Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.drängt; er wiegt ein Kilogramm, wenn er ein Litre Wasser Man soll also über (oder, um es nochmals zu bemerken, Das über die Wahl der einzelnen Weinsorten zu Tisch- Wo mehrere Sorten aufgetragen werden, geschieht dieß Sehr Viele sind der Meinung, man solle, besonders bei draͤngt; er wiegt ein Kilogramm, wenn er ein Litre Waſſer Man ſoll alſo uͤber (oder, um es nochmals zu bemerken, Das uͤber die Wahl der einzelnen Weinſorten zu Tiſch- Wo mehrere Sorten aufgetragen werden, geſchieht dieß Sehr Viele ſind der Meinung, man ſolle, beſonders bei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0270" n="256"/> draͤngt; er wiegt ein Kilogramm, wenn er ein Litre Waſſer<lb/> verdraͤngt, und 1000 Kilogramme, wenn er 1000 Litres oder<lb/> ein Cubikmeter verdraͤngt, weil 1 Litre reines Waſſer 1 Kilo-<lb/> gramm wiegt. — Dieß Alles bedenke man wohl; erwaͤge noch,<lb/> daß Wein, den man zu oder (wie man zu ſagen pflegt) auf<lb/> den Fiſch trinkt, viel leicher iſt, als Waſſer, Burgunder z. B.<lb/> ſich zu Fiſchwaſſer verhaͤlt wie 0,953 zu 1,030, — und man<lb/> wird einſehen, was es ſagen will, einen Fiſch ſchwimmen zu<lb/> machen. Allerdings wuͤrde der Fiſch um ſo leichter werden, je<lb/> ſchwerer die genoſſene Fluͤſſigkeit und der Kopf des Experimen-<lb/> tators. O ſolche Metaphern (Metaphern uͤberhaupt) ſind nur<lb/> zu oft das groͤßte Ungluͤck der Menſchheit, wenn ſie nicht mit der<lb/> Fackel der Naturwiſſenſchaft beleuchtet werden, welches zu thun<lb/> ich mich nicht enthalten konnte.</p><lb/> <p>Man ſoll alſo uͤber (oder, um es nochmals zu bemerken,<lb/> in den Zwiſchenpauſen; am beſten nach) Tiſch Wein trinken;<lb/> aber mit Diskretion und innerhalb gewiſſer Schranken.</p><lb/> <p>Das uͤber die Wahl der einzelnen Weinſorten zu Tiſch-<lb/> weinen Geſagte iſt zunaͤchſt vom gewoͤhnlichen, taͤglichen Genuß<lb/> gemeint. Bei extra Gaſtmaͤhlern bindet man ſich natuͤrlich nicht<lb/> an jene Regel, ſondern giebt vielmehr keine alltaͤglichen, ſon-<lb/> dern extra gute und exquiſite Weine.</p><lb/> <p>Wo mehrere Sorten aufgetragen werden, geſchieht dieß<lb/> am paſſendſten in der <hi rendition="#aq">Climax adscendens,</hi> leichtere, unſchul-<lb/> digere, ſchwaͤchere voran, <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> ſtaͤrkere, kraͤftigere, feurigere<lb/> darauf! — Zum Deſſert paſſen die im mitgetheilten Wein-<lb/> verzeichniſſe zuletzt genannten Franzoͤſiſchen, Spaniſchen, Ita-<lb/> lieniſchen ꝛc. Sekte, Ungariſche Ausbruͤche und dergleichen.</p><lb/> <p>Sehr Viele ſind der Meinung, man ſolle, beſonders bei<lb/> Tiſch, den Wein mit Waſſer vermiſchen. Es iſt noch nicht ent-<lb/> ſchieden, welchem Sterblichen oder Unſterblichen die Menſchheit<lb/> dieſe große Erfindung verdankt. <hi rendition="#g">Athenaeus</hi> ſagt, daß<lb/><hi rendition="#g">Amphictyon</hi>, Koͤnig von Athen, die Menſchen gelehrt habe,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [256/0270]
draͤngt; er wiegt ein Kilogramm, wenn er ein Litre Waſſer
verdraͤngt, und 1000 Kilogramme, wenn er 1000 Litres oder
ein Cubikmeter verdraͤngt, weil 1 Litre reines Waſſer 1 Kilo-
gramm wiegt. — Dieß Alles bedenke man wohl; erwaͤge noch,
daß Wein, den man zu oder (wie man zu ſagen pflegt) auf
den Fiſch trinkt, viel leicher iſt, als Waſſer, Burgunder z. B.
ſich zu Fiſchwaſſer verhaͤlt wie 0,953 zu 1,030, — und man
wird einſehen, was es ſagen will, einen Fiſch ſchwimmen zu
machen. Allerdings wuͤrde der Fiſch um ſo leichter werden, je
ſchwerer die genoſſene Fluͤſſigkeit und der Kopf des Experimen-
tators. O ſolche Metaphern (Metaphern uͤberhaupt) ſind nur
zu oft das groͤßte Ungluͤck der Menſchheit, wenn ſie nicht mit der
Fackel der Naturwiſſenſchaft beleuchtet werden, welches zu thun
ich mich nicht enthalten konnte.
Man ſoll alſo uͤber (oder, um es nochmals zu bemerken,
in den Zwiſchenpauſen; am beſten nach) Tiſch Wein trinken;
aber mit Diskretion und innerhalb gewiſſer Schranken.
Das uͤber die Wahl der einzelnen Weinſorten zu Tiſch-
weinen Geſagte iſt zunaͤchſt vom gewoͤhnlichen, taͤglichen Genuß
gemeint. Bei extra Gaſtmaͤhlern bindet man ſich natuͤrlich nicht
an jene Regel, ſondern giebt vielmehr keine alltaͤglichen, ſon-
dern extra gute und exquiſite Weine.
Wo mehrere Sorten aufgetragen werden, geſchieht dieß
am paſſendſten in der Climax adscendens, leichtere, unſchul-
digere, ſchwaͤchere voran, und ſtaͤrkere, kraͤftigere, feurigere
darauf! — Zum Deſſert paſſen die im mitgetheilten Wein-
verzeichniſſe zuletzt genannten Franzoͤſiſchen, Spaniſchen, Ita-
lieniſchen ꝛc. Sekte, Ungariſche Ausbruͤche und dergleichen.
Sehr Viele ſind der Meinung, man ſolle, beſonders bei
Tiſch, den Wein mit Waſſer vermiſchen. Es iſt noch nicht ent-
ſchieden, welchem Sterblichen oder Unſterblichen die Menſchheit
dieſe große Erfindung verdankt. Athenaeus ſagt, daß
Amphictyon, Koͤnig von Athen, die Menſchen gelehrt habe,
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