Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
"Dann es ist mir unmöglich,
"Daß ich schreib: Herr Jesu Christ."
Der Teufel fing an zu fragen:
"Herr, was gibst du für einen Lohn?
"Häts das lieber bleiben lassen,
"Bey Gott findst du kein Pardon."
Doktor Faust thu dich bekehren,
Weil du Zeit hast noch ein Stund,
Gott will dir ja jetzt mittheilen
Die ewge wahre Huld,
Doktor Faust thu dich bekehren,
Halt du nur ja dieses aus.
"Nach Gott thu ich nichts fragen,
"Und nach seinem himmlischen Haus!"
In derselben Viertelstunde
Kam ein Engel von Gott gesandt,
Der thät so fröhlich singen,
Mit einem englischen Lobgesang.
So lang der Engel da gewesen,
Wollt sich bekehren der Doktor Faust.
Er thäte sich alsbald umkehren,
Sehet an den Höllen Grauß;
Der Teufel hatte ihn verblendet,
Mahlt ihm ab ein Venus-Bild,
Die bösen Geister verschwunden,
Und führten ihn mit in die Höll.


„Dann es iſt mir unmoͤglich,
„Daß ich ſchreib: Herr Jeſu Chriſt.“
Der Teufel fing an zu fragen:
„Herr, was gibſt du fuͤr einen Lohn?
„Haͤts das lieber bleiben laſſen,
„Bey Gott findſt du kein Pardon.“
Doktor Fauſt thu dich bekehren,
Weil du Zeit haſt noch ein Stund,
Gott will dir ja jetzt mittheilen
Die ewge wahre Huld,
Doktor Fauſt thu dich bekehren,
Halt du nur ja dieſes aus.
„Nach Gott thu ich nichts fragen,
„Und nach ſeinem himmliſchen Haus!“
In derſelben Viertelſtunde
Kam ein Engel von Gott geſandt,
Der thaͤt ſo froͤhlich ſingen,
Mit einem engliſchen Lobgeſang.
So lang der Engel da geweſen,
Wollt ſich bekehren der Doktor Fauſt.
Er thaͤte ſich alsbald umkehren,
Sehet an den Hoͤllen Grauß;
Der Teufel hatte ihn verblendet,
Mahlt ihm ab ein Venus-Bild,
Die boͤſen Geiſter verſchwunden,
Und fuͤhrten ihn mit in die Hoͤll.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0226" n="217"/>
            <l>&#x201E;Dann es i&#x017F;t mir unmo&#x0364;glich,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Daß ich &#x017F;chreib: Herr Je&#x017F;u Chri&#x017F;t.&#x201C;</l><lb/>
            <l>Der Teufel fing an zu fragen:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Herr, was gib&#x017F;t du fu&#x0364;r einen Lohn?</l><lb/>
            <l>&#x201E;Ha&#x0364;ts das lieber bleiben la&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Bey Gott find&#x017F;t du kein Pardon.&#x201C;</l><lb/>
            <l>Doktor Fau&#x017F;t thu dich bekehren,</l><lb/>
            <l>Weil du Zeit ha&#x017F;t noch ein Stund,</l><lb/>
            <l>Gott will dir ja jetzt mittheilen</l><lb/>
            <l>Die ewge wahre Huld,</l><lb/>
            <l>Doktor Fau&#x017F;t thu dich bekehren,</l><lb/>
            <l>Halt du nur ja die&#x017F;es aus.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Nach Gott thu ich nichts fragen,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Und nach &#x017F;einem himmli&#x017F;chen Haus!&#x201C;</l><lb/>
            <l>In der&#x017F;elben Viertel&#x017F;tunde</l><lb/>
            <l>Kam ein Engel von Gott ge&#x017F;andt,</l><lb/>
            <l>Der tha&#x0364;t &#x017F;o fro&#x0364;hlich &#x017F;ingen,</l><lb/>
            <l>Mit einem engli&#x017F;chen Lobge&#x017F;ang.</l><lb/>
            <l>So lang der Engel da gewe&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Wollt &#x017F;ich bekehren der Doktor Fau&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Er tha&#x0364;te &#x017F;ich alsbald umkehren,</l><lb/>
            <l>Sehet an den Ho&#x0364;llen Grauß;</l><lb/>
            <l>Der Teufel hatte ihn verblendet,</l><lb/>
            <l>Mahlt ihm ab ein Venus-Bild,</l><lb/>
            <l>Die bo&#x0364;&#x017F;en Gei&#x017F;ter ver&#x017F;chwunden,</l><lb/>
            <l>Und fu&#x0364;hrten ihn mit in die Ho&#x0364;ll.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0226] „Dann es iſt mir unmoͤglich, „Daß ich ſchreib: Herr Jeſu Chriſt.“ Der Teufel fing an zu fragen: „Herr, was gibſt du fuͤr einen Lohn? „Haͤts das lieber bleiben laſſen, „Bey Gott findſt du kein Pardon.“ Doktor Fauſt thu dich bekehren, Weil du Zeit haſt noch ein Stund, Gott will dir ja jetzt mittheilen Die ewge wahre Huld, Doktor Fauſt thu dich bekehren, Halt du nur ja dieſes aus. „Nach Gott thu ich nichts fragen, „Und nach ſeinem himmliſchen Haus!“ In derſelben Viertelſtunde Kam ein Engel von Gott geſandt, Der thaͤt ſo froͤhlich ſingen, Mit einem engliſchen Lobgeſang. So lang der Engel da geweſen, Wollt ſich bekehren der Doktor Fauſt. Er thaͤte ſich alsbald umkehren, Sehet an den Hoͤllen Grauß; Der Teufel hatte ihn verblendet, Mahlt ihm ab ein Venus-Bild, Die boͤſen Geiſter verſchwunden, Und fuͤhrten ihn mit in die Hoͤll.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/226
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/226>, abgerufen am 09.10.2024.