Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Julius Hart. Gewitter. 1876. Aus "Sansara". Ein Gedichtbuch Bremen 1878. Den ganzen Abend hat es schon gegrollt Und bang geflüstert in dem dunklen Laube, Am Landweg kam in Wind der Staub gerollt, Die Wolke flog gehüllt in dunkle Haube, Scheu hat der Vogel sich ins Nest geduckt, Der Hase barg sich in dem Laub voll Schrecken, Als fern im Ost der erste Blitz gezuckt, Der erste Regen rauschte durch die Hecken. Nun ist's herauf, hinsaust die tolle Jagd Des Sturmes durch den Schloßhof, in dem Weiher Wühlt dumpf die Flut, wie dunkle Winternacht Hängt über Thurm und Dach der Wolkenschleier, Die Wipfel sausen und das Schilfrohr pfeift -- Ein toller Junker, geht's durch Teich und Binsen, Hei, wie der Nebeldunst vorüber schleift, Ein Höllenzug mit Winseln und mit Grinsen. Hahi und Hussa, wie das jagt und tollt. Der Blitz fällt zuckend hin, auf erz'nem Wagen Kommt krachend hinterher der Donner angerollt, Vom Wolkenmantel dicht den Leib umschlagen. Ein Feuerstrahl fährt prasselnd aus dem Wald, Und jach zum Himmel blitzen Flammenfluthen, Drein jagt der Sturm, daß Hang und Heide hallt, Und peitscht die Lüfte mit rothglüh'nden Ruthen. Julius Hart. Gewitter. 1876. Aus „Sanſara“. Ein Gedichtbuch Bremen 1878. Den ganzen Abend hat es ſchon gegrollt Und bang geflüſtert in dem dunklen Laube, Am Landweg kam in Wind der Staub gerollt, Die Wolke flog gehüllt in dunkle Haube, Scheu hat der Vogel ſich ins Neſt geduckt, Der Haſe barg ſich in dem Laub voll Schrecken, Als fern im Oſt der erſte Blitz gezuckt, Der erſte Regen rauſchte durch die Hecken. Nun iſt’s herauf, hinſauſt die tolle Jagd Des Sturmes durch den Schloßhof, in dem Weiher Wühlt dumpf die Flut, wie dunkle Winternacht Hängt über Thurm und Dach der Wolkenſchleier, Die Wipfel ſauſen und das Schilfrohr pfeift — Ein toller Junker, geht’s durch Teich und Binſen, Hei, wie der Nebeldunſt vorüber ſchleift, Ein Höllenzug mit Winſeln und mit Grinſen. Hahi und Huſſa, wie das jagt und tollt. Der Blitz fällt zuckend hin, auf erz’nem Wagen Kommt krachend hinterher der Donner angerollt, Vom Wolkenmantel dicht den Leib umſchlagen. Ein Feuerſtrahl fährt praſſelnd aus dem Wald, Und jach zum Himmel blitzen Flammenfluthen, Drein jagt der Sturm, daß Hang und Heide hallt, Und peitſcht die Lüfte mit rothglüh’nden Ruthen. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0064" n="[46]"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Julius Hart.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">Gewitter.</hi><lb/> 1876.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Aus <hi rendition="#g">„Sanſara“</hi>. Ein Gedichtbuch Bremen 1878.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>en ganzen Abend hat es ſchon gegrollt</l><lb/> <l>Und bang geflüſtert in dem dunklen Laube,</l><lb/> <l>Am Landweg kam in Wind der Staub gerollt,</l><lb/> <l>Die Wolke flog gehüllt in dunkle Haube,</l><lb/> <l>Scheu hat der Vogel ſich ins Neſt geduckt,</l><lb/> <l>Der Haſe barg ſich in dem Laub voll Schrecken,</l><lb/> <l>Als fern im Oſt der erſte Blitz gezuckt,</l><lb/> <l>Der erſte Regen rauſchte durch die Hecken.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nun iſt’s herauf, hinſauſt die tolle Jagd</l><lb/> <l>Des Sturmes durch den Schloßhof, in dem Weiher</l><lb/> <l>Wühlt dumpf die Flut, wie dunkle Winternacht</l><lb/> <l>Hängt über Thurm und Dach der Wolkenſchleier,</l><lb/> <l>Die Wipfel ſauſen und das Schilfrohr pfeift —</l><lb/> <l>Ein toller Junker, geht’s durch Teich und Binſen,</l><lb/> <l>Hei, wie der Nebeldunſt vorüber ſchleift,</l><lb/> <l>Ein Höllenzug mit Winſeln und mit Grinſen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Hahi und Huſſa, wie das jagt und tollt.</l><lb/> <l>Der Blitz fällt zuckend hin, auf erz’nem Wagen</l><lb/> <l>Kommt krachend hinterher der Donner angerollt,</l><lb/> <l>Vom Wolkenmantel dicht den Leib umſchlagen.</l><lb/> <l>Ein Feuerſtrahl fährt praſſelnd aus dem Wald,</l><lb/> <l>Und jach zum Himmel blitzen Flammenfluthen,</l><lb/> <l>Drein jagt der Sturm, daß Hang und Heide hallt,</l><lb/> <l>Und peitſcht die Lüfte mit rothglüh’nden Ruthen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[46]/0064]
Julius Hart.
Gewitter.
1876.
Aus „Sanſara“. Ein Gedichtbuch Bremen 1878.
Den ganzen Abend hat es ſchon gegrollt
Und bang geflüſtert in dem dunklen Laube,
Am Landweg kam in Wind der Staub gerollt,
Die Wolke flog gehüllt in dunkle Haube,
Scheu hat der Vogel ſich ins Neſt geduckt,
Der Haſe barg ſich in dem Laub voll Schrecken,
Als fern im Oſt der erſte Blitz gezuckt,
Der erſte Regen rauſchte durch die Hecken.
Nun iſt’s herauf, hinſauſt die tolle Jagd
Des Sturmes durch den Schloßhof, in dem Weiher
Wühlt dumpf die Flut, wie dunkle Winternacht
Hängt über Thurm und Dach der Wolkenſchleier,
Die Wipfel ſauſen und das Schilfrohr pfeift —
Ein toller Junker, geht’s durch Teich und Binſen,
Hei, wie der Nebeldunſt vorüber ſchleift,
Ein Höllenzug mit Winſeln und mit Grinſen.
Hahi und Huſſa, wie das jagt und tollt.
Der Blitz fällt zuckend hin, auf erz’nem Wagen
Kommt krachend hinterher der Donner angerollt,
Vom Wolkenmantel dicht den Leib umſchlagen.
Ein Feuerſtrahl fährt praſſelnd aus dem Wald,
Und jach zum Himmel blitzen Flammenfluthen,
Drein jagt der Sturm, daß Hang und Heide hallt,
Und peitſcht die Lüfte mit rothglüh’nden Ruthen.
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