Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dir hab ich mein Hoffnungs-Kron
In dein Gnad laß mich wallen.

Es krauselt und säuselt der Schall,
Sein Stimme übersteigen,
Es lispelt, wispelt Nachtigall
Orgel, Lauten und Geigen,
Singe wacker, Reuter zum Pferd,
Vor dir muß alles schweigen,
Großer Leopold, du bists werth;
Vor dir wir uns thun neigen.
Binken kann zwar der lustig Fink,
Amsel, und Mistler psalliren,
Aber überwunden der Zink,
Jedes Geschöpf verspüren,
Die göttlich Gnad sey immer neu,
Laßt uns von Vögeln lernen,
Mit euch aufwachse die Liebs-Treu,
So Schöpfers Lob vermehret.
Der Lenz, der bunte Blumen-Mann,
Mit Saft und Kraft erfüllet,
Ist längsten schon gekommen an,
Den rauhen Nord gestillet,
Es hat der silberklare Bach,
Den Harnisch ausgezogen,
Es jagt die Flut, der Flute nach,
Immen Honig gesogen.

Von dir hab ich mein Hoffnungs-Kron
In dein Gnad laß mich wallen.

Es krauſelt und ſaͤuſelt der Schall,
Sein Stimme uͤberſteigen,
Es liſpelt, wiſpelt Nachtigall
Orgel, Lauten und Geigen,
Singe wacker, Reuter zum Pferd,
Vor dir muß alles ſchweigen,
Großer Leopold, du biſts werth;
Vor dir wir uns thun neigen.
Binken kann zwar der luſtig Fink,
Amſel, und Miſtler pſalliren,
Aber uͤberwunden der Zink,
Jedes Geſchoͤpf verſpuͤren,
Die goͤttlich Gnad ſey immer neu,
Laßt uns von Voͤgeln lernen,
Mit euch aufwachſe die Liebs-Treu,
So Schoͤpfers Lob vermehret.
Der Lenz, der bunte Blumen-Mann,
Mit Saft und Kraft erfuͤllet,
Iſt laͤngſten ſchon gekommen an,
Den rauhen Nord geſtillet,
Es hat der ſilberklare Bach,
Den Harniſch ausgezogen,
Es jagt die Flut, der Flute nach,
Immen Honig geſogen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="24">
              <pb facs="#f0424" n="405[415]"/>
              <l>Von dir hab ich mein Hoffnungs-Kron</l><lb/>
              <l>In dein Gnad laß mich wallen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="25">
              <l>Es krau&#x017F;elt und &#x017F;a&#x0364;u&#x017F;elt der Schall,</l><lb/>
              <l>Sein Stimme u&#x0364;ber&#x017F;teigen,</l><lb/>
              <l>Es li&#x017F;pelt, wi&#x017F;pelt Nachtigall</l><lb/>
              <l>Orgel, Lauten und Geigen,</l><lb/>
              <l>Singe wacker, Reuter zum Pferd,</l><lb/>
              <l>Vor dir muß alles &#x017F;chweigen,</l><lb/>
              <l>Großer Leopold, du bi&#x017F;ts werth;</l><lb/>
              <l>Vor dir wir uns thun neigen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="26">
              <l>Binken kann zwar der lu&#x017F;tig Fink,</l><lb/>
              <l>Am&#x017F;el, und Mi&#x017F;tler p&#x017F;alliren,</l><lb/>
              <l>Aber u&#x0364;berwunden der Zink,</l><lb/>
              <l>Jedes Ge&#x017F;cho&#x0364;pf ver&#x017F;pu&#x0364;ren,</l><lb/>
              <l>Die go&#x0364;ttlich Gnad &#x017F;ey immer neu,</l><lb/>
              <l>Laßt uns von Vo&#x0364;geln lernen,</l><lb/>
              <l>Mit euch aufwach&#x017F;e die Liebs-Treu,</l><lb/>
              <l>So Scho&#x0364;pfers Lob vermehret.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="27">
              <l>Der Lenz, der bunte Blumen-Mann,</l><lb/>
              <l>Mit Saft und Kraft erfu&#x0364;llet,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t la&#x0364;ng&#x017F;ten &#x017F;chon gekommen an,</l><lb/>
              <l>Den rauhen Nord ge&#x017F;tillet,</l><lb/>
              <l>Es hat der &#x017F;ilberklare Bach,</l><lb/>
              <l>Den Harni&#x017F;ch ausgezogen,</l><lb/>
              <l>Es jagt die Flut, der Flute nach,</l><lb/>
              <l>Immen Honig ge&#x017F;ogen.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[405[415]/0424] Von dir hab ich mein Hoffnungs-Kron In dein Gnad laß mich wallen. Es krauſelt und ſaͤuſelt der Schall, Sein Stimme uͤberſteigen, Es liſpelt, wiſpelt Nachtigall Orgel, Lauten und Geigen, Singe wacker, Reuter zum Pferd, Vor dir muß alles ſchweigen, Großer Leopold, du biſts werth; Vor dir wir uns thun neigen. Binken kann zwar der luſtig Fink, Amſel, und Miſtler pſalliren, Aber uͤberwunden der Zink, Jedes Geſchoͤpf verſpuͤren, Die goͤttlich Gnad ſey immer neu, Laßt uns von Voͤgeln lernen, Mit euch aufwachſe die Liebs-Treu, So Schoͤpfers Lob vermehret. Der Lenz, der bunte Blumen-Mann, Mit Saft und Kraft erfuͤllet, Iſt laͤngſten ſchon gekommen an, Den rauhen Nord geſtillet, Es hat der ſilberklare Bach, Den Harniſch ausgezogen, Es jagt die Flut, der Flute nach, Immen Honig geſogen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/424
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 405[415]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/424>, abgerufen am 24.11.2024.