Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Oscar Linke. Sie alle rief' ich, riefe bei Namen sie, Die frecher Selbstsucht fröhnen, und die sogar Der blinden Armuth dünnen Mantel Nächtens zu rauben sich nicht entblöden. Viel and're, mehr noch! Donnernd, ein Nero-Zeus, Würf' ich des Urtheils zürnenden Racheblitz -- Und als Apollon-Nero säng' ich Einen gewaltigen Schicksalshymnus. Ha, wär' ich Nero . . . . Träumergemüth, und dann? Sanft, blumenfromm blüht immer ein deutsches Herz: In Wort und Bild nur läßt es kühn die Rachegedanken des Zorns verbrausen. Oscar Linke. Sie alle rief’ ich, riefe bei Namen ſie, Die frecher Selbſtſucht fröhnen, und die ſogar Der blinden Armuth dünnen Mantel Nächtens zu rauben ſich nicht entblöden. Viel and’re, mehr noch! Donnernd, ein Nero-Zeus, Würf’ ich des Urtheils zürnenden Racheblitz — Und als Apollon-Nero ſäng’ ich Einen gewaltigen Schickſalshymnus. Ha, wär’ ich Nero . . . . Träumergemüth, und dann? Sanft, blumenfromm blüht immer ein deutſches Herz: In Wort und Bild nur läßt es kühn die Rachegedanken des Zorns verbrauſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0063" n="45"/> <fw place="top" type="header">Oscar Linke.</fw><lb/> <lg n="8"> <l>Sie alle rief’ ich, riefe bei Namen ſie,</l><lb/> <l>Die frecher Selbſtſucht fröhnen, und die ſogar</l><lb/> <l>Der blinden Armuth dünnen Mantel</l><lb/> <l>Nächtens zu rauben ſich nicht entblöden.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Viel and’re, mehr noch! Donnernd, ein Nero-Zeus,</l><lb/> <l>Würf’ ich des Urtheils zürnenden Racheblitz —</l><lb/> <l>Und als Apollon-Nero ſäng’ ich</l><lb/> <l>Einen gewaltigen Schickſalshymnus.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Ha, <hi rendition="#g">wär</hi>’ ich Nero . . . . Träumergemüth, und dann?</l><lb/> <l>Sanft, blumenfromm blüht immer ein deutſches Herz:</l><lb/> <l>In Wort und Bild nur läßt es kühn die</l><lb/> <l>Rachegedanken des Zorns verbrauſen.</l> </lg> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [45/0063]
Oscar Linke.
Sie alle rief’ ich, riefe bei Namen ſie,
Die frecher Selbſtſucht fröhnen, und die ſogar
Der blinden Armuth dünnen Mantel
Nächtens zu rauben ſich nicht entblöden.
Viel and’re, mehr noch! Donnernd, ein Nero-Zeus,
Würf’ ich des Urtheils zürnenden Racheblitz —
Und als Apollon-Nero ſäng’ ich
Einen gewaltigen Schickſalshymnus.
Ha, wär’ ich Nero . . . . Träumergemüth, und dann?
Sanft, blumenfromm blüht immer ein deutſches Herz:
In Wort und Bild nur läßt es kühn die
Rachegedanken des Zorns verbrauſen.
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