Ihr Herz hat sich zu ihm gesellt, Das Fräulein thät vor ihrem Held, Gar heftiglichen weinen.
"Gesegn dich Gott der uns beschuf," Redt es die schöne Fraue: "Nach dir steht mir mein täglich Ruf, "Behüt dich Gott vor Leide. "Und spar mich zu dein Wiederfahrt, "Laß dich darmit nichts merken, "Dein Scheiden kränkt mich also hart, "Ich fürcht es wird gestiftet Mord, "Die Lieb läst sich nicht decken."
4. Beschluß.
Herders Volkslieder. I. T. S. 118.
Es wollt das Mädchen früh aufstehn Und in den grünen Wald spazieren gehn.
Und als sie nun in den grünen Wald kam, da fand sie einen verwundeten Knabn.
Der Knab der war von Blut so roth, Und als sie sich verwand, war er schon todt.
"Wo krieg ich nun zwey Leidfräulein, "Die mein fein Knaben zu Grabe weinn?
"Wo krieg ich nun sechs Reuterknabn, "Die mein fein Knaben zu Grabe tragn?
Ihr Herz hat ſich zu ihm geſellt, Das Fraͤulein thaͤt vor ihrem Held, Gar heftiglichen weinen.
„Geſegn dich Gott der uns beſchuf,“ Redt es die ſchoͤne Fraue: „Nach dir ſteht mir mein taͤglich Ruf, „Behuͤt dich Gott vor Leide. „Und ſpar mich zu dein Wiederfahrt, „Laß dich darmit nichts merken, „Dein Scheiden kraͤnkt mich alſo hart, „Ich fuͤrcht es wird geſtiftet Mord, „Die Lieb laͤſt ſich nicht decken.“
4. Beſchluß.
Herders Volkslieder. I. T. S. 118.
Es wollt das Maͤdchen fruͤh aufſtehn Und in den gruͤnen Wald ſpazieren gehn.
Und als ſie nun in den gruͤnen Wald kam, da fand ſie einen verwundeten Knabn.
Der Knab der war von Blut ſo roth, Und als ſie ſich verwand, war er ſchon todt.
„Wo krieg ich nun zwey Leidfraͤulein, „Die mein fein Knaben zu Grabe weinn?
„Wo krieg ich nun ſechs Reuterknabn, „Die mein fein Knaben zu Grabe tragn?
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[395[405]/0414]
Ihr Herz hat ſich zu ihm geſellt,
Das Fraͤulein thaͤt vor ihrem Held,
Gar heftiglichen weinen.
„Geſegn dich Gott der uns beſchuf,“
Redt es die ſchoͤne Fraue:
„Nach dir ſteht mir mein taͤglich Ruf,
„Behuͤt dich Gott vor Leide.
„Und ſpar mich zu dein Wiederfahrt,
„Laß dich darmit nichts merken,
„Dein Scheiden kraͤnkt mich alſo hart,
„Ich fuͤrcht es wird geſtiftet Mord,
„Die Lieb laͤſt ſich nicht decken.“
4. Beſchluß.
Herders Volkslieder. I. T. S. 118.
Es wollt das Maͤdchen fruͤh aufſtehn
Und in den gruͤnen Wald ſpazieren gehn.
Und als ſie nun in den gruͤnen Wald kam,
da fand ſie einen verwundeten Knabn.
Der Knab der war von Blut ſo roth,
Und als ſie ſich verwand, war er ſchon todt.
„Wo krieg ich nun zwey Leidfraͤulein,
„Die mein fein Knaben zu Grabe weinn?
„Wo krieg ich nun ſechs Reuterknabn,
„Die mein fein Knaben zu Grabe tragn?
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 395[405]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/414>, abgerufen am 16.07.2024.
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