Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.Zeige, wie die edle Beweglichkeit deines Leibes die ewige Quelle edler geistiger Beweglichkeit ist, gleichsam der Jugend-Brunnen, in dem der schwer und stagnierend werdende Geist sich immer wieder zu Beweglichkeit und Frische badet! Zu einer solchen Männer-Schönheits-Konkurrenz werden dann auch edle Frauen in Menge eilen: denn ihrem oft betrübten und enttäuschten Auge wird sich das Bildnis von Organisationen bieten wie von altenglischen Königsprinzen, und sie werden die adeligste Hülle, ja die untrügliche Bestätigung erblicken von Geistig-Seelischem im Menschen, von zarter Kraft, von Mass und innerer Würde! Ich gliedere hier zu dieser Abhandlung noch einige recht unliebsame Aphorismen an, die nicht gerade geeignet erscheinen, den Kreis meiner Freunde um ein Beträchtliches zu vermehren: Es gibt keine "plastische Schönheit". Es gibt nur eine Schönheit in der Bewegung. Die "plastische Schönheit" ist das, was als überflüssig überwunden werden muss! Nur das Skelett am Menschen ist schön. Das Fleisch ist das, was man sich schleunigst abgewöhnen muss! Heilige Magerkeit, getreueste Beschützerin unserer Beweglichkeiten! Werde das Ziel kommender Generationen! "Wadeln" sind fast ein moralischer Defekt. Zeige, wie die edle Beweglichkeit deines Leibes die ewige Quelle edler geistiger Beweglichkeit ist, gleichsam der Jugend-Brunnen, in dem der schwer und stagnierend werdende Geist sich immer wieder zu Beweglichkeit und Frische badet! Zu einer solchen Männer-Schönheits-Konkurrenz werden dann auch edle Frauen in Menge eilen: denn ihrem oft betrübten und enttäuschten Auge wird sich das Bildnis von Organisationen bieten wie von altenglischen Königsprinzen, und sie werden die adeligste Hülle, ja die untrügliche Bestätigung erblicken von Geistig-Seelischem im Menschen, von zarter Kraft, von Mass und innerer Würde! Ich gliedere hier zu dieser Abhandlung noch einige recht unliebsame Aphorismen an, die nicht gerade geeignet erscheinen, den Kreis meiner Freunde um ein Beträchtliches zu vermehren: Es gibt keine „plastische Schönheit“. Es gibt nur eine Schönheit in der Bewegung. Die „plastische Schönheit“ ist das, was als überflüssig überwunden werden muss! Nur das Skelett am Menschen ist schön. Das Fleisch ist das, was man sich schleunigst abgewöhnen muss! Heilige Magerkeit, getreueste Beschützerin unserer Beweglichkeiten! Werde das Ziel kommender Generationen! „Wadeln“ sind fast ein moralischer Defekt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0116" n="116"/> <p>Zeige, wie die edle Beweglichkeit deines Leibes die ewige Quelle edler geistiger Beweglichkeit ist, gleichsam der Jugend-Brunnen, in dem der schwer und stagnierend werdende Geist sich immer wieder zu Beweglichkeit und Frische badet!</p> <p>Zu einer solchen Männer-<hi rendition="#g">Schönheits</hi>-Konkurrenz werden dann auch edle Frauen in Menge eilen: denn ihrem oft betrübten und enttäuschten Auge wird sich das Bildnis von Organisationen bieten wie von altenglischen Königsprinzen, und sie werden die adeligste Hülle, ja die untrügliche Bestätigung erblicken von Geistig-Seelischem im Menschen, von zarter Kraft, von Mass und innerer Würde!</p> <p>Ich gliedere hier zu dieser Abhandlung noch einige recht unliebsame Aphorismen an, die nicht gerade geeignet erscheinen, den Kreis meiner Freunde um ein Beträchtliches zu vermehren:</p> <p>Es gibt keine „plastische Schönheit“. Es gibt nur eine Schönheit in der Bewegung. Die „plastische Schönheit“ ist das, was als überflüssig überwunden werden muss!</p> <p>Nur das Skelett am Menschen ist schön. Das Fleisch ist das, was man sich schleunigst abgewöhnen muss!</p> <p>Heilige Magerkeit, getreueste Beschützerin unserer Beweglichkeiten! Werde das Ziel kommender Generationen!</p> <p>„Wadeln“ sind fast ein moralischer Defekt.</p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0116]
Zeige, wie die edle Beweglichkeit deines Leibes die ewige Quelle edler geistiger Beweglichkeit ist, gleichsam der Jugend-Brunnen, in dem der schwer und stagnierend werdende Geist sich immer wieder zu Beweglichkeit und Frische badet!
Zu einer solchen Männer-Schönheits-Konkurrenz werden dann auch edle Frauen in Menge eilen: denn ihrem oft betrübten und enttäuschten Auge wird sich das Bildnis von Organisationen bieten wie von altenglischen Königsprinzen, und sie werden die adeligste Hülle, ja die untrügliche Bestätigung erblicken von Geistig-Seelischem im Menschen, von zarter Kraft, von Mass und innerer Würde!
Ich gliedere hier zu dieser Abhandlung noch einige recht unliebsame Aphorismen an, die nicht gerade geeignet erscheinen, den Kreis meiner Freunde um ein Beträchtliches zu vermehren:
Es gibt keine „plastische Schönheit“. Es gibt nur eine Schönheit in der Bewegung. Die „plastische Schönheit“ ist das, was als überflüssig überwunden werden muss!
Nur das Skelett am Menschen ist schön. Das Fleisch ist das, was man sich schleunigst abgewöhnen muss!
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