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Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.

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Zweite Scene.
(Von links: Rosl (ältere Magd), führt Grillhofer, der sich leicht auf sie stützt, herein.)
Grillhofer. Au weh! Au weh! Hebt schon wieder so a
sakrischer Tag an.
Rosl. No kimm nur Bauer. Da steht schon Dein Suppen;
laß's nit kalt werd'n.
Grillhofer. A was -- meint'sweg'n. Mir schlagt eh' nix
mehr an.
(Hat sich mit Beschwer niedergelassen, schneidet behend sich Brod in die
Schüssel und löffelt es mit Gier aus.)
Rosl. Wer weiß, Bauer. Wann Dich der liebe Gott wieder
g'sund machen will ....
Grillhofer. Er will aber net.
Rosl. Ah freilich. Er wird schon woll'n.
Grillhofer (schreit). Er will aber net, ich weiß's!
Rosl (erschrocken). No ja, nachher is's was anders.
Grillhofer. Weißt, Rosl, Du mußt's nit so aufnehmen,
wann ich Dich anschrei! Es is nit so bös gemeint. Aber weißt,
wonn man in Erkenntnuß der Sündhaftigkeit schon so weit
käma is, daß man sich frei in Alles schicket, wann Ein'm glei
in Gottsnam der Teufel holet, so laßt man sich selb'n Zustand
der Gnad' von Neamad mehr gern abreden.
Rosl. No jo, freilich, freilich, wol wol Bauer, wann's
a so is, so bleib holt in Dein Zustand.
Dritte Scene.
Vorige. Wastl (durch den Haupteingang).
Wastl. Gut'n Morg'n, Bauer.
Grillhofer. Gut'n Morg'n, Wastl. Na, na, laß nur Dein
Pfeif in Maul, geht dir sunst aus.
Wastl. Kann's wol d'erwarten. Es is für Dich net zu-
traglich, kunnt Dich reizen, hust ehnder z'viel. -- No werd'n
wir heunt schaun, daß wir's Heu hereinkrieg'n, s'Wetter wird
neama lang so sauber aushalten. Gestern schon um Mittag
hot's in der Luft so g'flirretst, als wär' die a in der Hitz
verbröselt und that durcheinanderwoiseln, wann die Sunn
durchscheint. S'is höchst Zeit zum dazuschau'n. Und a Heu is
Zweite Scene.
(Von links: Rosl (ältere Magd), führt Grillhofer, der ſich leicht auf ſie ſtützt, herein.)
Grillhofer. Au weh! Au weh! Hebt ſchon wieder ſo a
ſakriſcher Tag an.
Rosl. No kimm nur Bauer. Da ſteht ſchon Dein Suppen;
laß’s nit kalt werd’n.
Grillhofer. A was — meint’sweg’n. Mir ſchlagt eh’ nix
mehr an.
(Hat ſich mit Beſchwer niedergelaſſen, ſchneidet behend ſich Brod in die
Schüſſel und löffelt es mit Gier aus.)
Rosl. Wer weiß, Bauer. Wann Dich der liebe Gott wieder
g’ſund machen will ....
Grillhofer. Er will aber net.
Rosl. Ah freilich. Er wird ſchon woll’n.
Grillhofer (ſchreit). Er will aber net, ich weiß’s!
Rosl (erſchrocken). No ja, nachher is’s was anders.
Grillhofer. Weißt, Rosl, Du mußt’s nit ſo aufnehmen,
wann ich Dich anſchrei! Es is nit ſo bös gemeint. Aber weißt,
wonn man in Erkenntnuß der Sündhaftigkeit ſchon ſo weit
käma is, daß man ſich frei in Alles ſchicket, wann Ein’m glei
in Gottsnam der Teufel holet, ſo laßt man ſich ſelb’n Zuſtand
der Gnad’ von Neamad mehr gern abreden.
Rosl. No jo, freilich, freilich, wol wol Bauer, wann’s
a ſo is, ſo bleib holt in Dein Zuſtand.
Dritte Scene.
Vorige. Waſtl (durch den Haupteingang).
Waſtl. Gut’n Morg’n, Bauer.
Grillhofer. Gut’n Morg’n, Waſtl. Na, na, laß nur Dein
Pfeif in Maul, geht dir ſunſt aus.
Waſtl. Kann’s wol d’erwarten. Es is für Dich net zu-
traglich, kunnt Dich reizen, huſt ehnder z’viel. — No werd’n
wir heunt ſchaun, daß wir’s Heu hereinkrieg’n, s’Wetter wird
neama lang ſo ſauber aushalten. Geſtern ſchon um Mittag
hot’s in der Luft ſo g’flirretſt, als wär’ die a in der Hitz
verbröſelt und that durcheinanderwoiſeln, wann die Sunn
durchſcheint. S’is höchſt Zeit zum dazuſchau’n. Und a Heu is
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[6/0014] Zweite Scene. (Von links: Rosl (ältere Magd), führt Grillhofer, der ſich leicht auf ſie ſtützt, herein.) Grillhofer. Au weh! Au weh! Hebt ſchon wieder ſo a ſakriſcher Tag an. Rosl. No kimm nur Bauer. Da ſteht ſchon Dein Suppen; laß’s nit kalt werd’n. Grillhofer. A was — meint’sweg’n. Mir ſchlagt eh’ nix mehr an. (Hat ſich mit Beſchwer niedergelaſſen, ſchneidet behend ſich Brod in die Schüſſel und löffelt es mit Gier aus.) Rosl. Wer weiß, Bauer. Wann Dich der liebe Gott wieder g’ſund machen will .... Grillhofer. Er will aber net. Rosl. Ah freilich. Er wird ſchon woll’n. Grillhofer (ſchreit). Er will aber net, ich weiß’s! Rosl (erſchrocken). No ja, nachher is’s was anders. Grillhofer. Weißt, Rosl, Du mußt’s nit ſo aufnehmen, wann ich Dich anſchrei! Es is nit ſo bös gemeint. Aber weißt, wonn man in Erkenntnuß der Sündhaftigkeit ſchon ſo weit käma is, daß man ſich frei in Alles ſchicket, wann Ein’m glei in Gottsnam der Teufel holet, ſo laßt man ſich ſelb’n Zuſtand der Gnad’ von Neamad mehr gern abreden. Rosl. No jo, freilich, freilich, wol wol Bauer, wann’s a ſo is, ſo bleib holt in Dein Zuſtand. Dritte Scene. Vorige. Waſtl (durch den Haupteingang). Waſtl. Gut’n Morg’n, Bauer. Grillhofer. Gut’n Morg’n, Waſtl. Na, na, laß nur Dein Pfeif in Maul, geht dir ſunſt aus. Waſtl. Kann’s wol d’erwarten. Es is für Dich net zu- traglich, kunnt Dich reizen, huſt ehnder z’viel. — No werd’n wir heunt ſchaun, daß wir’s Heu hereinkrieg’n, s’Wetter wird neama lang ſo ſauber aushalten. Geſtern ſchon um Mittag hot’s in der Luft ſo g’flirretſt, als wär’ die a in der Hitz verbröſelt und that durcheinanderwoiſeln, wann die Sunn durchſcheint. S’is höchſt Zeit zum dazuſchau’n. Und a Heu is

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Zitationshilfe: Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/14>, abgerufen am 28.03.2024.