Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890.Die Methoden der Granulauntersuchung. Balsam das Wasser entfernen sollen, extrahirt. Wird jedochdas lebende Organ durch das Gefrieren sofort fixirt, so tritt beim Trocknen desselben unterhalb der kritischen Temperatur eine Veränderung der vitalen Farbstoffreaction nicht ein, und ist das Gewebe erst trocken, so kann es ohne Nachtheil für die Farbstoffverbindungen mit Paraffin durchtränkt, geschnitten, mit Xylol gewaschen und in Balsam eingeschlossen werden; man erhält so Dauerpräparate, welche den besten Vergrösserungen zugänglich sind. Auch abgesehen von seiner Verwendung für morphologische Es mag noch darauf hingewiesen werden, dass in dem Aus¬ Die Methoden der Granulauntersuchung. Balsam das Wasser entfernen sollen, extrahirt. Wird jedochdas lebende Organ durch das Gefrieren sofort fixirt, so tritt beim Trocknen desselben unterhalb der kritischen Temperatur eine Veränderung der vitalen Farbstoffreaction nicht ein, und ist das Gewebe erst trocken, so kann es ohne Nachtheil für die Farbstoffverbindungen mit Paraffin durchtränkt, geschnitten, mit Xylol gewaschen und in Balsam eingeschlossen werden; man erhält so Dauerpräparate, welche den besten Vergrösserungen zugänglich sind. Auch abgesehen von seiner Verwendung für morphologische Es mag noch darauf hingewiesen werden, dass in dem Aus¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0042" n="26"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">Die Methoden der Granulauntersuchung</hi>.<lb/></fw>Balsam das Wasser entfernen sollen, extrahirt. Wird jedoch<lb/> das lebende Organ durch das Gefrieren sofort fixirt, so tritt<lb/> beim Trocknen desselben unterhalb der kritischen Temperatur<lb/> eine Veränderung der vitalen Farbstoffreaction nicht ein, und<lb/> ist das Gewebe erst trocken, so kann es ohne Nachtheil für die<lb/> Farbstoffverbindungen mit Paraffin durchtränkt, geschnitten, mit<lb/> Xylol gewaschen und in Balsam eingeschlossen werden; man<lb/> erhält so Dauerpräparate, welche den besten Vergrösserungen<lb/> zugänglich sind.</p><lb/> <p>Auch abgesehen von seiner Verwendung für morphologische<lb/> Zwecke dürfte das Ausfrieren unterhalb der kritischen Tempe¬<lb/> ratur nützlich sein. Indem wir z. B. ein lebendes Organ, statt<lb/> es absterben zu lassen, acut gefrieren machen, gewinnen wir<lb/> durch jene Methode die Möglichkeit, eine Substanz in trockner<lb/> Pulverform vor uns zu haben, die wir in einem Zustande direkt<lb/> angreifen können, welcher sich von dem des Lebens nur durch<lb/> die Abwesenheit des Wassers unterscheidet. Was wir aus den<lb/> durch das Absterben veränderten wasserhaltigen Organen ex¬<lb/> trahiren, mag als Zersetzungsprodukte der lebenden Substanz<lb/> gewiss von Werth sein; vielleicht ist es aber durch jene Methode<lb/> zu erreichen, nicht nur chemisch, sondern biochemisch vor¬<lb/> zugehen, abgesehen von den Vorzügen, welche auch sonst<lb/> in der späteren Handlicheit und Sauberkeit des Verfahrens<lb/> liegen.</p><lb/> <p>Es mag noch darauf hingewiesen werden, dass in dem Aus¬<lb/> frieren der Gewebe unterhalb der kritischen Temperatur endlich<lb/> auch ein Mittel gefunden zu sein scheint, um die von <hi rendition="#k">Naegeli</hi><lb/> geschaffenen Anschauungen über die micellare Natur der orga¬<lb/> nisirten Substanz einer experimentellen Prüfung zu unterziehen.<lb/> Diese Micellartheorie wird augenscheinlich die Grundlage der<lb/> Erwägungen zu bilden haben, wenn es sich darum handeln<lb/> wird, die lebendigen Vorgänge durch Gesetze der Mikrophysik<lb/> zu erklären; sie basirt in Ihrem ganzen Wesen aber auf den<lb/> Vorstellungen über den Gegensatz des wasserhaltigen und wasser¬<lb/> freien Zustandes der organisirten Substanz. Gelingt es nun, wie<lb/> dieses augenscheinlich bei der Ausfriermethode der Fall ist, den<lb/> wasserfreien Zustand herzustellen, ohne die Organisation zu<lb/> stören, und so die Micellen trotz des Wasserverlustes in ihrem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0042]
Die Methoden der Granulauntersuchung.
Balsam das Wasser entfernen sollen, extrahirt. Wird jedoch
das lebende Organ durch das Gefrieren sofort fixirt, so tritt
beim Trocknen desselben unterhalb der kritischen Temperatur
eine Veränderung der vitalen Farbstoffreaction nicht ein, und
ist das Gewebe erst trocken, so kann es ohne Nachtheil für die
Farbstoffverbindungen mit Paraffin durchtränkt, geschnitten, mit
Xylol gewaschen und in Balsam eingeschlossen werden; man
erhält so Dauerpräparate, welche den besten Vergrösserungen
zugänglich sind.
Auch abgesehen von seiner Verwendung für morphologische
Zwecke dürfte das Ausfrieren unterhalb der kritischen Tempe¬
ratur nützlich sein. Indem wir z. B. ein lebendes Organ, statt
es absterben zu lassen, acut gefrieren machen, gewinnen wir
durch jene Methode die Möglichkeit, eine Substanz in trockner
Pulverform vor uns zu haben, die wir in einem Zustande direkt
angreifen können, welcher sich von dem des Lebens nur durch
die Abwesenheit des Wassers unterscheidet. Was wir aus den
durch das Absterben veränderten wasserhaltigen Organen ex¬
trahiren, mag als Zersetzungsprodukte der lebenden Substanz
gewiss von Werth sein; vielleicht ist es aber durch jene Methode
zu erreichen, nicht nur chemisch, sondern biochemisch vor¬
zugehen, abgesehen von den Vorzügen, welche auch sonst
in der späteren Handlicheit und Sauberkeit des Verfahrens
liegen.
Es mag noch darauf hingewiesen werden, dass in dem Aus¬
frieren der Gewebe unterhalb der kritischen Temperatur endlich
auch ein Mittel gefunden zu sein scheint, um die von Naegeli
geschaffenen Anschauungen über die micellare Natur der orga¬
nisirten Substanz einer experimentellen Prüfung zu unterziehen.
Diese Micellartheorie wird augenscheinlich die Grundlage der
Erwägungen zu bilden haben, wenn es sich darum handeln
wird, die lebendigen Vorgänge durch Gesetze der Mikrophysik
zu erklären; sie basirt in Ihrem ganzen Wesen aber auf den
Vorstellungen über den Gegensatz des wasserhaltigen und wasser¬
freien Zustandes der organisirten Substanz. Gelingt es nun, wie
dieses augenscheinlich bei der Ausfriermethode der Fall ist, den
wasserfreien Zustand herzustellen, ohne die Organisation zu
stören, und so die Micellen trotz des Wasserverlustes in ihrem
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