Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Fettumsetzungen in den Zellen.
auch der fertigen echten Fettzelle gegenüber können wir diese
Möglichkeit nicht ganz in Abrede stellen. Ohne dieses Zurück¬
bleiben vitaler Fähigkeiten in den grösseren ja auch grossen
Fettkugeln wäre nicht nur das Wachsthum, sondern auch
manche Erscheinung des regressiven Fettschwundes schwer er¬
klärlich.

Das ist vielleicht auf den ersten Blick schwer zuzugeben,
aber man kommt doch durch anderweitige Erfahrungen und Er¬
wägungen dahin, es nicht für unmöglich zu halten. Zunächst mag
hier wiederum an jene schon besprochene Titrirungen Hof¬
mann's erinnert werden, der in dem Fette verschiedener Organe
verschiedenen Gehalt an freien Fettsäuren nachgewiesen hat,
ohne dadurch die Gegenwart anderer Körper, wie Lecythin,
Jecorin, Seifen u. s. w. auszuschliessen, deren eigenthümliche
Löslichkeitsverhältnisse die Gegenwart fast jeder beliebigen
Substanz in den Fettkugeln als möglich anzunehmen gestatten.
In den fertig gebildeten Fettzellen der Bindesubstanzen aller¬
dings werden wir nicht viel von solchen Beimengungen zu er¬
warten haben, wie dieses auch Hofmann wahrscheinlich ge¬
macht hat. Es beweist das nur, dass der Process der Fett¬
assimilation eine abschliessende Grenze hat, die in der fertigen
Fettzelle der Bindesubstanz erreicht sein mag. Wie es aber in
den Vorstufen dieser selben Fettbildung und in anderen Organen
des Körpers, wie Leber, Darmepithel etc., welche Fett zu assi¬
miliren vermögen, aussieht, darüber haben wir noch keine Vor¬
stellung; dass hier vitale Substanzen den scheinbar homogenen
Fettelementen beigemischt sein können und auch wirklich bei
gemischt sind, erscheint aus mancherlei Gründen wahrschein¬
lich. Der von Hofmann hier nachgewiesene geringere Procent¬
satz an Neutralfett, die morphologisch zu beobachtende, nach
der Osmiumbehandlung geringere Widerstandsfähigkeit gegen
Extractionsmittel machen die Fettelemente dieser Organe von
vorn herein verdächtig; auch fehlt es in den Fettdrüsen und
deren Verwandten nicht an Uebergängen, die uns bis zur reinen
Wasserlöslichkeit der analogen Gebilde führen und dürfte, wie
schon erwähnt, diese geringe Widerstandsfähigkeit vielleicht
nicht auf der Gegenwart der Fettsäuren, sondern auf der Bei¬
mengung anderer, zum Theil vitaler Substanzen beruhen.

Die Fettumsetzungen in den Zellen.
auch der fertigen echten Fettzelle gegenüber können wir diese
Möglichkeit nicht ganz in Abrede stellen. Ohne dieses Zurück¬
bleiben vitaler Fähigkeiten in den grösseren ja auch grossen
Fettkugeln wäre nicht nur das Wachsthum, sondern auch
manche Erscheinung des regressiven Fettschwundes schwer er¬
klärlich.

Das ist vielleicht auf den ersten Blick schwer zuzugeben,
aber man kommt doch durch anderweitige Erfahrungen und Er¬
wägungen dahin, es nicht für unmöglich zu halten. Zunächst mag
hier wiederum an jene schon besprochene Titrirungen Hof¬
mann's erinnert werden, der in dem Fette verschiedener Organe
verschiedenen Gehalt an freien Fettsäuren nachgewiesen hat,
ohne dadurch die Gegenwart anderer Körper, wie Lecythin,
Jecorin, Seifen u. s. w. auszuschliessen, deren eigenthümliche
Löslichkeitsverhältnisse die Gegenwart fast jeder beliebigen
Substanz in den Fettkugeln als möglich anzunehmen gestatten.
