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Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610.

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Von Hoffnung/ wie vnd warumb
etwas neben GOtt hoffet/ dann in den
blossen Gott/ der hoffet nichtes. Dann
alle ding sind ausser Gott nichts. Vnd al-
Glaube
Liebe vnd
Hoffnung
haben al-
lein Gott
zum Freun-
de.
so ist die Hoffnung verloren. Darumb
sind diese drey Tugend/ Glaube/ Liebe/
Hoffnung gantz Geistlich/ vnd ist nichts
irrdisches in jnen/ vnd find auffs vnsicht-
bare gerichtet. Sind alle Geistlich/ vnnd
haben Gott allein zum grund/ vnnd sind
allein auff den blossen GOtt gerichtet.
Darumb spricht S. Paulus Rom. 8.
Die Hoffnung/ die man siehet/ ist nicht
Hoffnung. Dann wie kan man das hof-
fen/ daß man siehet? Der nun auffs
sichtbare ding sein Hoffnung setzet/ hat
nicht den vnsichtbaren Gott zum grun-
de/ sondern nur einen Schatten. Darumm
muß seine Hoffnung mit der Welt ver-
gehen/ vnd zu schanden werden.

Darumb muß der Mensch durch
vergleichung der zeit vnd ewigkeit gefüh-
ret werden zu der rechten seligen Hoff-
nung/ vnd zur bestendigen ruhe. Die ewig-
keit ist vnwandelbar/ Dann in jr ist keine
verwandlung von einem in das ander. A-

ber

Von Hoffnung/ wie vnd warumb
etwas neben GOtt hoffet/ dann in den
bloſſen Gott/ der hoffet nichtes. Dann
alle ding ſind auſſer Gott nichts. Vnd al-
Glaube
Liebe vnd
Hoffnung
haben al-
lein Gott
zum Freũ-
de.
ſo iſt die Hoffnung verloren. Darumb
ſind dieſe drey Tugend/ Glaube/ Liebe/
Hoffnung gantz Geiſtlich/ vnd iſt nichts
irrdiſches in jnen/ vnd find auffs vnſicht-
bare gerichtet. Sind alle Geiſtlich/ vnnd
haben Gott allein zum grund/ vnnd ſind
allein auff den bloſſen GOtt gerichtet.
Darumb ſpricht S. Paulus Rom. 8.
Die Hoffnung/ die man ſiehet/ iſt nicht
Hoffnung. Dann wie kan man das hof-
fen/ daß man ſiehet? Der nun auffs
ſichtbare ding ſein Hoffnung ſetzet/ hat
nicht den vnſichtbaren Gott zum grun-
de/ ſondern nur einen Schatten. Darum̃
muß ſeine Hoffnung mit der Welt ver-
gehen/ vnd zu ſchanden werden.

Darumb muß der Menſch durch
vergleichung der zeit vnd ewigkeit gefuͤh-
ret werden zu der rechten ſeligen Hoff-
nung/ vñ zur beſtendigen ruhe. Die ewig-
keit iſt vnwandelbar/ Dann in jr iſt keine
verwandlung von einem in das ander. A-

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[600/0624] Von Hoffnung/ wie vnd warumb etwas neben GOtt hoffet/ dann in den bloſſen Gott/ der hoffet nichtes. Dann alle ding ſind auſſer Gott nichts. Vnd al- ſo iſt die Hoffnung verloren. Darumb ſind dieſe drey Tugend/ Glaube/ Liebe/ Hoffnung gantz Geiſtlich/ vnd iſt nichts irrdiſches in jnen/ vnd find auffs vnſicht- bare gerichtet. Sind alle Geiſtlich/ vnnd haben Gott allein zum grund/ vnnd ſind allein auff den bloſſen GOtt gerichtet. Darumb ſpricht S. Paulus Rom. 8. Die Hoffnung/ die man ſiehet/ iſt nicht Hoffnung. Dann wie kan man das hof- fen/ daß man ſiehet? Der nun auffs ſichtbare ding ſein Hoffnung ſetzet/ hat nicht den vnſichtbaren Gott zum grun- de/ ſondern nur einen Schatten. Darum̃ muß ſeine Hoffnung mit der Welt ver- gehen/ vnd zu ſchanden werden. Glaube Liebe vnd Hoffnung haben al- lein Gott zum Freũ- de. Darumb muß der Menſch durch vergleichung der zeit vnd ewigkeit gefuͤh- ret werden zu der rechten ſeligen Hoff- nung/ vñ zur beſtendigen ruhe. Die ewig- keit iſt vnwandelbar/ Dann in jr iſt keine verwandlung von einem in das ander. A- ber

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610/624>, abgerufen am 03.05.2024.