Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

"Das Herz möcht mir zerbrechen,
"Weil ichs nicht ändern kann."



Der Ritter und die Magd.

Fliegendes Blat.

Es spielt ein Ritter mit seiner Magd,
Bis an den hellen Morgen.
Bis daß das Mädchen schwanger war,
Da fing es an zu weinen;
"Wein' nicht, wein' nicht, braun's Mädelein,
"Dein Ehr will ich dir zahlen,
"Ich will dir geben den Reitknecht mein,
"Dazu fünfhundert Thaler."
"Den Reitknecht und den mag ich nicht,
"Will lieber den Herrn selber;
"Wann ich den Herrn nicht selber krieg,
"So geh ich zu meiner Mutter,
"In Freuden bin ich von ihr gangen,
"In Trauer wieder zu ihr."
Und da sie vor die Stadt Augsburg kam,
Wohl in die enge Gasse,
Da sah sie ihre Mutter stehn,
An einem kühlen Wasser.

„Das Herz moͤcht mir zerbrechen,
„Weil ichs nicht aͤndern kann.“



Der Ritter und die Magd.

Fliegendes Blat.

Es ſpielt ein Ritter mit ſeiner Magd,
Bis an den hellen Morgen.
Bis daß das Maͤdchen ſchwanger war,
Da fing es an zu weinen;
„Wein' nicht, wein' nicht, braun's Maͤdelein,
„Dein Ehr will ich dir zahlen,
„Ich will dir geben den Reitknecht mein,
„Dazu fuͤnfhundert Thaler.“
„Den Reitknecht und den mag ich nicht,
„Will lieber den Herrn ſelber;
„Wann ich den Herrn nicht ſelber krieg,
„So geh ich zu meiner Mutter,
„In Freuden bin ich von ihr gangen,
„In Trauer wieder zu ihr.“
Und da ſie vor die Stadt Augsburg kam,
Wohl in die enge Gaſſe,
Da ſah ſie ihre Mutter ſtehn,
An einem kuͤhlen Waſſer.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="10">
              <pb facs="#f0059" n="50"/>
              <l>&#x201E;Das Herz mo&#x0364;cht mir zerbrechen,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Weil ichs nicht a&#x0364;ndern kann.&#x201C;</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Der Ritter und die Magd</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">Fliegendes Blat.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>s &#x017F;pielt ein Ritter mit &#x017F;einer Magd,</l><lb/>
              <l>Bis an den hellen Morgen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Bis daß das Ma&#x0364;dchen &#x017F;chwanger war,</l><lb/>
              <l>Da fing es an zu weinen;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>&#x201E;Wein' nicht, wein' nicht, braun's Ma&#x0364;delein,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Dein Ehr will ich dir zahlen,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>&#x201E;Ich will dir geben den Reitknecht mein,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Dazu fu&#x0364;nfhundert Thaler.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>&#x201E;Den Reitknecht und den mag ich nicht,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Will lieber den Herrn &#x017F;elber;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>&#x201E;Wann ich den Herrn nicht &#x017F;elber krieg,</l><lb/>
              <l>&#x201E;So geh ich zu meiner Mutter,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>&#x201E;In Freuden bin ich von ihr gangen,</l><lb/>
              <l>&#x201E;In Trauer wieder zu ihr.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Und da &#x017F;ie vor die Stadt Augsburg kam,</l><lb/>
              <l>Wohl in die enge Ga&#x017F;&#x017F;e,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Da &#x017F;ah &#x017F;ie ihre Mutter &#x017F;tehn,</l><lb/>
              <l>An einem ku&#x0364;hlen Wa&#x017F;&#x017F;er.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0059] „Das Herz moͤcht mir zerbrechen, „Weil ichs nicht aͤndern kann.“ Der Ritter und die Magd. Fliegendes Blat. Es ſpielt ein Ritter mit ſeiner Magd, Bis an den hellen Morgen. Bis daß das Maͤdchen ſchwanger war, Da fing es an zu weinen; „Wein' nicht, wein' nicht, braun's Maͤdelein, „Dein Ehr will ich dir zahlen, „Ich will dir geben den Reitknecht mein, „Dazu fuͤnfhundert Thaler.“ „Den Reitknecht und den mag ich nicht, „Will lieber den Herrn ſelber; „Wann ich den Herrn nicht ſelber krieg, „So geh ich zu meiner Mutter, „In Freuden bin ich von ihr gangen, „In Trauer wieder zu ihr.“ Und da ſie vor die Stadt Augsburg kam, Wohl in die enge Gaſſe, Da ſah ſie ihre Mutter ſtehn, An einem kuͤhlen Waſſer.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/59
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/59>, abgerufen am 25.11.2024.