Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.erwägt, was es Euch ist, dies Vaterland, ob es "Und wenn das Volk den Ruf nicht hörte!" "So haben wir gerufen, und der Schall vibrirt Der Freiherr ging wieder in Gedanken versun¬ "Wir dürfen uns nicht in Empfindungen ver¬ Walter schrieb -- hingeworfene Sätze, die von "Gedenken Excellenz auch dieses Memorial durch "Ja, die Königin -- wenn sie --!" Die Ge¬ "Und warum es uns verhehlen, was eine nur erwägt, was es Euch iſt, dies Vaterland, ob es „Und wenn das Volk den Ruf nicht hörte!“ „So haben wir gerufen, und der Schall vibrirt Der Freiherr ging wieder in Gedanken verſun¬ „Wir dürfen uns nicht in Empfindungen ver¬ Walter ſchrieb — hingeworfene Sätze, die von „Gedenken Excellenz auch dieſes Memorial durch „Ja, die Königin — wenn ſie —!“ Die Ge¬ „Und warum es uns verhehlen, was eine nur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0090" n="80"/> erwägt, was es Euch iſt, dies Vaterland, ob es<lb/> werth, daß Ihr Alles dran ſetzt, Alles, nicht nur<lb/> Gut und Blut, auch die Gewöhnung, das einge¬<lb/> ſchrumpfte Daſein, den Stolz. Sie müſſen neu ge¬<lb/> boren, ſie müſſen wieder Kinder werden, um der<lb/> Gnade empfänglich.“</p><lb/> <p>„Und wenn das Volk den Ruf nicht hörte!“</p><lb/> <p>„So <hi rendition="#g">haben</hi> wir gerufen, und der Schall vibrirt<lb/> fort durch die Luft — er weckt nach uns, Andre wer¬<lb/> den uns hören, wenn wir längſt untergegangen.“</p><lb/> <p>Der Freiherr ging wieder in Gedanken verſun¬<lb/> ken auf und ab. Er blickte noch einmal zum Fen¬<lb/> ſter hinaus, und das Sternenlicht ſchien wieder ſeine<lb/> Ruhe und Klarheit auf das characterfeſte Geſicht des<lb/> Mannes gehaucht zu haben, als er zurückkehrend ſich<lb/> Walter gegenüber am Tiſche niederſetzte.</p><lb/> <p>„Wir dürfen uns nicht in Empfindungen ver¬<lb/> lieren, es drängt. Nehmen Sie wieder die Feder —“</p><lb/> <p>Walter ſchrieb — hingeworfene Sätze, die von<lb/> den Lippen des Miniſters, wie ein immer lebendige¬<lb/> rer Quell, ſprudelten.</p><lb/> <p>„Gedenken Excellenz auch dieſes Memorial durch<lb/> die Hand der Königin an die höchſte Stelle zu be¬<lb/> fördern?“</p><lb/> <p>„Ja, die Königin — wenn ſie —!“ Die Ge¬<lb/> danken flogen, ſie drängten und überſtürzten ſich, con¬<lb/> vulſiviſch, wie die Bewegungen der Lippen.</p><lb/> <p>„Und warum es uns verhehlen, was eine nur<lb/> zu ſichere Ahnung uns ſagt! Auch dieſer Verſuch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [80/0090]
erwägt, was es Euch iſt, dies Vaterland, ob es
werth, daß Ihr Alles dran ſetzt, Alles, nicht nur
Gut und Blut, auch die Gewöhnung, das einge¬
ſchrumpfte Daſein, den Stolz. Sie müſſen neu ge¬
boren, ſie müſſen wieder Kinder werden, um der
Gnade empfänglich.“
„Und wenn das Volk den Ruf nicht hörte!“
„So haben wir gerufen, und der Schall vibrirt
fort durch die Luft — er weckt nach uns, Andre wer¬
den uns hören, wenn wir längſt untergegangen.“
Der Freiherr ging wieder in Gedanken verſun¬
ken auf und ab. Er blickte noch einmal zum Fen¬
ſter hinaus, und das Sternenlicht ſchien wieder ſeine
Ruhe und Klarheit auf das characterfeſte Geſicht des
Mannes gehaucht zu haben, als er zurückkehrend ſich
Walter gegenüber am Tiſche niederſetzte.
„Wir dürfen uns nicht in Empfindungen ver¬
lieren, es drängt. Nehmen Sie wieder die Feder —“
Walter ſchrieb — hingeworfene Sätze, die von
den Lippen des Miniſters, wie ein immer lebendige¬
rer Quell, ſprudelten.
„Gedenken Excellenz auch dieſes Memorial durch
die Hand der Königin an die höchſte Stelle zu be¬
fördern?“
„Ja, die Königin — wenn ſie —!“ Die Ge¬
danken flogen, ſie drängten und überſtürzten ſich, con¬
vulſiviſch, wie die Bewegungen der Lippen.
„Und warum es uns verhehlen, was eine nur
zu ſichere Ahnung uns ſagt! Auch dieſer Verſuch
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