Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.Dame schon ein Erkennungszeichen abgeben. Aber hier? "Das ist wirklich wahr!" bestätigte der Baron "Lieber Onkel Mischa!" unterbrach ihn Fenia, "bitte, Der Baron erhob sich und berührte mit seinen langen "Du darfst nicht so sprechen!" verwies er ihr ihre Dame ſchon ein Erkennungszeichen abgeben. Aber hier? „Das iſt wirklich wahr!“ beſtätigte der Baron „Lieber Onkel Miſcha!“ unterbrach ihn Fenia, „bitte, Der Baron erhob ſich und berührte mit ſeinen langen „Du darfſt nicht ſo ſprechen!“ verwies er ihr ihre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="46"/><fw type="pageNum" place="top">— 46 —<lb/></fw>Dame ſchon ein Erkennungszeichen abgeben. Aber hier?<lb/> Hier ſind die Damen auf das leichteſte einer Verwechs¬<lb/> lung ausgeſetzt. Denn ſie ſind alle gleichmäßig dunkel<lb/> vermummt, höchſtens drei, vier Pelzſorten variieren. Jede<lb/> Dame muß eigentlich darauf gefaßt ſein, ein paar Doppel¬<lb/> gängerinnen zu beſitzen.“</p><lb/> <p>„Das iſt wirklich wahr!“ beſtätigte der Baron<lb/> ganz erfreut, „darauf vor allem müßte man hinweiſen!<lb/> Darauf gründet ſich vielleicht der Klatſch. — — Und<lb/> dann, denken Sie an die dichten Winterſchleier, die<lb/> man hier trägt! Und oft ſind es nicht einmal Schleier,<lb/> ſondern die feinen, weichen Orenburger Wollgewebe, die<lb/> unſre Damen wie ein weißes Spinngewebe vor das Ge¬<lb/> ſicht binden, wenn es ſtark friert, — namentlich abends.<lb/> — Reine Unmöglichkeit, dann jemand zu erkennen.“</p><lb/> <p>„Lieber Onkel Miſcha!“ unterbrach ihn Fenia, „bitte,<lb/> gieb dich mit dieſer Geſchichte nicht ab. Ich will es ein¬<lb/> fach nicht! Es iſt mir fatal und gänzlich ungewohnt,<lb/> daß andre ſich um meinen Ruf abängſtigen, — wenn<lb/> der gläſern iſt, — — ich bin's nicht!“</p><lb/> <p>Der Baron erhob ſich und berührte mit ſeinen langen<lb/> kühlen Fingern leicht, liebkoſend Fenias Wange.</p><lb/> <p>„Du darfſt nicht ſo ſprechen!“ verwies er ihr ihre<lb/> Worte; — „du weißt, dein guter Vater hat dich ſo frei<lb/> erzogen, wie ich es für meine Töchter weder gewünſcht,<lb/> noch jemals geſtattet haben würde. Aber du haſt ihm<lb/> Ehre gemacht! Und du biſt, wenn nicht meine Tochter,<lb/> ſo doch unſer teures Familienmitglied, für das ich ein¬<lb/> ſtehe überall und in allem. <hi rendition="#aq">C'est convenu</hi>. <hi rendition="#aq">N'en par¬<lb/> lons plus</hi>.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0050]
— 46 —
Dame ſchon ein Erkennungszeichen abgeben. Aber hier?
Hier ſind die Damen auf das leichteſte einer Verwechs¬
lung ausgeſetzt. Denn ſie ſind alle gleichmäßig dunkel
vermummt, höchſtens drei, vier Pelzſorten variieren. Jede
Dame muß eigentlich darauf gefaßt ſein, ein paar Doppel¬
gängerinnen zu beſitzen.“
„Das iſt wirklich wahr!“ beſtätigte der Baron
ganz erfreut, „darauf vor allem müßte man hinweiſen!
Darauf gründet ſich vielleicht der Klatſch. — — Und
dann, denken Sie an die dichten Winterſchleier, die
man hier trägt! Und oft ſind es nicht einmal Schleier,
ſondern die feinen, weichen Orenburger Wollgewebe, die
unſre Damen wie ein weißes Spinngewebe vor das Ge¬
ſicht binden, wenn es ſtark friert, — namentlich abends.
— Reine Unmöglichkeit, dann jemand zu erkennen.“
„Lieber Onkel Miſcha!“ unterbrach ihn Fenia, „bitte,
gieb dich mit dieſer Geſchichte nicht ab. Ich will es ein¬
fach nicht! Es iſt mir fatal und gänzlich ungewohnt,
daß andre ſich um meinen Ruf abängſtigen, — wenn
der gläſern iſt, — — ich bin's nicht!“
Der Baron erhob ſich und berührte mit ſeinen langen
kühlen Fingern leicht, liebkoſend Fenias Wange.
„Du darfſt nicht ſo ſprechen!“ verwies er ihr ihre
Worte; — „du weißt, dein guter Vater hat dich ſo frei
erzogen, wie ich es für meine Töchter weder gewünſcht,
noch jemals geſtattet haben würde. Aber du haſt ihm
Ehre gemacht! Und du biſt, wenn nicht meine Tochter,
ſo doch unſer teures Familienmitglied, für das ich ein¬
ſtehe überall und in allem. C'est convenu. N'en par¬
lons plus.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |