Andolt, Ernst [d. i. Bernhard Abeken]: Eine Nacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–287. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.glücklich, um baare Wirklichkeit zu sein; ich habe Sie in Verdacht, daß Sie uns einen Roman erzählten! Ich weiß nicht, ob Ihr Verdacht für meine Erfindungsgabe schmeichelhaft ist. Uebrigens steht Ihnen frei, meine Gattin darüber zu examiniren, sobald sie von ihrer Badereise zurück sein wird. Und sollte wirklich hie und da ein Körnchen Dichtung mit untergelaufen sein, so beruf' ich mich auf das Wort unsers größten Dichters: Giebt's ein Gespräch, wenn wir uns nicht betrügen, Mehr oder weniger versteckt? -- So ein Ragout von Wahrheit und von Lügen, Das ist die Kocherei, die mir am besten schmeckt. Aber ich glaube, es wird Zeit sein, aufzubrechen. glücklich, um baare Wirklichkeit zu sein; ich habe Sie in Verdacht, daß Sie uns einen Roman erzählten! Ich weiß nicht, ob Ihr Verdacht für meine Erfindungsgabe schmeichelhaft ist. Uebrigens steht Ihnen frei, meine Gattin darüber zu examiniren, sobald sie von ihrer Badereise zurück sein wird. Und sollte wirklich hie und da ein Körnchen Dichtung mit untergelaufen sein, so beruf' ich mich auf das Wort unsers größten Dichters: Giebt's ein Gespräch, wenn wir uns nicht betrügen, Mehr oder weniger versteckt? — So ein Ragout von Wahrheit und von Lügen, Das ist die Kocherei, die mir am besten schmeckt. Aber ich glaube, es wird Zeit sein, aufzubrechen. <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0079"/> glücklich, um baare Wirklichkeit zu sein; ich habe Sie in Verdacht, daß Sie uns einen Roman erzählten! </p><lb/> <p>Ich weiß nicht, ob Ihr Verdacht für meine Erfindungsgabe schmeichelhaft ist. Uebrigens steht Ihnen frei, meine Gattin darüber zu examiniren, sobald sie von ihrer Badereise zurück sein wird. Und sollte wirklich hie und da ein Körnchen Dichtung mit untergelaufen sein, so beruf' ich mich auf das Wort unsers größten Dichters:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Giebt's ein Gespräch, wenn wir uns nicht betrügen,</l><lb/> <l>Mehr oder weniger versteckt? —</l><lb/> <l>So ein Ragout von Wahrheit und von Lügen,</l><lb/> <l>Das ist die Kocherei, die mir am besten schmeckt.</l> </lg><lb/> <p>Aber ich glaube, es wird Zeit sein, aufzubrechen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0079]
glücklich, um baare Wirklichkeit zu sein; ich habe Sie in Verdacht, daß Sie uns einen Roman erzählten!
Ich weiß nicht, ob Ihr Verdacht für meine Erfindungsgabe schmeichelhaft ist. Uebrigens steht Ihnen frei, meine Gattin darüber zu examiniren, sobald sie von ihrer Badereise zurück sein wird. Und sollte wirklich hie und da ein Körnchen Dichtung mit untergelaufen sein, so beruf' ich mich auf das Wort unsers größten Dichters:
Giebt's ein Gespräch, wenn wir uns nicht betrügen,
Mehr oder weniger versteckt? —
So ein Ragout von Wahrheit und von Lügen,
Das ist die Kocherei, die mir am besten schmeckt.
Aber ich glaube, es wird Zeit sein, aufzubrechen.
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Zitationshilfe: | Andolt, Ernst [d. i. Bernhard Abeken]: Eine Nacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–287. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/andolt_nacht_1910/79>, abgerufen am 16.07.2024. |