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Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.

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täglich. -- -- Sich zu allen möglichen Tagesstunden, im
Hellen, -- -- zu allen möglichen Beschäftigungen und
Ausgängen zu treffen, ist doch nun einmal einfach un¬
möglich."

"Und das ist es also, was er will?"

"Ja. Er sagt, das sei das einzig Natürliche. Alles
andre sei Qual. Nach seiner Auffassung sollte man sich
überhaupt so gut wie gar nicht trennen. -- -- Dabei
sieht er ein, daß wir uns des entstandenen Klatsches
wegen eher seltener sehen sollten."

"Sage mir nur, Fenitschka, warum machst du es
dir nicht leichter, -- warum führst du ihn zum Bei¬
spiel nicht hier bei deinem Onkel ein, -- wär er nur
anerkanntermaßen dein Freund, wie ich, -- so -- so --"

Sie sah ihm grade in die Augen.

"So könnte er insgeheim viel bequemer mein Ge¬
liebter sein, nicht wahr?" vollendete sie.

"Mach doch nicht gleich solche Augen! was steht
dem eigentlich entgegen?" warf er ein.

Sie sagte nur leise, ohne ihren Blick von dem sei¬
nen zu lassen:

"Es würde häßlich werden! Und ich will, daß es
schön ist."

"Nun, streiten läßt sich über dergleichen ja nicht.
Aber dir selbst fällt es doch wohl ebenso schwer, wie ihm,
euren Verkehr nicht nach Belieben ausdehnen zu können,
-- daher schlug ich es nur vor."

Sie senkte die Augen und schien nachzudenken, wie
sie es so oft mitten im Gespräch that. Eine leichte Röte
stieg dabei in ihre Wangen.

täglich. — — Sich zu allen möglichen Tagesſtunden, im
Hellen, — — zu allen möglichen Beſchäftigungen und
Ausgängen zu treffen, iſt doch nun einmal einfach un¬
möglich.“

„Und das iſt es alſo, was er will?“

„Ja. Er ſagt, das ſei das einzig Natürliche. Alles
andre ſei Qual. Nach ſeiner Auffaſſung ſollte man ſich
überhaupt ſo gut wie gar nicht trennen. — — Dabei
ſieht er ein, daß wir uns des entſtandenen Klatſches
wegen eher ſeltener ſehen ſollten.“

„Sage mir nur, Fenitſchka, warum machſt du es
dir nicht leichter, — warum führſt du ihn zum Bei¬
ſpiel nicht hier bei deinem Onkel ein, — wär er nur
anerkanntermaßen dein Freund, wie ich, — ſo — ſo —“

Sie ſah ihm grade in die Augen.

„So könnte er insgeheim viel bequemer mein Ge¬
liebter ſein, nicht wahr?“ vollendete ſie.

„Mach doch nicht gleich ſolche Augen! was ſteht
dem eigentlich entgegen?“ warf er ein.

Sie ſagte nur leiſe, ohne ihren Blick von dem ſei¬
nen zu laſſen:

„Es würde häßlich werden! Und ich will, daß es
ſchön iſt.“

„Nun, ſtreiten läßt ſich über dergleichen ja nicht.
Aber dir ſelbſt fällt es doch wohl ebenſo ſchwer, wie ihm,
euren Verkehr nicht nach Belieben ausdehnen zu können,
— daher ſchlug ich es nur vor.“

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ſie es ſo oft mitten im Geſpräch that. Eine leichte Röte
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[72/0076] — 72 — täglich. — — Sich zu allen möglichen Tagesſtunden, im Hellen, — — zu allen möglichen Beſchäftigungen und Ausgängen zu treffen, iſt doch nun einmal einfach un¬ möglich.“ „Und das iſt es alſo, was er will?“ „Ja. Er ſagt, das ſei das einzig Natürliche. Alles andre ſei Qual. Nach ſeiner Auffaſſung ſollte man ſich überhaupt ſo gut wie gar nicht trennen. — — Dabei ſieht er ein, daß wir uns des entſtandenen Klatſches wegen eher ſeltener ſehen ſollten.“ „Sage mir nur, Fenitſchka, warum machſt du es dir nicht leichter, — warum führſt du ihn zum Bei¬ ſpiel nicht hier bei deinem Onkel ein, — wär er nur anerkanntermaßen dein Freund, wie ich, — ſo — ſo —“ Sie ſah ihm grade in die Augen. „So könnte er insgeheim viel bequemer mein Ge¬ liebter ſein, nicht wahr?“ vollendete ſie. „Mach doch nicht gleich ſolche Augen! was ſteht dem eigentlich entgegen?“ warf er ein. Sie ſagte nur leiſe, ohne ihren Blick von dem ſei¬ nen zu laſſen: „Es würde häßlich werden! Und ich will, daß es ſchön iſt.“ „Nun, ſtreiten läßt ſich über dergleichen ja nicht. Aber dir ſelbſt fällt es doch wohl ebenſo ſchwer, wie ihm, euren Verkehr nicht nach Belieben ausdehnen zu können, — daher ſchlug ich es nur vor.“ Sie ſenkte die Augen und ſchien nachzudenken, wie ſie es ſo oft mitten im Geſpräch that. Eine leichte Röte ſtieg dabei in ihre Wangen.

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Zitationshilfe: Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/andreas_fenitschka_1898/76>, abgerufen am 25.11.2024.