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Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.

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daß D'r hizt, wo er sich aufdammt hat, bald Seel und Leib
vonand gangen wär'n! No schau halt hizt dazu. Besser spot
wie gar nöt! No Recht hot er g'habt, Recht hat er g'habt,
war wohl schon a verschlafene G'schicht, aber Recht hat er
doch g'habt, wie er mir's vor'gstellt hat. Jo, jo.
Liesl. Hättst es net aufwecken lassen, dö verschlafene
G'schicht. Wär' g'scheidter. Soll hizt der Floh, denn Dir der
in's Ohr g'setzt hat, n'Wurm fressen?
Grillhofer. Mußt nöt g'spassen mit sölchene Sachen,
mein lieb' Derndl. Du weißt halt no von wenig. Aber ich
will Dich net ohne Einseh'n lassen; sündig, wie ich war, und
reuig, wie ich bin, sollst mich kennen lernen; ich will Der dö
G'schicht am Weg mitgeb'n, so Versündigungssachen sein
allmal lehrreich für dö Weibsleut! Mag wohl schon a fünf
und zwanz'g Jahrl her sein, hat damal mei Weib noch
g'lebt, da is a Dirn zu mir in Dienst käma, war a klein
mollets Ding, bisl hoffartig, hat sich mit koan Bub'n nöt
abgeb'n, nur af mit hat's freundlich g'schaut; daß ich sag,
mei Weib hat koan oanzig's Kind af d'Welt bracht, allweil
is's krank g'west, und um dö Zeit is gar elendig dahin-
g'leg'n, ich aber war allzeit a kerng'sunder Mon, und so
schickt sich's halt amal, ich triff die Dirn allein, und so is's
halt käma, wie's oft kimmt und zugeht af derer Welt. Bin
mir nöt ganz klar, dö Dirn war nie so recht offen, war dös
Wahrheit, oder hat's nur dö schwere Arbeit los werd'n
wöll'n, sie hat a so than, als war's af dö Versündigung
neamer recht richtig mit ihr. Aber lang vor sich's hätt weisen
können, is mein' Weib ihr Vertraulichkeit zu mir aufg'fallen,
dö hat's zu sich rufen lassen, hat's 'beicht oder net, weiß net,
aber sie hat af amal fortbegehrt und ich hab's a nöt ungern
fortlassen.
Liesl (an der Schürze spielend). Was D'da verzählst, Bauer,
dös is freilich wohl nöt recht, kann aber doch net allein af
Dein Rechnung käma, sein ja doch Zwei dabei g'west.
Grillhofer. Wohl, wohl, zu solchene Dummheiten sein
für g'wöhnlich zwei von Nöthen. Aber ich hätt soll'n n'Gscheid-
tern machen. Wie's amal furt war, war's wie vom Erd-
bod'n wegblasen, weit und breit da h'rum hat's Neamand
mit kein' Aug'n mehr g'sehn. Was wohl mit ihr g'scheh'n
daß D’r hizt, wo er ſich aufdammt hat, bald Seel und Leib
vonand gangen wär’n! No ſchau halt hizt dazu. Beſſer ſpot
wie gar nöt! No Recht hot er g’habt, Recht hat er g’habt,
war wohl ſchon a verſchlafene G’ſchicht, aber Recht hat er
doch g’habt, wie er mir’s vor’gſtellt hat. Jo, jo.
Liesl. Hättſt es net aufwecken laſſen, dö verſchlafene
G’ſchicht. Wär’ g’ſcheidter. Soll hizt der Floh, denn Dir der
in’s Ohr g’ſetzt hat, n’Wurm freſſen?
Grillhofer. Mußt nöt g’ſpaſſen mit ſölchene Sachen,
mein lieb’ Derndl. Du weißt halt no von wenig. Aber ich
will Dich net ohne Einſeh’n laſſen; ſündig, wie ich war, und
reuig, wie ich bin, ſollſt mich kennen lernen; ich will Der dö
G’ſchicht am Weg mitgeb’n, ſo Verſündigungsſachen ſein
allmal lehrreich für dö Weibsleut! Mag wohl ſchon a fünf
und zwanz’g Jahrl her ſein, hat damal mei Weib noch
g’lebt, da is a Dirn zu mir in Dienſt käma, war a klein
mollets Ding, bisl hoffartig, hat ſich mit koan Bub’n nöt
abgeb’n, nur af mit hat’s freundlich g’ſchaut; daß ich ſag,
mei Weib hat koan oanzig’s Kind af d’Welt bracht, allweil
is’s krank g’weſt, und um dö Zeit is gar elendig dahin-
g’leg’n, ich aber war allzeit a kerng’ſunder Mon, und ſo
ſchickt ſich’s halt amal, ich triff die Dirn allein, und ſo is’s
halt käma, wie’s oft kimmt und zugeht af derer Welt. Bin
mir nöt ganz klar, dö Dirn war nie ſo recht offen, war dös
Wahrheit, oder hat’s nur dö ſchwere Arbeit los werd’n
wöll’n, ſie hat a ſo than, als war’s af dö Verſündigung
neamer recht richtig mit ihr. Aber lang vor ſich’s hätt weiſen
können, is mein’ Weib ihr Vertraulichkeit zu mir aufg’fallen,
dö hat’s zu ſich rufen laſſen, hat’s ’beicht oder net, weiß net,
aber ſie hat af amal fortbegehrt und ich hab’s a nöt ungern
fortlaſſen.
