Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie kanns nicht wieder finden,
Sie suchet hin, sie suchet her,
Verliere nicht den andern mehr,
Noch unter dieser Linde.

Denn zwischen zwey Berg und tiefe Thal,
Ins grüne ebne Thal,
Da fließt ein schiffreich Wasser,
Wer sein Feinslieb nicht will,
Wen sein Feinslieb nicht will,
Die müssen sich fahren lassen.


Zwey Röselein.

Mündlich am Neckar.

Knabe. Geh ich zum Brünnelein,
Trink aber nicht,
Such ich mein Schätzelein,
Finds aber nicht.
Setz ich mich so allein
Aufs grüne Gras,
Fallen zwei Röselein
Mir in den Schoß.
Diese zwei Röselein
Gelten mir nicht,
Ists nicht mein Schätzelein,
Die sie mir bricht?

Sie kanns nicht wieder finden,
Sie ſuchet hin, ſie ſuchet her,
Verliere nicht den andern mehr,
Noch unter dieſer Linde.

Denn zwiſchen zwey Berg und tiefe Thal,
Ins gruͤne ebne Thal,
Da fließt ein ſchiffreich Waſſer,
Wer ſein Feinslieb nicht will,
Wen ſein Feinslieb nicht will,
Die muͤſſen ſich fahren laſſen.


Zwey Roͤſelein.

Muͤndlich am Neckar.

Knabe. Geh ich zum Bruͤnnelein,
Trink aber nicht,
Such ich mein Schaͤtzelein,
Finds aber nicht.
Setz ich mich ſo allein
Aufs gruͤne Gras,
Fallen zwei Roͤſelein
Mir in den Schoß.
Dieſe zwei Roͤſelein
Gelten mir nicht,
Iſts nicht mein Schaͤtzelein,
Die ſie mir bricht?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="3">
              <pb facs="#f0199" n="190"/>
              <l>Sie kanns nicht wieder finden,</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;uchet hin, &#x017F;ie &#x017F;uchet her,</l><lb/>
              <l>Verliere nicht den andern mehr,</l><lb/>
              <l>Noch unter die&#x017F;er Linde.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Denn zwi&#x017F;chen zwey Berg und tiefe Thal,</l><lb/>
              <l>Ins gru&#x0364;ne ebne Thal,</l><lb/>
              <l>Da fließt ein &#x017F;chiffreich Wa&#x017F;&#x017F;er,</l><lb/>
              <l>Wer &#x017F;ein Feinslieb nicht will,</l><lb/>
              <l>Wen &#x017F;ein Feinslieb nicht will,</l><lb/>
              <l>Die mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich fahren la&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Zwey Ro&#x0364;&#x017F;elein</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">Mu&#x0364;ndlich am Neckar.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#g">Knabe</hi>. <hi rendition="#in">G</hi>eh ich zum Bru&#x0364;nnelein,</l><lb/>
              <l>Trink aber nicht,</l><lb/>
              <l>Such ich mein Scha&#x0364;tzelein,</l><lb/>
              <l>Finds aber nicht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Setz ich mich &#x017F;o allein</l><lb/>
              <l>Aufs gru&#x0364;ne Gras,</l><lb/>
              <l>Fallen zwei Ro&#x0364;&#x017F;elein</l><lb/>
              <l>Mir in den Schoß.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Die&#x017F;e zwei Ro&#x0364;&#x017F;elein</l><lb/>
              <l>Gelten mir nicht,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;ts nicht mein Scha&#x0364;tzelein,</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;ie mir bricht?</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0199] Sie kanns nicht wieder finden, Sie ſuchet hin, ſie ſuchet her, Verliere nicht den andern mehr, Noch unter dieſer Linde. Denn zwiſchen zwey Berg und tiefe Thal, Ins gruͤne ebne Thal, Da fließt ein ſchiffreich Waſſer, Wer ſein Feinslieb nicht will, Wen ſein Feinslieb nicht will, Die muͤſſen ſich fahren laſſen. Zwey Roͤſelein. Muͤndlich am Neckar. Knabe. Geh ich zum Bruͤnnelein, Trink aber nicht, Such ich mein Schaͤtzelein, Finds aber nicht. Setz ich mich ſo allein Aufs gruͤne Gras, Fallen zwei Roͤſelein Mir in den Schoß. Dieſe zwei Roͤſelein Gelten mir nicht, Iſts nicht mein Schaͤtzelein, Die ſie mir bricht?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/199
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/199>, abgerufen am 22.11.2024.