Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.Es sind viele Mittel zur Verhütung und Beseitigung der In welchen Fällen es übrigens erlaubt, ohne Sünde, ja Der Eßkünstler soll aber nicht blos schön essen, er soll auch Hier ist denn der Ort, das mitzutheilen, was der schon "Trinke weder allzulangsam, noch zu geschwinde, sondern Trinke nicht, wenn du das Maul voll Brod, oder anderer Es ſind viele Mittel zur Verhuͤtung und Beſeitigung der In welchen Faͤllen es uͤbrigens erlaubt, ohne Suͤnde, ja Der Eßkuͤnſtler ſoll aber nicht blos ſchoͤn eſſen, er ſoll auch Hier iſt denn der Ort, das mitzutheilen, was der ſchon „Trinke weder allzulangſam, noch zu geſchwinde, ſondern Trinke nicht, wenn du das Maul voll Brod, oder anderer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0272" n="258"/> <p>Es ſind viele Mittel zur Verhuͤtung und Beſeitigung der<lb/> Trunkenheit vorgeſchlagen worden. <hi rendition="#g">Ariſtoteles, Hippokra-<lb/> tes, Galen</hi> u. A. empfehlen den Knoblauch. <hi rendition="#g">Plutarch</hi> fuͤhrt<lb/> an, daß <hi rendition="#g">Druſus</hi>, der Sohn des <hi rendition="#g">Tiberius</hi>, einige bittere<lb/> Mandeln verzehrte, wenn er ſich zu einem Gelag begab. An-<lb/> dere empfehlen Oel, Kohl und dergleichen. <hi rendition="#g">Africanus</hi> in<lb/> ſeinen Commentaren raͤth gebratene Ziegenlunge, <hi rendition="#g">Avicenna</hi><lb/> Weineiſſig und Granatapfelſaft. <hi rendition="#g">Rantzovius</hi> erzaͤhlt ſehr ge-<lb/> muͤthvoll, er trage zu dieſem Behufe einen großen Amethyſt<lb/> auf der Bruſt, und er glaube, daß dieſer einiges nuͤtze. —<lb/> Welcher Kuͤnſtler von nur einigem Natur- und Wahrheitsſinn<lb/> wird ſolches Zeug nicht in tiefer Seele verachten!</p><lb/> <p>In welchen Faͤllen es uͤbrigens erlaubt, ohne Suͤnde, ja<lb/> raͤthlich ſei, in <hi rendition="#g">Baccho</hi> uͤber die Schnur zu hauen, hat <hi rendition="#g">Pri-<lb/> meroſius</hi> in ſeinem Buche <hi rendition="#aq">de vulgi erroribus in medicina</hi><lb/> (dritten Buches 18tes Kapitel) ſehr gelehrt und ſchoͤn aus ein-<lb/> ander geſetzt.</p><lb/> <p>Der Eßkuͤnſtler ſoll aber nicht blos ſchoͤn eſſen, er ſoll auch<lb/> ſchoͤn trinken. Durch Unterlaſſung letzterer Regel wird er ſich<lb/> aller Verdienſte berauben, welche er ſich in erſter Kategorie<lb/> erwarb.</p><lb/> <p>Hier iſt denn der Ort, das mitzutheilen, was der ſchon<lb/> belobte <hi rendition="#g">Zobel</hi> ſo klar als deutlich hieruͤber im Folgenden ſagt:</p><lb/> <p>„Trinke weder allzulangſam, noch zu geſchwinde, ſondern<lb/> ſein erbar und ſittſam, nicht wie die Saͤufer, die den Wein<lb/> oder Bier nur in ſich gießen; ſiehe auch unter dem Trinken<lb/> nicht viel umher, ſondern in das Glas oder anderes Geſchirr<lb/> hinein.</p><lb/> <p>Trinke nicht, wenn du das Maul voll Brod, oder anderer<lb/> Speiſe haſt; auch mache im Schlingen keinen unanſtaͤndigen<lb/> Laut mit der Gurgel, daß man alle Schluck zaͤhlen kann. Son-<lb/> dern warte lieber, bis du hinunter gegeſſen haſt, und das Ge-<lb/> traͤnke deſto leichter durch die Gurgel laufen kann. Thue auch,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [258/0272]
Es ſind viele Mittel zur Verhuͤtung und Beſeitigung der
Trunkenheit vorgeſchlagen worden. Ariſtoteles, Hippokra-
tes, Galen u. A. empfehlen den Knoblauch. Plutarch fuͤhrt
an, daß Druſus, der Sohn des Tiberius, einige bittere
Mandeln verzehrte, wenn er ſich zu einem Gelag begab. An-
dere empfehlen Oel, Kohl und dergleichen. Africanus in
ſeinen Commentaren raͤth gebratene Ziegenlunge, Avicenna
Weineiſſig und Granatapfelſaft. Rantzovius erzaͤhlt ſehr ge-
muͤthvoll, er trage zu dieſem Behufe einen großen Amethyſt
auf der Bruſt, und er glaube, daß dieſer einiges nuͤtze. —
Welcher Kuͤnſtler von nur einigem Natur- und Wahrheitsſinn
wird ſolches Zeug nicht in tiefer Seele verachten!
In welchen Faͤllen es uͤbrigens erlaubt, ohne Suͤnde, ja
raͤthlich ſei, in Baccho uͤber die Schnur zu hauen, hat Pri-
meroſius in ſeinem Buche de vulgi erroribus in medicina
(dritten Buches 18tes Kapitel) ſehr gelehrt und ſchoͤn aus ein-
ander geſetzt.
Der Eßkuͤnſtler ſoll aber nicht blos ſchoͤn eſſen, er ſoll auch
ſchoͤn trinken. Durch Unterlaſſung letzterer Regel wird er ſich
aller Verdienſte berauben, welche er ſich in erſter Kategorie
erwarb.
Hier iſt denn der Ort, das mitzutheilen, was der ſchon
belobte Zobel ſo klar als deutlich hieruͤber im Folgenden ſagt:
„Trinke weder allzulangſam, noch zu geſchwinde, ſondern
ſein erbar und ſittſam, nicht wie die Saͤufer, die den Wein
oder Bier nur in ſich gießen; ſiehe auch unter dem Trinken
nicht viel umher, ſondern in das Glas oder anderes Geſchirr
hinein.
Trinke nicht, wenn du das Maul voll Brod, oder anderer
Speiſe haſt; auch mache im Schlingen keinen unanſtaͤndigen
Laut mit der Gurgel, daß man alle Schluck zaͤhlen kann. Son-
dern warte lieber, bis du hinunter gegeſſen haſt, und das Ge-
traͤnke deſto leichter durch die Gurgel laufen kann. Thue auch,
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