Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

um die Welt gemacht, um nichts zu sehen, als die Thür, wo er in den Wagen stieg und wieder ausstieg. Bei alledem ist er ein Ehrenmann, ich versichere es Sie, und wünsche nicht, daß Jemand daran zweifelt. Man soll sich nicht über ihn lustig machen, er steht unter meiner Protection. Lassen Sie ihm seinen Wahn, so lange er daran Gefallen hat. Es könnte gefährlich werden, ihm denselben ausreden zu wollen. -- Gefährlich sage ich, wiederholte der Prinz mit Nachdruck, und sein herrschender Blick traf überall au[f] ehrerbietig gesenkte Häupter.

Als derselbe seine Prachtkarosse bestieg, nickte er noch gnädig zu Sacken und sagte ihm: Die Herzogin interessirt sich für Sie, mein Herr von Sacken. Danken Sie es ihr, wenn Ihre Reise früher zu einem glücklichen Ziel gelangte, als Ihre Wißbegier vielleicht, nach Verdienst, befriedigt ward. Sollte sie es noch nicht sein, und Sie wünschten neue Reisen, so rechnen Sie auf meine Beihülfe!

Sacken verneigte sich tief, und schwieg.

Unterweges in der Haide unterhielt sich Biron mit dem reich gallonirten Leibkutscher, welcher seinen Wagen lenkte. Diesen Dienst hatte derselbe erst vor Kurzem angetreten, dennoch ging aus der Vertraulichkeit hervor, daß sie sich schon länger kennen mußten. Auch uns muß das Gesicht bekannt sein.

Du meinst also, Philosoph, sagte der Herzog, daß die Kur geholfen hat?

Ausgetauscht ist er, Durchlaucht, antwortete der

um die Welt gemacht, um nichts zu sehen, als die Thür, wo er in den Wagen stieg und wieder ausstieg. Bei alledem ist er ein Ehrenmann, ich versichere es Sie, und wünsche nicht, daß Jemand daran zweifelt. Man soll sich nicht über ihn lustig machen, er steht unter meiner Protection. Lassen Sie ihm seinen Wahn, so lange er daran Gefallen hat. Es könnte gefährlich werden, ihm denselben ausreden zu wollen. — Gefährlich sage ich, wiederholte der Prinz mit Nachdruck, und sein herrschender Blick traf überall au[f] ehrerbietig gesenkte Häupter.

Als derselbe seine Prachtkarosse bestieg, nickte er noch gnädig zu Sacken und sagte ihm: Die Herzogin interessirt sich für Sie, mein Herr von Sacken. Danken Sie es ihr, wenn Ihre Reise früher zu einem glücklichen Ziel gelangte, als Ihre Wißbegier vielleicht, nach Verdienst, befriedigt ward. Sollte sie es noch nicht sein, und Sie wünschten neue Reisen, so rechnen Sie auf meine Beihülfe!

Sacken verneigte sich tief, und schwieg.

Unterweges in der Haide unterhielt sich Biron mit dem reich gallonirten Leibkutscher, welcher seinen Wagen lenkte. Diesen Dienst hatte derselbe erst vor Kurzem angetreten, dennoch ging aus der Vertraulichkeit hervor, daß sie sich schon länger kennen mußten. Auch uns muß das Gesicht bekannt sein.

Du meinst also, Philosoph, sagte der Herzog, daß die Kur geholfen hat?

Ausgetauscht ist er, Durchlaucht, antwortete der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="7">
        <p><pb facs="#f0107"/>
um die Welt gemacht, um                nichts zu sehen, als die Thür, wo er in den Wagen stieg und wieder ausstieg. Bei                alledem ist er ein Ehrenmann, ich versichere es Sie, und wünsche nicht, daß Jemand                daran zweifelt. Man soll sich nicht über ihn lustig machen, er steht unter meiner                Protection. Lassen Sie ihm seinen Wahn, so lange er daran Gefallen hat. Es könnte                gefährlich werden, ihm denselben ausreden zu wollen. &#x2014; Gefährlich sage ich,                wiederholte der Prinz mit Nachdruck, und sein herrschender Blick traf überall au<supplied>f</supplied>                ehrerbietig gesenkte Häupter.</p><lb/>
        <p>Als derselbe seine Prachtkarosse bestieg, nickte er noch gnädig zu Sacken und sagte                ihm: Die Herzogin interessirt sich für Sie, mein Herr von Sacken. Danken Sie es ihr,                wenn Ihre Reise früher zu einem glücklichen Ziel gelangte, als Ihre Wißbegier                vielleicht, nach Verdienst, befriedigt ward. Sollte sie es noch nicht sein, und Sie                wünschten neue Reisen, so rechnen Sie auf meine Beihülfe!</p><lb/>
        <p>Sacken verneigte sich tief, und schwieg.</p><lb/>
        <p>Unterweges in der Haide unterhielt sich Biron mit dem reich gallonirten Leibkutscher,                welcher seinen Wagen lenkte. Diesen Dienst hatte derselbe erst vor Kurzem angetreten,                dennoch ging aus der Vertraulichkeit hervor, daß sie sich schon länger kennen mußten.                Auch uns muß das Gesicht bekannt sein.</p><lb/>
        <p>Du meinst also, Philosoph, sagte der Herzog, daß die Kur geholfen hat?</p><lb/>
        <p>Ausgetauscht ist er, Durchlaucht, antwortete der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0107] um die Welt gemacht, um nichts zu sehen, als die Thür, wo er in den Wagen stieg und wieder ausstieg. Bei alledem ist er ein Ehrenmann, ich versichere es Sie, und wünsche nicht, daß Jemand daran zweifelt. Man soll sich nicht über ihn lustig machen, er steht unter meiner Protection. Lassen Sie ihm seinen Wahn, so lange er daran Gefallen hat. Es könnte gefährlich werden, ihm denselben ausreden zu wollen. — Gefährlich sage ich, wiederholte der Prinz mit Nachdruck, und sein herrschender Blick traf überall auf ehrerbietig gesenkte Häupter. Als derselbe seine Prachtkarosse bestieg, nickte er noch gnädig zu Sacken und sagte ihm: Die Herzogin interessirt sich für Sie, mein Herr von Sacken. Danken Sie es ihr, wenn Ihre Reise früher zu einem glücklichen Ziel gelangte, als Ihre Wißbegier vielleicht, nach Verdienst, befriedigt ward. Sollte sie es noch nicht sein, und Sie wünschten neue Reisen, so rechnen Sie auf meine Beihülfe! Sacken verneigte sich tief, und schwieg. Unterweges in der Haide unterhielt sich Biron mit dem reich gallonirten Leibkutscher, welcher seinen Wagen lenkte. Diesen Dienst hatte derselbe erst vor Kurzem angetreten, dennoch ging aus der Vertraulichkeit hervor, daß sie sich schon länger kennen mußten. Auch uns muß das Gesicht bekannt sein. Du meinst also, Philosoph, sagte der Herzog, daß die Kur geholfen hat? Ausgetauscht ist er, Durchlaucht, antwortete der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T12:11:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T12:11:53Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/107
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/107>, abgerufen am 03.05.2024.