Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898."Ja, weißt du, für mich ist es ja eigentlich wieder "Ich?!" fragte er etwas unsicher und dachte an Sie lachte leise auf, voll Schalkhaftigkeit. "Nein, das ist er nun doch nicht. Jung und lieb ist "Was sagte er denn, als es ihm allmählich auf¬ "Ach, das ist ihm ja niemals aufgegangen. Davon „Ja, weißt du, für mich iſt es ja eigentlich wieder „Ich?!“ fragte er etwas unſicher und dachte an Sie lachte leiſe auf, voll Schalkhaftigkeit. „Nein, das iſt er nun doch nicht. Jung und lieb iſt „Was ſagte er denn, als es ihm allmählich auf¬ „Ach, das iſt ihm ja niemals aufgegangen. Davon <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0077" n="73"/> <fw type="pageNum" place="top">— 73 —<lb/></fw> <p>„Ja, weißt du, für mich iſt es ja eigentlich wieder<lb/> anders als für ihn,“ erwiderte ſie darauf zögernd, „— ich<lb/> kann nicht recht ſagen, woran das liegen mag. Aber<lb/> jedenfalls wär es ja für mich nichts ſo Seltenes und<lb/> Neues, mit einem Manne alle möglichen Intereſſen<lb/> und Beſchäftigungen zu teilen, — alle Stunden des<lb/> Tages in anregender und geiſtig fördernder Weiſe zu ver¬<lb/> bringen. <hi rendition="#g">Ihm</hi> iſt das neu. — — Ich — ja, ich ſehne<lb/> mich lange nicht ſo ſtark danach. — — Würdeſt du<lb/> es thun?</p><lb/> <p>„Ich?!“ fragte er etwas unſicher und dachte an<lb/> Irmgard, „— ich glaube, das würde außerordentlich<lb/> nach meinen Stimmungen wechſeln. — — Aber ver¬<lb/> gleiche mich doch nicht mit deinem — — deinem — —.<lb/> Er iſt vielleicht fürchterlich konſequent und ernſthaft?“</p><lb/> <p>Sie lachte leiſe auf, voll Schalkhaftigkeit.</p><lb/> <p>„Nein, das iſt er nun doch nicht. Jung und lieb iſt<lb/> er, — von allen meinen Bekannten und Freunden der am<lb/> wenigſten ernſte. — Wir fingen nicht grade mit der Philo¬<lb/> ſophie an, — er hatte keine Ahnung, daß ich mit <hi rendition="#g">der</hi><lb/> was zu thun gehabt hatte. Im Gegenteil, er hielt mich<lb/> urſprünglich für recht leichtlebig, — weil ich ſo frei zu<lb/> leben ſchien. — — Ihr ſeid eben rechte Menſchenkenner!“<lb/> fügte ſie mit einer kleinen verächtlichen Grimaſſe hinzu.</p><lb/> <p>„Was ſagte er denn, als es ihm allmählich auf¬<lb/> ging, daß er einen promovierten Doktor vor ſich hatte?“</p><lb/> <p>„Ach, das iſt ihm ja niemals aufgegangen. Davon<lb/> hat er nicht viel zu ſehen bekommen. — — Aber doch<lb/> ſagt er jetzt, er habe früher nicht gewußt, daß, man mit<lb/> einer Frau geiſtig ſo ſtark verſchmelzen könne, — und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0077]
— 73 —
„Ja, weißt du, für mich iſt es ja eigentlich wieder
anders als für ihn,“ erwiderte ſie darauf zögernd, „— ich
kann nicht recht ſagen, woran das liegen mag. Aber
jedenfalls wär es ja für mich nichts ſo Seltenes und
Neues, mit einem Manne alle möglichen Intereſſen
und Beſchäftigungen zu teilen, — alle Stunden des
Tages in anregender und geiſtig fördernder Weiſe zu ver¬
bringen. Ihm iſt das neu. — — Ich — ja, ich ſehne
mich lange nicht ſo ſtark danach. — — Würdeſt du
es thun?
„Ich?!“ fragte er etwas unſicher und dachte an
Irmgard, „— ich glaube, das würde außerordentlich
nach meinen Stimmungen wechſeln. — — Aber ver¬
gleiche mich doch nicht mit deinem — — deinem — —.
Er iſt vielleicht fürchterlich konſequent und ernſthaft?“
Sie lachte leiſe auf, voll Schalkhaftigkeit.
„Nein, das iſt er nun doch nicht. Jung und lieb iſt
er, — von allen meinen Bekannten und Freunden der am
wenigſten ernſte. — Wir fingen nicht grade mit der Philo¬
ſophie an, — er hatte keine Ahnung, daß ich mit der
was zu thun gehabt hatte. Im Gegenteil, er hielt mich
urſprünglich für recht leichtlebig, — weil ich ſo frei zu
leben ſchien. — — Ihr ſeid eben rechte Menſchenkenner!“
fügte ſie mit einer kleinen verächtlichen Grimaſſe hinzu.
„Was ſagte er denn, als es ihm allmählich auf¬
ging, daß er einen promovierten Doktor vor ſich hatte?“
„Ach, das iſt ihm ja niemals aufgegangen. Davon
hat er nicht viel zu ſehen bekommen. — — Aber doch
ſagt er jetzt, er habe früher nicht gewußt, daß, man mit
einer Frau geiſtig ſo ſtark verſchmelzen könne, — und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |