Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906."Nein, ich wünsche elektrische Beleuchtung." Um Mitternacht hörte ich Geräusche von zerrissenen und zerkratzten Papiertapeten. Dann kam eine Maus, stieg meinen Waschtisch hinan und betrat das Lavoir, machte überhaupt verschiedene artige Evolutionen, begab sich sodann wieder auf den Fussboden, da Porzellan nicht zweckentsprechend war, hatte überhaupt keine festen weitausgreifenden Pläne und hielt schliesslich die Dunkelheit unter dem Kasten bei den gegebenen Umständen für ziemlich vorteilhaft. Morgens sagte ich zu dem Dienstmädchen: "Sie, eine Maus war heute nacht in meinem Zimmer. Eine schöne Wirtschaft!" "Bei uns gibt's keine Mäuse, das wäre nicht schlecht. Woher sollte denn bei uns eine Maus herkommen?! So was lassen wir uns überhaupt gar nicht nachsagen!" Ich sagte infolgedessen zu dem Zimmerkellner: "Ihr Stubenmädchen ist ein freches Geschöpf. Heute nacht war eine Maus im Zimmer." "Bei uns gibt's keine Mäuse. Woher sollte denn bei uns eine Maus herkommen?! So was lassen wir uns überhaupt gar nicht nachsagen!" Als ich in das Hotelvorhaus trat, betrachteten mich der Herr Portier, der Herr Hausknecht, die anderen beiden Fräulein Stubenmädchen und der Herr Geschäftsführer, wie man einen betrachtet, der mit zwei paar Socken, zwei Slibowitzflaschen einzieht und bereits Mäuse sieht, die nicht da sind. „Nein, ich wünsche elektrische Beleuchtung.“ Um Mitternacht hörte ich Geräusche von zerrissenen und zerkratzten Papiertapeten. Dann kam eine Maus, stieg meinen Waschtisch hinan und betrat das Lavoir, machte überhaupt verschiedene artige Evolutionen, begab sich sodann wieder auf den Fussboden, da Porzellan nicht zweckentsprechend war, hatte überhaupt keine festen weitausgreifenden Pläne und hielt schliesslich die Dunkelheit unter dem Kasten bei den gegebenen Umständen für ziemlich vorteilhaft. Morgens sagte ich zu dem Dienstmädchen: „Sie, eine Maus war heute nacht in meinem Zimmer. Eine schöne Wirtschaft!“ „Bei uns gibt’s keine Mäuse, das wäre nicht schlecht. Woher sollte denn bei uns eine Maus herkommen?! So was lassen wir uns überhaupt gar nicht nachsagen!“ Ich sagte infolgedessen zu dem Zimmerkellner: „Ihr Stubenmädchen ist ein freches Geschöpf. Heute nacht war eine Maus im Zimmer.“ „Bei uns gibt’s keine Mäuse. Woher sollte denn bei uns eine Maus herkommen?! So was lassen wir uns überhaupt gar nicht nachsagen!“ Als ich in das Hotelvorhaus trat, betrachteten mich der Herr Portier, der Herr Hausknecht, die anderen beiden Fräulein Stubenmädchen und der Herr Geschäftsführer, wie man einen betrachtet, der mit zwei paar Socken, zwei Slibowitzflaschen einzieht und bereits Mäuse sieht, die nicht da sind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0163" n="163"/> <p>„Nein, ich wünsche elektrische Beleuchtung.“</p> <p>Um Mitternacht hörte ich Geräusche von zerrissenen und zerkratzten Papiertapeten. Dann kam eine Maus, stieg meinen Waschtisch hinan und betrat das Lavoir, machte überhaupt verschiedene artige Evolutionen, begab sich sodann wieder auf den Fussboden, da Porzellan nicht zweckentsprechend war, hatte überhaupt keine festen weitausgreifenden Pläne und hielt schliesslich die Dunkelheit unter dem Kasten bei den gegebenen Umständen für ziemlich vorteilhaft.</p> <p>Morgens sagte ich zu dem Dienstmädchen: „Sie, eine Maus war heute nacht in meinem Zimmer. Eine schöne Wirtschaft!“</p> <p>„Bei uns gibt’s keine Mäuse, das wäre nicht schlecht. Woher sollte denn bei uns eine Maus herkommen?! So was lassen wir uns überhaupt gar nicht nachsagen!“</p> <p>Ich sagte infolgedessen zu dem Zimmerkellner:</p> <p>„Ihr Stubenmädchen ist ein freches Geschöpf. Heute nacht war eine Maus im Zimmer.“</p> <p>„Bei uns gibt’s keine Mäuse. Woher sollte denn bei uns eine Maus herkommen?! So was lassen wir uns überhaupt gar nicht nachsagen!“</p> <p>Als ich in das Hotelvorhaus trat, betrachteten mich der Herr Portier, der Herr Hausknecht, die anderen beiden Fräulein Stubenmädchen und der Herr Geschäftsführer, wie man einen betrachtet, der mit zwei paar Socken, zwei Slibowitzflaschen einzieht und bereits Mäuse sieht, die nicht da sind.</p> </div> </body> </text> </TEI> [163/0163]
„Nein, ich wünsche elektrische Beleuchtung.“
Um Mitternacht hörte ich Geräusche von zerrissenen und zerkratzten Papiertapeten. Dann kam eine Maus, stieg meinen Waschtisch hinan und betrat das Lavoir, machte überhaupt verschiedene artige Evolutionen, begab sich sodann wieder auf den Fussboden, da Porzellan nicht zweckentsprechend war, hatte überhaupt keine festen weitausgreifenden Pläne und hielt schliesslich die Dunkelheit unter dem Kasten bei den gegebenen Umständen für ziemlich vorteilhaft.
Morgens sagte ich zu dem Dienstmädchen: „Sie, eine Maus war heute nacht in meinem Zimmer. Eine schöne Wirtschaft!“
„Bei uns gibt’s keine Mäuse, das wäre nicht schlecht. Woher sollte denn bei uns eine Maus herkommen?! So was lassen wir uns überhaupt gar nicht nachsagen!“
Ich sagte infolgedessen zu dem Zimmerkellner:
„Ihr Stubenmädchen ist ein freches Geschöpf. Heute nacht war eine Maus im Zimmer.“
„Bei uns gibt’s keine Mäuse. Woher sollte denn bei uns eine Maus herkommen?! So was lassen wir uns überhaupt gar nicht nachsagen!“
Als ich in das Hotelvorhaus trat, betrachteten mich der Herr Portier, der Herr Hausknecht, die anderen beiden Fräulein Stubenmädchen und der Herr Geschäftsführer, wie man einen betrachtet, der mit zwei paar Socken, zwei Slibowitzflaschen einzieht und bereits Mäuse sieht, die nicht da sind.
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Zitationshilfe: | Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/163>, abgerufen am 08.07.2024. |