Hab all mein Tag kein Gut gethan, Hab's auch noch nicht im Sinn; Die ganze Freundschaft weiß es ja, Daß ich ein Unkraut bin.
Der Wirthin Töchterlein.
Mündlich.
Bey meines Buhlen Kopfen, Da steht ein güldner Schrein, Darin da liegt verschlossen, Das junge Herze mein, Wollt Gott, ich hätt den Schlüssel, Ich würf ihn in den Rhein. Wär ich bey meinem Buhlen, Wie möcht mir baß gefein.
Bey meines Buhlen Füßen, Da fleußt ein Brünnlein kalt, Wer des Brünnlein thut trinken, Der jüngt und wird nicht alt; Ich hab des Brünnleins trunken, Viel manchen stolzen Trunk, Nicht lieber wollt ich wünschen Meines Buhlen rothen Mund.
In meines Buhlen Garten, Da steht viel edle Blüth, Wollt Gott, sollt ich ihr warten,
Hab all mein Tag kein Gut gethan, Hab's auch noch nicht im Sinn; Die ganze Freundſchaft weiß es ja, Daß ich ein Unkraut bin.
Der Wirthin Toͤchterlein.
Muͤndlich.
Bey meines Buhlen Kopfen, Da ſteht ein guͤldner Schrein, Darin da liegt verſchloſſen, Das junge Herze mein, Wollt Gott, ich haͤtt den Schluͤſſel, Ich wuͤrf ihn in den Rhein. Waͤr ich bey meinem Buhlen, Wie moͤcht mir baß gefein.
Bey meines Buhlen Fuͤßen, Da fleußt ein Bruͤnnlein kalt, Wer des Bruͤnnlein thut trinken, Der juͤngt und wird nicht alt; Ich hab des Bruͤnnleins trunken, Viel manchen ſtolzen Trunk, Nicht lieber wollt ich wuͤnſchen Meines Buhlen rothen Mund.
In meines Buhlen Garten, Da ſteht viel edle Bluͤth, Wollt Gott, ſollt ich ihr warten,
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[212/0221]
Hab all mein Tag kein Gut gethan,
Hab's auch noch nicht im Sinn;
Die ganze Freundſchaft weiß es ja,
Daß ich ein Unkraut bin.
Der Wirthin Toͤchterlein.
Muͤndlich.
Bey meines Buhlen Kopfen,
Da ſteht ein guͤldner Schrein,
Darin da liegt verſchloſſen,
Das junge Herze mein,
Wollt Gott, ich haͤtt den Schluͤſſel,
Ich wuͤrf ihn in den Rhein.
Waͤr ich bey meinem Buhlen,
Wie moͤcht mir baß gefein.
Bey meines Buhlen Fuͤßen,
Da fleußt ein Bruͤnnlein kalt,
Wer des Bruͤnnlein thut trinken,
Der juͤngt und wird nicht alt;
Ich hab des Bruͤnnleins trunken,
Viel manchen ſtolzen Trunk,
Nicht lieber wollt ich wuͤnſchen
Meines Buhlen rothen Mund.
In meines Buhlen Garten,
Da ſteht viel edle Bluͤth,
Wollt Gott, ſollt ich ihr warten,
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/221>, abgerufen am 03.10.2024.
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