In den fertig gebildeten Fettzellen der Bindesubstanzen aller¬
dings werden wir nicht viel von solchen Beimengungen zu er¬
warten haben, wie dieses auch Hofmann wahrscheinlich ge¬
macht hat. Es beweist das nur, dass der Process der Fett¬
assimilation eine abschliessende Grenze hat, die in der fertigen
Fettzelle der Bindesubstanz erreicht sein mag. Wie es aber in
den Vorstufen dieser selben Fettbildung und in anderen Organen
des Körpers, wie Leber, Darmepithel etc., welche Fett zu assi¬
miliren vermögen, aussieht, darüber haben wir noch keine Vor¬
stellung; dass hier vitale Substanzen den scheinbar homogenen
Fettelementen beigemischt sein können und auch wirklich bei
gemischt sind, erscheint aus mancherlei Gründen wahrschein¬
lich. Der von Hofmann hier nachgewiesene geringere Procent¬
satz an Neutralfett, die morphologisch zu beobachtende, nach
der Osmiumbehandlung geringere Widerstandsfähigkeit gegen
Extractionsmittel machen die Fettelemente dieser Organe von
vorn herein verdächtig; auch fehlt es in den Fettdrüsen und
deren Verwandten nicht an Uebergängen, die uns bis zur reinen
Wasserlöslichkeit der analogen Gebilde führen und dürfte, wie
schon erwähnt, diese geringe Widerstandsfähigkeit vielleicht
nicht auf der Gegenwart der Fettsäuren, sondern auf der Bei¬
mengung anderer, zum Theil vitaler Substanzen beruhen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0110" n="94"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">Die Fettumsetzungen in den Zellen</hi>.<lb/></fw> auch der fertigen echten Fettzelle gegenüber können wir diese<lb/>
Möglichkeit nicht ganz in Abrede stellen. Ohne dieses Zurück¬<lb/>
bleiben vitaler Fähigkeiten in den grösseren ja auch grossen<lb/>
Fettkugeln wäre nicht nur das Wachsthum, sondern auch<lb/>
manche Erscheinung des regressiven Fettschwundes schwer er¬<lb/>
klärlich.</p><lb/>
        <p>Das ist vielleicht auf den ersten Blick schwer zuzugeben,<lb/>
aber man kommt doch durch anderweitige Erfahrungen und Er¬<lb/>
wägungen dahin, es nicht für unmöglich zu halten. Zunächst mag<lb/>
hier wiederum an jene schon besprochene Titrirungen <hi rendition="#k">Hof</hi>¬<lb/><hi rendition="#k">mann</hi>'<hi rendition="#k">s</hi> erinnert werden, der in dem Fette verschiedener Organe<lb/>
verschiedenen Gehalt an freien Fettsäuren nachgewiesen hat,<lb/>
ohne dadurch die Gegenwart anderer Körper, wie Lecythin,<lb/>
Jecorin, Seifen u. s. w. auszuschliessen, deren eigenthümliche<lb/>
Löslichkeitsverhältnisse die Gegenwart fast jeder beliebigen<lb/>
Substanz in den Fettkugeln als möglich anzunehmen gestatten.<lb/>
In den fertig gebildeten Fettzellen der Bindesubstanzen aller¬<lb/>
dings werden wir nicht viel von solchen Beimengungen zu er¬<lb/>
warten haben, wie dieses auch <hi rendition="#k">Hofmann</hi> wahrscheinlich ge¬<lb/>
macht hat. Es beweist das nur, dass der Process der Fett¬<lb/>
assimilation eine abschliessende Grenze hat, die in der fertigen<lb/>
Fettzelle der Bindesubstanz erreicht sein mag. Wie es aber in<lb/>
den Vorstufen dieser selben Fettbildung und in anderen Organen<lb/>
des Körpers, wie Leber, Darmepithel etc., welche Fett zu assi¬<lb/>
miliren vermögen, aussieht, darüber haben wir noch keine Vor¬<lb/>
stellung; dass hier vitale Substanzen den scheinbar homogenen<lb/>