Liesl (an der Schürze ſpielend). Was D’da verzählſt, Bauer,
dös is freilich wohl nöt recht, kann aber doch net allein af
Dein Rechnung käma, ſein ja doch Zwei dabei g’weſt.
Grillhofer. Wohl, wohl, zu ſolchene Dummheiten ſein
für g’wöhnlich zwei von Nöthen. Aber ich hätt ſoll’n n’Gſcheid-
tern machen. Wie’s amal furt war, war’s wie vom Erd-
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[37/0045] daß D’r hizt, wo er ſich aufdammt hat, bald Seel und Leib vonand gangen wär’n! No ſchau halt hizt dazu. Beſſer ſpot wie gar nöt! No Recht hot er g’habt, Recht hat er g’habt, war wohl ſchon a verſchlafene G’ſchicht, aber Recht hat er doch g’habt, wie er mir’s vor’gſtellt hat. Jo, jo. Liesl. Hättſt es net aufwecken laſſen, dö verſchlafene G’ſchicht. Wär’ g’ſcheidter. Soll hizt der Floh, denn Dir der in’s Ohr g’ſetzt hat, n’Wurm freſſen? Grillhofer. Mußt nöt g’ſpaſſen mit ſölchene Sachen, mein lieb’ Derndl. Du weißt halt no von wenig. Aber ich will Dich net ohne Einſeh’n laſſen; ſündig, wie ich war, und reuig, wie ich bin, ſollſt mich kennen lernen; ich will Der dö G’ſchicht am Weg mitgeb’n, ſo Verſündigungsſachen ſein allmal lehrreich für dö Weibsleut! Mag wohl ſchon a fünf und zwanz’g Jahrl her ſein, hat damal mei Weib noch g’lebt, da is a Dirn zu mir in Dienſt käma, war a klein mollets Ding, bisl hoffartig, hat ſich mit koan Bub’n nöt abgeb’n, nur af mit hat’s freundlich g’ſchaut; daß ich ſag, mei Weib hat koan oanzig’s Kind af d’Welt bracht, allweil is’s krank g’weſt, und um dö Zeit is gar elendig dahin- g’leg’n, ich aber war allzeit a kerng’ſunder Mon, und ſo ſchickt ſich’s halt amal, ich triff die Dirn allein, und ſo is’s halt käma, wie’s oft kimmt und zugeht af derer Welt. Bin mir nöt ganz klar, dö Dirn war nie ſo recht offen, war dös Wahrheit, oder hat’s nur dö ſchwere Arbeit los werd’n wöll’n, ſie hat a ſo than, als war’s af dö Verſündigung neamer recht richtig mit ihr. Aber lang vor ſich’s hätt weiſen können, is mein’ Weib ihr Vertraulichkeit zu mir aufg’fallen, dö hat’s zu ſich rufen laſſen, hat’s ’beicht oder net, weiß net, aber ſie hat af amal fortbegehrt und ich hab’s a nöt ungern fortlaſſen. Liesl (an der Schürze ſpielend). Was D’da verzählſt, Bauer, dös is freilich wohl nöt recht, kann aber doch net allein af Dein Rechnung käma, ſein ja doch Zwei dabei g’weſt. Grillhofer. Wohl, wohl, zu ſolchene Dummheiten ſein für g’wöhnlich zwei von Nöthen. Aber ich hätt ſoll’n n’Gſcheid- tern machen. Wie’s amal furt war, war’s wie vom Erd- bod’n wegblaſen, weit und breit da h’rum hat’s Neamand mit kein’ Aug’n mehr g’ſehn. Was wohl mit ihr g’ſcheh’n

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Zitationshilfe: Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/45>, abgerufen am 25.11.2024.