Die Andere sich der Braut annahm, Da war ein kläglich Schreyen.
Man schlug, man haut, man stach darein, Man schonte weder Groß noch Klein, Mit Messer, Säbel und Degen, Oft manches trug ein'n Fetz davon, Sieben Personen Weib und Mann, Todt in der Kirchen lagen.
Als nun der Hader hätt' ein End, Ein Jedes hebet auf die Händ, Und that nach Hause gehen. Jedermann führte große Klag, Und sprach: Ich hab mein Lebetag Kein solche Hochzeit gesohen.
Der vortreffliche Stallbruder.
Mündlich.
Wenn der Schäfer scheeren will, Stellt er sich hinter die Hecke, Scheert dem Schaaf die Wolle ab, Steckt sie in die Säcke.
Fängt zu tanzen an, zu singen, Bläst auf seinem Dudeldu: "Lieber Bruder dir ichs bringe, "Lieber Bruder trink dir's zu.
Die Andere ſich der Braut annahm, Da war ein klaͤglich Schreyen.
Man ſchlug, man haut, man ſtach darein, Man ſchonte weder Groß noch Klein, Mit Meſſer, Saͤbel und Degen, Oft manches trug ein'n Fetz davon, Sieben Perſonen Weib und Mann, Todt in der Kirchen lagen.
Als nun der Hader haͤtt' ein End, Ein Jedes hebet auf die Haͤnd, Und that nach Hauſe gehen. Jedermann fuͤhrte große Klag, Und ſprach: Ich hab mein Lebetag Kein ſolche Hochzeit geſohen.
Der vortreffliche Stallbruder.
Muͤndlich.
Wenn der Schaͤfer ſcheeren will, Stellt er ſich hinter die Hecke, Scheert dem Schaaf die Wolle ab, Steckt ſie in die Saͤcke.
Faͤngt zu tanzen an, zu ſingen, Blaͤſt auf ſeinem Dudeldu: „Lieber Bruder dir ichs bringe, „Lieber Bruder trink dir's zu.
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Die Andere ſich der Braut annahm,
Da war ein klaͤglich Schreyen.
Man ſchlug, man haut, man ſtach darein,
Man ſchonte weder Groß noch Klein,
Mit Meſſer, Saͤbel und Degen,
Oft manches trug ein'n Fetz davon,
Sieben Perſonen Weib und Mann,
Todt in der Kirchen lagen.
Als nun der Hader haͤtt' ein End,
Ein Jedes hebet auf die Haͤnd,
Und that nach Hauſe gehen.
Jedermann fuͤhrte große Klag,
Und ſprach: Ich hab mein Lebetag
Kein ſolche Hochzeit geſohen.
Der vortreffliche Stallbruder.
Muͤndlich.
Wenn der Schaͤfer ſcheeren will,
Stellt er ſich hinter die Hecke,
Scheert dem Schaaf die Wolle ab,
Steckt ſie in die Saͤcke.
Faͤngt zu tanzen an, zu ſingen,
Blaͤſt auf ſeinem Dudeldu:
„Lieber Bruder dir ichs bringe,
„Lieber Bruder trink dir's zu.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/129>, abgerufen am 28.11.2024.
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