Fettelementen beigemischt sein können und auch wirklich bei<lb/>
gemischt sind, erscheint aus mancherlei Gründen wahrschein¬<lb/>
lich. Der von <hi rendition="#k">Hofmann</hi> hier nachgewiesene geringere Procent¬<lb/>
satz an Neutralfett, die morphologisch zu beobachtende, nach<lb/>
der Osmiumbehandlung geringere Widerstandsfähigkeit gegen<lb/>
Extractionsmittel machen die Fettelemente dieser Organe von<lb/>
vorn herein verdächtig; auch fehlt es in den Fettdrüsen und<lb/>
deren Verwandten nicht an Uebergängen, die uns bis zur reinen<lb/>
Wasserlöslichkeit der analogen Gebilde führen und dürfte, wie<lb/>
schon erwähnt, diese geringe Widerstandsfähigkeit vielleicht<lb/>
nicht auf der Gegenwart der Fettsäuren, sondern auf der Bei¬<lb/>
mengung anderer, zum Theil vitaler Substanzen beruhen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0110] Die Fettumsetzungen in den Zellen. auch der fertigen echten Fettzelle gegenüber können wir diese Möglichkeit nicht ganz in Abrede stellen. Ohne dieses Zurück¬ bleiben vitaler Fähigkeiten in den grösseren ja auch grossen Fettkugeln wäre nicht nur das Wachsthum, sondern auch manche Erscheinung des regressiven Fettschwundes schwer er¬ klärlich. Das ist vielleicht auf den ersten Blick schwer zuzugeben, aber man kommt doch durch anderweitige Erfahrungen und Er¬ wägungen dahin, es nicht für unmöglich zu halten. Zunächst mag hier wiederum an jene schon besprochene Titrirungen Hof¬ mann's erinnert werden, der in dem Fette verschiedener Organe verschiedenen Gehalt an freien Fettsäuren nachgewiesen hat, ohne dadurch die Gegenwart anderer Körper, wie Lecythin, Jecorin, Seifen u. s. w. auszuschliessen, deren eigenthümliche Löslichkeitsverhältnisse die Gegenwart fast jeder beliebigen Substanz in den Fettkugeln als möglich anzunehmen gestatten. In den fertig gebildeten Fettzellen der Bindesubstanzen aller¬ dings werden wir nicht viel von solchen Beimengungen zu er¬ warten haben, wie dieses auch Hofmann wahrscheinlich ge¬ macht hat. Es beweist das nur, dass der Process der Fett¬ assimilation eine abschliessende Grenze hat, die in der fertigen Fettzelle der Bindesubstanz erreicht sein mag. Wie es aber in den Vorstufen dieser selben Fettbildung und in anderen Organen des Körpers, wie Leber, Darmepithel etc., welche Fett zu assi¬ miliren vermögen, aussieht, darüber haben wir noch keine Vor¬ stellung; dass hier vitale Substanzen den scheinbar homogenen Fettelementen beigemischt sein können und auch wirklich bei gemischt sind, erscheint aus mancherlei Gründen wahrschein¬ lich. Der von Hofmann hier nachgewiesene geringere Procent¬ satz an Neutralfett, die morphologisch zu beobachtende, nach der Osmiumbehandlung geringere Widerstandsfähigkeit gegen Extractionsmittel machen die Fettelemente dieser Organe von vorn herein verdächtig; auch fehlt es in den Fettdrüsen und deren Verwandten nicht an Uebergängen, die uns bis zur reinen Wasserlöslichkeit der analogen Gebilde führen und dürfte, wie schon erwähnt, diese geringe Widerstandsfähigkeit vielleicht nicht auf der Gegenwart der Fettsäuren, sondern auf der Bei¬ mengung anderer, zum Theil vitaler Substanzen beruhen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/110
Zitationshilfe: Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/110>, abgerufen am 24.04.2024.