Maria sie aus Banden nahm, Wer Rechtes thut hat keine Scham.
Wassersnoth.
Mündlich.
Zu Koblenz auf der Brücken Da lag ein tiefer Schnee, Der Schnee der ist verschmolzen, Das Wasser fließt in See.
Es fließt in Liebchens Garten, Da wohnet niemand drein, Ich kann da lange warten, Es wehn zwey Bäumelein.
Die sehen mit den Kronen Noch aus dem Wasser grün, Mein Liebchen muß drin wohnen, Ich kann nicht zu ihr hin.
Wenn Gott mich freundlich grüßet Aus blauer Luft und Thal, Aus diesem Flusse grüßet, Mein Liebchen mich zumal.
Sie geht nicht auf der Brücken, Da gehn viel schöne Fraun, Sie thun mich viel anblicken, Ich mag die nicht anschaun.
Maria ſie aus Banden nahm, Wer Rechtes thut hat keine Scham.
Waſſersnoth.
Muͤndlich.
Zu Koblenz auf der Bruͤcken Da lag ein tiefer Schnee, Der Schnee der iſt verſchmolzen, Das Waſſer fließt in See.
Es fließt in Liebchens Garten, Da wohnet niemand drein, Ich kann da lange warten, Es wehn zwey Baͤumelein.
Die ſehen mit den Kronen Noch aus dem Waſſer gruͤn, Mein Liebchen muß drin wohnen, Ich kann nicht zu ihr hin.
Wenn Gott mich freundlich gruͤßet Aus blauer Luft und Thal, Aus dieſem Fluſſe gruͤßet, Mein Liebchen mich zumal.
Sie geht nicht auf der Bruͤcken, Da gehn viel ſchoͤne Fraun, Sie thun mich viel anblicken, Ich mag die nicht anſchaun.
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Maria ſie aus Banden nahm,
Wer Rechtes thut hat keine Scham.
Waſſersnoth.
Muͤndlich.
Zu Koblenz auf der Bruͤcken
Da lag ein tiefer Schnee,
Der Schnee der iſt verſchmolzen,
Das Waſſer fließt in See.
Es fließt in Liebchens Garten,
Da wohnet niemand drein,
Ich kann da lange warten,
Es wehn zwey Baͤumelein.
Die ſehen mit den Kronen
Noch aus dem Waſſer gruͤn,
Mein Liebchen muß drin wohnen,
Ich kann nicht zu ihr hin.
Wenn Gott mich freundlich gruͤßet
Aus blauer Luft und Thal,
Aus dieſem Fluſſe gruͤßet,
Mein Liebchen mich zumal.
Sie geht nicht auf der Bruͤcken,
Da gehn viel ſchoͤne Fraun,
Sie thun mich viel anblicken,
Ich mag die nicht anſchaun.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/86>, abgerufen am 05.10.2024.
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