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Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

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Arno Holz.
Er sieht, er hört, er fühlt den Jammer
Und wandelt tags von Haus zu Haus
Und grollt dann nachts in seiner Kammer
Sein Herz in wilde Lieder aus.
Er hat es längst, schon längst vergessen,
Wie wohl im Lenz die Sonne thut,
Und wie's im Wald, umblüht von Kressen,
Sich einst so schön, so schön geruht!
Nur manchmal, manchmal noch durchziehen
Sein Herz, das nach Erlösung schreit,
Die grünen Waldhornmelodieen
Der längst verrauschten Kinderzeit.
Dann stöhnt er auf, und seine Hände
Preßt er verzweifelt vors Gesicht
Und rings die weißgetünchten Wände
Erzittern, wenn er schluchzend spricht:
"O Poesie, Du Heiligschöne,
Von Thränen ist mein Herz durchnäßt,
Weil Du den treusten Deiner Söhne
In Nacht und Noth verkümmern läßt!
Ich war ein Kind und sprach: ""O schütte
Dein Füllhorn golden in mein Lied
Und laß mich knien in einer Hütte,
Auf die der Stern der Liebe sieht.
Ja, laß auf einem weißen Zelter
Mich fliegen in den Sonnenschein,
Laß aus des Lebens Freudenkelter
Mein Herzblut sprühn als Liederwein!""
Du schwebtest segnend durch die Lüfte,
Ich hab Dir selig nachgeblickt,
Und Lenzgoldlicht und Blüthendüfte
Hast Du mir lächelnd zugenickt.

Arno Holz.
Er ſieht, er hört, er fühlt den Jammer
Und wandelt tags von Haus zu Haus
Und grollt dann nachts in ſeiner Kammer
Sein Herz in wilde Lieder aus.
Er hat es längſt, ſchon längſt vergeſſen,
Wie wohl im Lenz die Sonne thut,
Und wie’s im Wald, umblüht von Kreſſen,
Sich einſt ſo ſchön, ſo ſchön geruht!
Nur manchmal, manchmal noch durchziehen
Sein Herz, das nach Erlöſung ſchreit,
Die grünen Waldhornmelodieen
Der längſt verrauſchten Kinderzeit.
Dann ſtöhnt er auf, und ſeine Hände
Preßt er verzweifelt vors Geſicht
Und rings die weißgetünchten Wände
Erzittern, wenn er ſchluchzend ſpricht:
„O Poeſie, Du Heiligſchöne,
Von Thränen iſt mein Herz durchnäßt,
Weil Du den treuſten Deiner Söhne
In Nacht und Noth verkümmern läßt!
Ich war ein Kind und ſprach: „„O ſchütte
Dein Füllhorn golden in mein Lied
Und laß mich knien in einer Hütte,
Auf die der Stern der Liebe ſieht.
Ja, laß auf einem weißen Zelter
Mich fliegen in den Sonnenſchein,
Laß aus des Lebens Freudenkelter
Mein Herzblut ſprühn als Liederwein!““
Du ſchwebteſt ſegnend durch die Lüfte,
Ich hab Dir ſelig nachgeblickt,
Und Lenzgoldlicht und Blüthendüfte
Haſt Du mir lächelnd zugenickt.

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[153/0171] Arno Holz. Er ſieht, er hört, er fühlt den Jammer Und wandelt tags von Haus zu Haus Und grollt dann nachts in ſeiner Kammer Sein Herz in wilde Lieder aus. Er hat es längſt, ſchon längſt vergeſſen, Wie wohl im Lenz die Sonne thut, Und wie’s im Wald, umblüht von Kreſſen, Sich einſt ſo ſchön, ſo ſchön geruht! Nur manchmal, manchmal noch durchziehen Sein Herz, das nach Erlöſung ſchreit, Die grünen Waldhornmelodieen Der längſt verrauſchten Kinderzeit. Dann ſtöhnt er auf, und ſeine Hände Preßt er verzweifelt vors Geſicht Und rings die weißgetünchten Wände Erzittern, wenn er ſchluchzend ſpricht: „O Poeſie, Du Heiligſchöne, Von Thränen iſt mein Herz durchnäßt, Weil Du den treuſten Deiner Söhne In Nacht und Noth verkümmern läßt! Ich war ein Kind und ſprach: „„O ſchütte Dein Füllhorn golden in mein Lied Und laß mich knien in einer Hütte, Auf die der Stern der Liebe ſieht. Ja, laß auf einem weißen Zelter Mich fliegen in den Sonnenſchein, Laß aus des Lebens Freudenkelter Mein Herzblut ſprühn als Liederwein!““ Du ſchwebteſt ſegnend durch die Lüfte, Ich hab Dir ſelig nachgeblickt, Und Lenzgoldlicht und Blüthendüfte Haſt Du mir lächelnd zugenickt.

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Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/171>, abgerufen am 22.11.2024.