schweizer Galeeren geſehn, Sie ſitzen darneben nieder: „Hend wir was gutes gehan im Vaterland, „He auf dem Meer wirds uns eintreiben.“ Und wie der Hauptmann die Red vernahm, Und er zu den Soldaten ſprach, Zu denen Schweizerknaben: „Wir ſind verſorgt mit Speiß und Trank, „He kein Hunger muͤſſen wir haben.“ Und wie ſie kamen in die Stadt Morea, Dort wollten ſie ihr Lager han, Dort hend ſie ihre Lager: „Wenn der Bluthund das vernehmen thut, „He er wird uns bald Antwort geben.“ Es ſtund nicht mehr denn ein Monat an, Dem Tuͤrken wurd es kund gethan, Es waͤren Chriſten vorhanden, Es waͤren da viel tauſend Mann, He ſo fern aus fremden Landen. Der Tuͤrk der ſchickt ein Boten dar, Ob ſie wollten die Stadt Morea han? Sie ſollten Antwort geben, So woll er ziehn mit ihnen ins Feld, He koſt manchem Schweizer ſein Leben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/156
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/156>, abgerufen am 24.11.2024.