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Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.

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schon lange liebte? oder ob es nur ein loses Liebesaben¬
teuer war? Sie war so friedlich und glücklich, -- der
Klatsch erst hat sie aufgestört,-- -- -- ob sie seiner so
ganz sicher war --?"

Schließlich brach er, durch diese Nebengedanken be¬
hindert, seine Rede ab und platzte ungeduldig heraus:

"Aber das sind ja überhaupt doch nur Bagatellen!
Für zwei Liebende bleibt die Hauptsache doch immer,
wie sie zu einander, nicht wie sie zur Welt stehen.
-- -- -- Wie lange das Glück währen mag, wie
gefestigt es ist, -- oder ob man sich bei der ersten Not
wieder verläßt, -- das quält viel mehr."

Um Fenias Lippen glitt das sorglose unbefangene
Lächeln, das für sie charakteristisch war.

"Warum soll denn das quälen?" fragte sie halb
verwundert und halb phlegmatisch, -- "ich könnte mir
gar nicht denken, daß ich einen Mann, den ich lieb ge¬
habt habe, grade in der Not verließe."

Dermaßen naiv klang das, daß er fast hell auf¬
gelacht hätte.

Er wurde sogar plötzlich ganz irre an seinen be¬
stimmtesten Mutmaßungen. -- --

An den verlassenen M a n n hatte er nicht grade ge¬
dacht! -- -- Führte sie ihn vielleicht doch hinters Licht?
Wäre sie nun doch wieder in Wirklichkeit die unschuldige
Fenia, so wäre das ja einfach, um aus der Haut zu fahren.

Etwas nervös griff er in Fenias Garnröllchen, die
auf ihrem Nähtisch herumlagen, spielte mit ihnen und
legte sie unschlüssig wieder hin. Er war gradezu ver¬
drießlich.

ſchon lange liebte? oder ob es nur ein loſes Liebesaben¬
teuer war? Sie war ſo friedlich und glücklich, — der
Klatſch erſt hat ſie aufgeſtört,— — — ob ſie ſeiner ſo
ganz ſicher war —?“

Schließlich brach er, durch dieſe Nebengedanken be¬
hindert, ſeine Rede ab und platzte ungeduldig heraus:

„Aber das ſind ja überhaupt doch nur Bagatellen!
Für zwei Liebende bleibt die Hauptſache doch immer,
wie ſie zu einander, nicht wie ſie zur Welt ſtehen.
— — — Wie lange das Glück währen mag, wie
gefeſtigt es iſt, — oder ob man ſich bei der erſten Not
wieder verläßt, — das quält viel mehr.“

Um Fenias Lippen glitt das ſorgloſe unbefangene
Lächeln, das für ſie charakteriſtiſch war.

„Warum ſoll denn das quälen?“ fragte ſie halb
verwundert und halb phlegmatiſch, — „ich könnte mir
gar nicht denken, daß ich einen Mann, den ich lieb ge¬
habt habe, grade in der Not verließe.“

Dermaßen naiv klang das, daß er faſt hell auf¬
gelacht hätte.

Er wurde ſogar plötzlich ganz irre an ſeinen be¬
ſtimmteſten Mutmaßungen. — —

An den verlaſſenen M a n n hatte er nicht grade ge¬
dacht! — — Führte ſie ihn vielleicht doch hinters Licht?
Wäre ſie nun doch wieder in Wirklichkeit die unſchuldige
Fenia, ſo wäre das ja einfach, um aus der Haut zu fahren.

Etwas nervös griff er in Fenias Garnröllchen, die
auf ihrem Nähtiſch herumlagen, ſpielte mit ihnen und
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[57/0061] — 57 — ſchon lange liebte? oder ob es nur ein loſes Liebesaben¬ teuer war? Sie war ſo friedlich und glücklich, — der Klatſch erſt hat ſie aufgeſtört,— — — ob ſie ſeiner ſo ganz ſicher war —?“ Schließlich brach er, durch dieſe Nebengedanken be¬ hindert, ſeine Rede ab und platzte ungeduldig heraus: „Aber das ſind ja überhaupt doch nur Bagatellen! Für zwei Liebende bleibt die Hauptſache doch immer, wie ſie zu einander, nicht wie ſie zur Welt ſtehen. — — — Wie lange das Glück währen mag, wie gefeſtigt es iſt, — oder ob man ſich bei der erſten Not wieder verläßt, — das quält viel mehr.“ Um Fenias Lippen glitt das ſorgloſe unbefangene Lächeln, das für ſie charakteriſtiſch war. „Warum ſoll denn das quälen?“ fragte ſie halb verwundert und halb phlegmatiſch, — „ich könnte mir gar nicht denken, daß ich einen Mann, den ich lieb ge¬ habt habe, grade in der Not verließe.“ Dermaßen naiv klang das, daß er faſt hell auf¬ gelacht hätte. Er wurde ſogar plötzlich ganz irre an ſeinen be¬ ſtimmteſten Mutmaßungen. — — An den verlaſſenen M a n n hatte er nicht grade ge¬ dacht! — — Führte ſie ihn vielleicht doch hinters Licht? Wäre ſie nun doch wieder in Wirklichkeit die unſchuldige Fenia, ſo wäre das ja einfach, um aus der Haut zu fahren. Etwas nervös griff er in Fenias Garnröllchen, die auf ihrem Nähtiſch herumlagen, ſpielte mit ihnen und legte ſie unſchlüſſig wieder hin. Er war gradezu ver¬ drießlich.

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Zitationshilfe: Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/andreas_fenitschka_1898/61>, abgerufen am 26.11.2024.