Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie hättens wol lieber entbehret,
Ja wären sie wieder in der Heidenschaft gewest,
Sie wären nicht wiederkehret.

Der Scharfrichter hieß sich Rosenfeld,
Er haute so manchen stolzen Held
Mit einem frischen Muthe,
Er stund mit seinen geschnürten Schuen
Zu den Enkel in dem Blute.
Hamburg, Hamburg, des geb ich dir den Preiß,
Die Seeräuber waren nie so weiß,
Um deinet Willen musten sie sterben,
Das machst du von Gold ein Krone tragn,
Den Preiß hast du erworben.


Inschrift.

(Procopii Mariale Festivale.)

Hör mich du arme Pilgerin,
Die zu Wallfahrten hast den Sinn,
Nicht wollest du vorüber gehen,
Bey diesem Bilde bleibe stehen,
Erfrisch allhier die müden Füß,
Maria hier die Mutter süß
Ganz ruhig stehet und wartet,
Ob du bist gut geartet.
Hast du ihr nichts zu geben mehr,
Laß ihr nur eine fromme Zähr,
Thu sie mit nassen Augen
Ganz sinniglich anschauen,

Sie haͤttens wol lieber entbehret,
Ja waͤren ſie wieder in der Heidenſchaft geweſt,
Sie waͤren nicht wiederkehret.

Der Scharfrichter hieß ſich Roſenfeld,
Er haute ſo manchen ſtolzen Held
Mit einem friſchen Muthe,
Er ſtund mit ſeinen geſchnuͤrten Schuen
Zu den Enkel in dem Blute.
Hamburg, Hamburg, des geb ich dir den Preiß,
Die Seeraͤuber waren nie ſo weiß,
Um deinet Willen muſten ſie ſterben,
Das machſt du von Gold ein Krone tragn,
Den Preiß haſt du erworben.


Inſchrift.

(Procopii Mariale Festivale.)

Hoͤr mich du arme Pilgerin,
Die zu Wallfahrten haſt den Sinn,
Nicht wolleſt du voruͤber gehen,
Bey dieſem Bilde bleibe ſtehen,
Erfriſch allhier die muͤden Fuͤß,
Maria hier die Mutter ſuͤß
Ganz ruhig ſtehet und wartet,
Ob du biſt gut geartet.
Haſt du ihr nichts zu geben mehr,
Laß ihr nur eine fromme Zaͤhr,
Thu ſie mit naſſen Augen
Ganz ſinniglich anſchauen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="24">
              <pb facs="#f0184" n="172"/>
              <l>Sie ha&#x0364;ttens wol lieber entbehret,</l><lb/>
              <l>Ja wa&#x0364;ren &#x017F;ie wieder in der Heiden&#x017F;chaft gewe&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Sie wa&#x0364;ren nicht wiederkehret.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="25">
              <l>Der Scharfrichter hieß &#x017F;ich Ro&#x017F;enfeld,</l><lb/>
              <l>Er haute &#x017F;o manchen &#x017F;tolzen Held</l><lb/>
              <l>Mit einem fri&#x017F;chen Muthe,</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;tund mit &#x017F;einen ge&#x017F;chnu&#x0364;rten Schuen</l><lb/>
              <l>Zu den Enkel in dem Blute.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="26">
              <l>Hamburg, Hamburg, des geb ich dir den Preiß,</l><lb/>
              <l>Die Seera&#x0364;uber waren nie &#x017F;o weiß,</l><lb/>
              <l>Um deinet Willen mu&#x017F;ten &#x017F;ie &#x017F;terben,</l><lb/>
              <l>Das mach&#x017F;t du von Gold ein Krone tragn,</l><lb/>
              <l>Den Preiß ha&#x017F;t du erworben.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">In&#x017F;chrift</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(<hi rendition="#aq">Procopii Mariale Festivale.</hi>)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">H</hi>o&#x0364;r mich du arme Pilgerin,</l><lb/>
              <l>Die zu Wallfahrten ha&#x017F;t den Sinn,</l><lb/>
              <l>Nicht wolle&#x017F;t du voru&#x0364;ber gehen,</l><lb/>
              <l>Bey die&#x017F;em Bilde bleibe &#x017F;tehen,</l><lb/>
              <l>Erfri&#x017F;ch allhier die mu&#x0364;den Fu&#x0364;ß,</l><lb/>
              <l>Maria hier die Mutter &#x017F;u&#x0364;ß</l><lb/>
              <l>Ganz ruhig &#x017F;tehet und wartet,</l><lb/>
              <l>Ob du bi&#x017F;t gut geartet.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Ha&#x017F;t du ihr nichts zu geben mehr,</l><lb/>
              <l>Laß ihr nur eine fromme Za&#x0364;hr,</l><lb/>
              <l>Thu &#x017F;ie mit na&#x017F;&#x017F;en Augen</l><lb/>
              <l>Ganz &#x017F;inniglich an&#x017F;chauen,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0184] Sie haͤttens wol lieber entbehret, Ja waͤren ſie wieder in der Heidenſchaft geweſt, Sie waͤren nicht wiederkehret. Der Scharfrichter hieß ſich Roſenfeld, Er haute ſo manchen ſtolzen Held Mit einem friſchen Muthe, Er ſtund mit ſeinen geſchnuͤrten Schuen Zu den Enkel in dem Blute. Hamburg, Hamburg, des geb ich dir den Preiß, Die Seeraͤuber waren nie ſo weiß, Um deinet Willen muſten ſie ſterben, Das machſt du von Gold ein Krone tragn, Den Preiß haſt du erworben. Inſchrift. (Procopii Mariale Festivale.) Hoͤr mich du arme Pilgerin, Die zu Wallfahrten haſt den Sinn, Nicht wolleſt du voruͤber gehen, Bey dieſem Bilde bleibe ſtehen, Erfriſch allhier die muͤden Fuͤß, Maria hier die Mutter ſuͤß Ganz ruhig ſtehet und wartet, Ob du biſt gut geartet. Haſt du ihr nichts zu geben mehr, Laß ihr nur eine fromme Zaͤhr, Thu ſie mit naſſen Augen Ganz ſinniglich anſchauen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/184
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/184>, abgerufen am 26.11.2024.